63. Jahresbericht des Staats-Realgymnasiums Steyr 1945/46

12 hundert) mit Streicherbegleitung (4. b Klasse); der übermütige, den Kontrapunkt mit spielender Leichtigkeit handhabende alte „Ganskanon“ im 8= bis 9stimmigen Satz (alle Oberklassen); das reizende „Sommer¬ b tagsliedchen“ für 3stimmigen Frauenchor mit Streicherbegleitung (6. Klasse); das rhythmisch belebte, mittelalterliche „Auf, ihr G’spielen“ für 3stimmigen Männerchor mit Echo (6. a Klasse) und das besinnliche, choralgebundene „Nachtwächterlied“, wieder im 4stimmigen gemischten Chorsatz (alle Oberklassen). Schon die Wahl des bekanntesten Stückes von Andreas Gryphius „Peter Squenz“, das bis in die Gegenwart seine Wirkung und Zugkraft Der Zeit des Dreißigjährigen bewahrt hat, war ein gelungener Griff. Krieges entstammend, verulkt es in kräftiger Komik mit echtem Humor und treffender, oft karikierender Zeichnung der Charaktere das Klein¬ tadtleben der damaligen Zeit mit seiner Titelsucht und Scheingelehrsam¬ keit. Die Einstudierung des Stückes leitete mit viel Geschick, von den Germanisten und Zeichenlehrern der Anstalt unterstützt, Frau Professor Hemma Graßl. Zeit und Umstände, die schwierigen Verhältnisse der Bühne und Akustik, rechtfertigten ein Abweichen von der traditionellen Darstellung des in Prosa geschriebenen, ganz aus dem Leben geschöpften Lustspieles, dem die lustige Episode aus Shakespeares „Sommernachts¬ traum“ unmittelbar zugrunde liegt. Sämtliche Darsteller in Haupt= und Nebenrollen lebten sich mit jugendlicher Seele in ihre Rollen meisterhaft Begeisterung auf¬ hinein und so wurde das Stück vom Publikum mit genommen. B. Schüleraufführungen des Steyrer Stadttheaters. Im Interesse der künstlerischen und kulturellen Bildung der Jugend nahm die Leitung eine Anregung des Steyrer Stadttheaters, eigene Schüleraufführungen mit herabgesetzten Preisen zu veranstalten, dank¬ bar an. Die Leitung des Theaters löste diese Aufgabe mit großem Ver¬ ständnis und stellte seine Kunst jederzeit und gern in den Dienst der Schule. Aufgeführt wurden: am 15. Oktober: Schiller: „Die Braut von Messina“; am 22. Oktober und am 25. November je ein Kulturabend, der den Schülern Musik, Lieder, Szenen und Monologe aus Klassikern bot; am 17. Dezember (für die Unterstufe auch am 17. Jänner): Raimund: „Alpenkönig und Menschenfeind“; #7 am 4. März: Das Lustspiel „Der Meisterboxer; am 12. März: Schiller: „Don Carlos“; am 6. Mai: Strindberg: „Ostern“. Die Aufführungen fanden jedesmal nachmittags im Beisein der Lehrkräfte statt. Mittellosigkeit eines Schülers hinderte den Besuch der Vorstellungen nicht. Die Schule spricht den Künstlern für ihre Darbietungen den wärm¬ sten Dank aus. Das„ Stadttheater kann überzeugt sein, daß die Schüler

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