64. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1946/47

15 Beziehung zu den natürlichen Silikatgesteinen; Löslichkeit des Kalzium¬ karbonats in CO=hältigem Wasser: Pflanzennährstoffe: Kunstdünger; Chemie der wichtigsten Nahrungsmittel (namentlich in Mädchenklassen); d) Sölche Tatsachen und Verfahren, die in ihrer technischen An¬ wendung einen dominierenden Einfluß auf die Gestaltung unserer Zivi¬ lisation gewonnen haben: z. B. Salzsäureerzeugung; Schwefelsäure¬ erzeugung; Haber=Bosch=Verfahren; Salpetersäuregewinnung aus Am¬ moniak; Superphosphat; trockene Destillation der Steinkohle und des Holzes; Sodaherstellung; Kalisalze; Kalkbrennen; Glas; Zement; Alu¬ miniumgewinnung; Eisenerze, Eisen und Stahl; Mineralöl; Benzin¬ synthese; Kohlehydrierung; Spirituserzeugung; Fetthärtung; Margarine¬ erzeugung; Seifenerzeugung; Zuckerfabrikation; Kunstseideerzeugung; Kunststoffe; Papiererzeugung u. dgl. 6. An Hand einiger, womöglich nach den örtlichen Verhältnissen ausgewählter Beispiele sollte eine Vorstellung von der Arbeitsweise der chemischen Technik vermittelt und dargelegt werden, wie in ihr wissen¬ chaftliche Forschung, technische Ausgestaltung und ihre Möglichkeiten, betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Gesichtspunkte zusammen¬ wirken. Dies erscheint äußerst wesentlich, um auch bei Nichttechnikern, die einmal an irgend einer Stelle die Zukunft mitgestalten werden, bei den künftigen Verwaltungsjuristen, Politikern, Volkswirtschaftlern und dergleichen Sinn und Verständnis für die Technik — hier insbesondere die chemische Technik — und ihre Bedeutung für das Volksganze und die Menschheit zu wecken. Technologische Details sollten dabei nicht um ihrer selbst willen, sondern nur so weit gebracht werden, als zur Er¬ reichung der dargelegten Zielsetzung erforderlich ist. Bei den Darlegungen nach Punkt 5 und 6 müßte darauf geachtet werden, daß das Dargebotene wirklich dem erreichten Stand der Technik entspricht, was namentlich auch von dem verwendeten Anschauungs¬ material (Bildtafeln etc.) gelten müßte. Es wurden hier die Zielsetzungen einander gegenübergestellt, wie sie sich einerseits im Interesse der künftigen Naturwissenschaftler und Tech¬ niker, andererseits aus dem Bedürfnis der übrigen Schüler ergeben würden. Der Schulunterricht muß nun versuchen, diese beiden Linien in einer möglichst günstigen Synthese zu vereinigen. Das ist, wie ein Ver¬ gleich der beiden Aufstellungen zeigt, in gewissen Punkten nicht schwie¬ rig. In anderen Punkten dagegen müßte der Versuch, die Forderungen der bestmöglichen Vorbereitung auf ein fachliches Hochschulstudium zu verwirklichen, an der zu geringen verfügbaren Stundenzahl scheitern und überdies zu einer unvertretbaren Mehrbelastung der Mehrzahl der Schüler führen. Daraus ergibt sich von selbst als einzige gangbare Lö¬ sung eine Zweiteilung des Unterrichts durch zweckentsprechende gediegene Ausgestaltung „chemischer Uebungen“ als Freigegenstand neben dem Unterricht im Pflichtfach „Chemie“. A) Obligater Chemieunterricht. Der obligate Chemieunterricht muß naturgemäß vorzugsweise jener Mehrheit der Schüler gerecht werden, für welche Chemie neben der

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