63. Jahresbericht des Staats-Realgymnasiums Steyr 1945/46

15 Begleitung befand sich der Leiter der Information Services Branch der Militärregierung Pettigrove, Professor an einer amerikanischen Lehrer¬ akademie. Rückblick und Ausblick. Ueberblickt man das abgelaufene Schuljahr, so muß man sagen, daß es in mancher Hinsicht schwieriger war, als es sonst der Lauf der Dinge mit sich bringt, aber es war erfolgreich. Das gesteckte Ziel wurde durchwegs erreicht. Es mußte von den Schülern wieder mehr verlangt werden als in den letzten Jahren. Die Haltung der Schüler hatte von Anfang an einen guten Erfolg erwarten lassen und die gute Stimmung hat das Jahr über angehalten. Die Mitarbeit war rege und gewissenhaft, schwere Disziplinarwidrigkeiten kamen nicht vor. Bei der Klassifikations¬ konferenz zu Semesterschluß hatten von 599 klassifizierten Schülern und Schülerinnen in Betragen 438 die Note sehr gut (73 Prozent), 155 (25,7 Prozent) die Note gut und nur 6 (1 Prozent) die Note minder entsprechend. Der Fortgang bot der Reihung nach folgendes Bild: Abschlußkurs der Mädchenklasse, 3 b, 2 b, 1 b, 4 b, 6 b, 5 b, geisteswissenschaftlicher Abschlußkurs, 2 a, 5 a, 4 a, 3 a, naturwissenschaftlicher Abschlußkurs, 6 a. An sich sollten bei normalem Studienfortgang mit Rucksicht auf das Auswahlprinzip die Klassen der Oberstufe die besseren Resultate auf¬ weisen. Die Verschiebung des Ergebnisses ist zeitbedingt. Der hinter den Mädchen zurückstehende Erfolg der Knabenklassen erklärt sich daraus, daß die Knaben noch mehr als die Mädchen während der Kriegsjahre vom Studium abgezogen worden waren. Das Fehlen der Lehrbücher und Lehrbehelfe hat den Unterrichts¬ betrieb äußerst schwierig gestaltet und auch ohne Zweifel den Lernerfolg etwas gedrückt. Die Anstalt konnte früher die größte Unterrichtsbücherei des Landes ihr Eigen nennen. Die ehemaligen österreichischen Lehr¬ bücher wurden aber nach 1938 zum größten Teil als Altpapier verkauft und der kleine Rest und alle Atlanten verschwanden in der Zeit der Einquartierung und Plünderungen. Im Sprachunterricht mußte behelfs¬ mäßig mit Abzügen gearbeitet werden. Zu diesem Zwecke wurden im vergangenen Schuljahr zirka 40.000 Abzüge in der Direktionskanzlei her¬ gestellt. Eine nennenswerte Arbeitsleistung mit geringen Mitteln. Durch diese Arbeit der Professoren und des Herrn Leopold Zabransky, des Kanzleibeamten der Schule, wurden für das kommende Schuljahr brauch¬ bare Texte angefertigt. Es ist auch gelungen, eine kleine Anzahl brauch¬ barer Lehrbücher zu beschaffen. Der Unterricht in Geographie wird sich ebenfalls durch Neuauflagen der wichtigsten Kartenwerke im nächsten Jahr leichter gestalten. Die Arbeit der Schule stand unter der Devise, die ihr der Direktor bei der Eröffnungskonferenz gegeben hatte: Stille Pflichterfüllung, gleiche Rechte, gleiche Pflichten, keine Vorrechte, niemand ist zu Höhe¬ rem geboren als zur Arbeit.

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