55. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1930/31

Leider gibt es noch immer Eltern, welche selten oder gar nie mit der Schule Fühlung nehmen. Es muß daher wiederum schon mit Rücksicht auf die durch die neuen Verhältnisse bedingte und gerade nicht zum Vorteile der Jugend verminderte Disziplinargewalt der Schule auf die große Wich¬ tigkeit und Bedeutung eines regelmäßigen und engeren Verkehres zwischen Schule und Haus hingewiesen werden. In richtiger und zweckentsprechender Weise werden die Bestrebungen der Schule unterstützt, wenn die Eltern regelmäßig, besonders aber bei auftretenden Schwierigkeiten sich sofort erkundigen. Es soll wieder jener oft verbreitenden Ansicht entgegengetreten werden, daß häufiges Nach¬ fragen den Lehrern lästig falle. Im Gegenteil, denn gerade durch öftere gegenseitige Besprechungen kann die Eigenart der Schüler richtig erfaßt und dann richtig beurteilt werden. Die Eltern mögen daher die Sprechstunden und die Sitzungen der Elternvereinigung fleißig benützen; auch zu anderen Zeiten werden die Lehrer Eltern, die an den Sprechtagen verhindert sind, nach Möglichkeit gerne Auskunft erteilen. Mit diesen Erkundigungen sollen die Eltern möglichst bald nach dem Beginne des Schuljahres einsetzen. Nachfragen unmittelbar vor Schluß des Schuljahres können keine Erfolge bringen und sind daher zumeist wertlos. X. Schulgeschichte. Aus dem vorigen Schuljahre 1929/30 muß noch nachgetragen werden, daß am Schlusse eine Ausstellung von Schülerarbeiten des Freihand¬ zeichen= und des Handarbeitsunterrichtes stattfand, worüber die „Steyrer Zeitung“ in ihrer Nummer vom 6. Juli 1930 Folgendes schreibt: „Die moderne Mittelschule legt mit Fug und Recht auch auf die Aus¬ bildung in verschiedenen Handfertigkeiten ein bedeutendes Gewicht. Was die neue Unterrichtsmethode in dieser Hinsicht an staunenswerten Erfol¬ gen zu verzeichnen hat, beweist die Schülerarbeiten=Ausstellung in unserem Bundesrealgymnasium. Drei Abteilungen sind es, die unsere vollste Auf¬ merksamkeit verdienen. Da sei zunächst die Ausstellung aus dem Hand¬ fertigkeitsunterricht der Knaben hervorgehoben. Von der ersten bis einschließlich dritten Klasse werden die Knaben in verschiedenen Zweigen so ausgebildet, daß man wirklich staunen muß. Zum erstenmale stellt sich uns heuer der ganze dreijährige Kurs in seiner Entwick¬ lung bei dieser Ausstellung dar. Prof. Rudolf Reinelt kann auf die Erfolge seines wohldurchdachten und systematisch aufgebauten Unterrichtes mit Recht stolz sein. Vom ganz einfachen Ueberziehen geschnittener Kartons bis zur vollständig fachgemäßen Herstellung eines Bucheinbandes finden wir in fortschreitender Ausbildung der Fertigkeiten, aber auch des guten Geschmackes eine ganze Anzahl hübscher Arbeiten. Es würde zu weit führen, diesen ganzen Lehrgang zu schildern, aber hervorgehoben sei, daß auch schwierige Arbeiten, denen man allerdings die Schwierigkeiten nicht auf den ersten Blick ansieht, in diesem Kurse hergestellt werden. Besonders 21

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