64. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1946/47

13 man doch lange eine Abneigung dagegen, sich allzuweit von dem un¬ mittelbar experimentell Vorführbaren zu entfernen, ein Standpunkt, der leicht eine zu starke Einengung des Stoffes und eine zu starke Beschrän¬ kung auf das Allerelementarste zur Folge haben kann, mit dem allein dann dem künftigen Chemiker ebensowenig gedient ist, wie dem Schüler, dem Chemie nur ein Glied in seiner Allgemeinausbildung ist (und der gerade nach dem früher Dargelegten ganz anderes von ihr erfahren sollte!). Es ist klar, daß eine etwas eingehendere Behandlung der wissen¬ schaftlichen und praktischen Anwendungen eine Bresche in das experi¬ mentell=induktive Lehrverfahren schlägt und zu einer erweiterten An¬ wendung der mitteilenden Lehrform zwingt. 4. Das gleiche gilt zum großen oder größten Teile hinsichtlich der unbedingt erforderlichen ersten Einführung in die physikalisch=chemische Betrachtungsweise; zumindest müßten wohl folgende Sachgebiete grund¬ legend behandelt werden: Reaktionswärme, exotherme und endotherme Reaktionen; Massenwirkungsgesetz und chemisches Gleichgewicht; Tat¬ sache der Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichtskonstante; Prinzip des kleinsten Zwanges; Faraday'sche Gesetze: Grundzüge der Jonen¬ lehre und der elektrolytischen Dissoziation; Dissoziation von Säuren, Basen und Salzen; Dissoziationsgrad; Dissoziation des Wassers; pIi¬ Zahl; Unterschied in der Wirksamkeit verschiedener Indikatoren; Hydro¬ lyse; Abscheidungspotential und elektrochemische Spannungsreihe; Lös¬ lichkeit fester, flüssiger und gasförmiger Stoffe; Destillation und frak¬ tionierte Destillation; Gefrierpunktserniedrigung und Siedepunktserhö¬ Satz hung und ihre Verwendung zur Molekulargewichtsbestimmung; Gas¬ von Avogadro; Loschmidt'sche Zahl; Molvolumen von Gasen; mit Hilfe der Dampfdichte; dichte; Molekulargewichtsbestimmung Grundlegendes über den Atombau; Kernladungszahl und periodisches System; Isotopen; Atomumwandlung; heteropolare Verbindungen; elektrochemische Wertigkeit und Gruppen des periodischen Systems:Zu¬ Ver¬ standekommen der Nebengruppen und Grundlegendes über das als halten der Nebengruppenelemente; Oxydation und Reduktion auch über Aenderungen der elektrochemischen Wertigkeit; Grundsätzliches Komplexverbindungen; homöopolare Bindung in elementarster Dar¬ Re¬ stellung. — Isomerie; optisch aktive Verbindungen. — Katalyse. aktionsgeschwindigkeit. Das periodische System wäre wohl so bald und so weit als möglich als ordnendes Prinzip bei der Behandlung der anorganischen Chemie heranzuziehen und aus ihm so viel als möglich über das Verhalten che¬ mischer Elemente zu folgern. 5. Kenntnis elektrochemischer Sachverhalte im Rahmen der Auf¬ stellung unter 4) auf Grund grundlegender Versuche und hinsichtlich ihrer praktischen Anwendbarkeit. Besprechung typischer Beispiele technisch wichtiger elektrochemischer Prozesse, z. B. Alkalichlorid=Elektrolyse; Aluminiumgewinnung durch Schmelzflußelektrolyse; Kupfer=Raffination; Herstellung von KMnOa durch anodische Oxydation; Cac==Herstellung als

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