57. Jahresbericht des Bundesrealgymnasiums Steyr 1932/33
Aufenthaltsorte waren diesmal Flensburg an der dänischen Grenze, Wenningstedt auf der Insel Sylt und Wyk auf Föhr, so daß Ost¬ und Nordsee ihren Zauber und ihre Heilkraft auf die Jugend aus¬ üben konnten. Die Ausreise erfolgte am 31. Juli, die Rückkehr am 31. August. Alle Kinder sind wohlbehalten, gestärkt und mit erheb¬ licher Gewichtszunahme heimgekehrt. Gesang — Musik. Die Herzensbildung darf im ernsten und wahrhaften Er¬ ziehungswerk einer Schule keine Nebensächlichkeit sein. Das deutsche Gemüt und die deutsche Art haben im Gesang und in der Musik einen würdigen Ausdruck zu finden. Vor allem die Schülerinnen nahezu aller Jahrgänge und die Schüler der Unterstufe sind sich dessen bewußt und beteiligen sich lebhaft und mit vielem Interesse an der freiwilligen Gesang= und Musikpflege. So ist die Zahl der Teilnehmer am freiwilligen Chorgesang in den allerletzten Jahren von 50 auf 100, am Kirchenchor von 30 auf nahezu 90, an den Orchesterübungen von 15 auf 48 gestiegen. Der gesang= und musik¬ pflegenden Jugend darf an dieser Stelle die volle Anerkennung nicht versagt bleiben. Der pflichtgemäße Gesangsunterricht von der 1. bis zur 3.Klasse erstreckt sich nach dem Lehrplan auf die Einführung der Schülerschaft in das Wesen der Musik überhaupt und auf den guten Vortrag ein¬ und mehrstimmiger Lieder. Der Beginn des Stimmwechsels tritt bei den Schülern der 3. Klasse deutlich auf; dieser natürliche Entwicklungsgang bedarf aber möglichster Schonung worauf die Jugend und die Eltern eindring¬ lichst aufmerksam gemacht werden. Im Chorgesang inden besonders das deutsche Volkslied, nach Kräften aber auch das Kunstlied emsige Pflege. Der Kirchenchor wirkt eifrig bei den Schulgottesdiensten mit und bringt dermalen jährlich 50 bis 60 verschiedene geistliche Ge¬ sänge zur Aufführung. Besondere Erwähnung verdienen zwölf Weih¬ nachtsgesänge, meist alte Krippen= und Hirtenlieder. Im Schülerorchester sind die Streichinstrumente, Klavier, Har¬ monium, Flöte, Jagott und das Schlagwerk besetzt. Für die Oboe, das Klarinett und die Blechinstrumente müssen bei Auf führungen aus¬ wärtige Kräfte herangezogen werden. An dieser Stelle werden Schüler, die am Erlernen letzterer Instrumente Interesse haben, auf¬ gemuntert und zugleich aufgefordert, sich bei Prof. Dr. Lang zu melden. Klassische Orchestermusik, wie Händel, Haydn, Mozart, Schubert, Schumann, und die heitere Muse werden in angemessener Abwechslung gepflegt. Die Leitung des pflichtmäßigen und unverbindlichen Gesang¬ und Musikunterrichtes ist unter den obwaltenden Verhältnissen eine nicht immer leichte, aber gewiß sehr dankenswerte Aufgabe, denn es gilt, in unserer Jugend immer aufs neue wieder Ideale zu wecken 24
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