63. Jahresbericht des Staats-Realgymnasiums Steyr 1945/46

11 3. Die Befreiungsfeier der Schule. Am 8. Mai veranstaltete das Realgymnasium im Saale des Volks¬ kinos anläßlich der Wiederkehr des Jahrestages der Befreiung Oester¬ reichs eine eigene Befreiungsfeier. Zu Beginn der Feier spielte Liselotte Zierer den ersten Satz aus der D-moll=Sonate von L. von Beethoven. Dann trugen Rosa Peßl und Franz Hopf Gedichte über Oesterreich vor. Ein Duett von Mendelssohn, gesungen von Liesl Schaden und Irmgard Neumann, begleitet von Lise¬ lotte Zierer, war die nächste Nummer. In der folgenden Festrede führte der Direktor aus: Alle, die zur Befreiung beigetragen haben, verdienen unseren Dank. Freiheit ist notwendig zur Entfaltung des Lebens. Doch für eine würdige Gestaltung des Menschendaseins ist die äußere Freiheit zu wenig. Soll die äußere Freiheit nicht dem Mißbrauch ausgesetzt sein, dann muß der Mensch zur inneren Freiheit fortschreiten, fundiert auf dem Sittengesetz und dem Gewissen. Freiheit ist nicht Schrankenlosigkeit, ondern Aufgabe und Dienst. Zum Schluß erklang Mozarts unsterbliches „Bundeslied“ vor¬ getragen vom gemischten Chor der Anstalt. 4. Auftreten des Schülerchores am Tag der Heimat. Der Schülerchor des Staatsrealgymnasiums unter Leitung des Herrn Prof. Fritz Eggermann wirkte über Einladung des Kulturamtes der Stadt Steyr beim Tag der Heimat in Steyr am 29. Juni 1946 durch Aufführung einiger Chöre mit. 5. Die Schlußveranstaltung der Schule am 9. Juli. Unter der Devise „Froher Sang und frohes Spiel zum Schulschluß“ trat das Realgymnasium in einer Veranstaltung im Volkskino am 9. Juli noch einmal vor die Oeffentlichkeit. Die erste Hälfte des Pro¬ grammes brachte gesangliche Darbietungen, die zweite die Aufführung des Scherzspiels „Peter Squenz“ von Andreas Gryphius (Greif). In erster Linie waren es pädagogische Absichten, die das Program¬ matische dieses Abends festlegten. Diese klingende Jahresschau sollte zeigen, wie weit die Arbeit in den Oberklassen in Ton= und Stimm¬ bildung, in Intonation und Sprechtechnik fortgeschritten war. Das Programm selbst betonte, ähnlich dem der Weihnachtsfeier, gleichmäßig den homophonen und linearen Stil und war aus technisch leicht auszuführenden alten Volksliedern und Kanons zusammengestellt. Als Novum wurde dabei die Stimmbildungsarbeit in einer Mutanten¬ klasse, eines der heikelsten Kapitel der Jugendstimmbildung, mit der Vorführung des mittelalterlichen, kanonisch gesetzten Volksliedes — „Es gingen drei Bau'rn (in originaler 4stimmiger gemischter Besetzung) als Sängerknabenchor (4. a Klasse) gezeigt. Außer diesem Chore wurden bei dieser Veranstaltung noch ge¬ sungen: das melodisch edelgeformte, vorreformatorische Volkslied „Die beste Zeit im Jahr“ im 4stimmigen gemischten Chorsatz (alle Oberklassen), der kunstvoll geführte „Sommerkanon“ für 3stimmigen Frauenchor (5. b Klasse), eine 1stimmige, aparte „Courante“ (aus dem 17. Jahr¬

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