63. Jahresbericht des Staats-Realgymnasiums Steyr 1945/46

23 Die Prinzipien des besangunterrichtes. Die musikalische Haupterziehungsarbeit des verflossenen Schul¬ jahres galt, im allgemeinen den Wegen der Kunstgesangausbildung fol¬ bezw. gend, der Erreichung eines gesunden, lockeren, freien Chortones dessen praktischer Anwendung im Liedgesang. Zur Erreichung dieses Zieles wurde in allen Klassen behandelt und geübt: Atemtechnik, Locker¬ ung der Werkzeuge, Lockerung des Tones, Lautbildung, Vokalausgleich, Lagenausgleich, allgemeine Musiklehre, Rythmik, Treffsingen. Im Hin¬ blick auf das im ständigen Wachsen begriffene leibeigene Musikinstru¬ ment unsrer Schüler wurde die Liedauswahl grundsätzlich auf einfachste, aber wertvolle Kunst= und Volkslieder beschrankt, die der Stimmkraft, der Stimmtechnik und der Stimmgrenze der einzelnen Altersstufen ent¬ sprachen. Das bis jetzt in einzelnen Klassen erreichte zeigt bereits schöne An¬ sätze sich künftighin entwickelnden, einwandfreien Chortones. Die Arbeit kommender Schuljahre wird sein, das mit Schülerfleiß heuer erarbeitete gesangtechnische Können weiterhin auszubauen, um unsre Jugendstimmen allmählich zur mühelosen Bewältigung auch etwas höherer künstlerischer Aufgaben reif zu machen. handarbeit. Die Nachwirkungen des Krieges und der dadurch entstandene Ma¬ terialmangel zwangen dazu, den Handarbeitsunterricht auf rein prak¬ tischer Grundlage aufzubauen. Einige der wertvollsten Behelfe gingen Kunst¬ durch die Kriegsereignisse zugrunde. Daher mußten alle dem gewerbe zustrebenden und dazu gehörenden Arbeiten wie Netz=, Filet=, Stick= und Strickarbeiten, Klöpeln und Knüpfen, ausfallen. In der ersten Klasse wurden Socken und Fäustlinge, letztere auch im norwegischen Muster gestrickt, Westen, Pullover und Jäckchen entstanden ebenfalls mit norwegischen Mustern. Kreuzstickarbeiten an Tablett¬ deckchen, Polstern und Schürzen wurden in Volkskunstmustern ausge¬ führt. In den 2. und 3. Klassen wurden Nähtücher hergestellt, an denen die Mädchen nicht nur alle vorkommenden Nähte, sondern auch das Ein¬ nähen von Einsätzen, verschiedene Arten von Schlitzen, einsetzen von Flecken und alle vorkommenden Knopflocharbeiten lernten. Das am Nähtuch Gelernte wurde praktisch angewandt an Nacht¬ hemden aus Chiffon oder Wäscheseide, an Dirndlkleidern, Blusen und Schürzen. Aus neuen Stoffen wurden nette Kleider hergestellt, die den Fleiß und die Geschicklichkeit vieler Schülerinnen offenbaren.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2