53. Jahresbericht des Bundesrealgymnasiums Steyr 1928/29

den 23. Februar, nicht wegen Mangel an Kohle, sondern wegen der mannig¬ fachen, durch den anhaltenden Kälteeinbruch hervorgerufenen schweren Schäden in baulicher und hygienischer Beziehung eingestellt werden. Haften dem alten Schulgebäude bekanntlich an und für sich schon schwere hygieni¬ sche Mängel an, so wurden diese durch die Kälte noch bedeutend vergrößert und verschlimmert; so war u. a. die gesamte Klosettanlage unbenützbar geworden. Erst nach notdürftiger Behebung der schwersten Schäden konnte der Unterrichtsbetrieb am Montag, den 25. Februar, wieder aufgenommen werden. Die von der Direktion getroffenen Maßnahmen wurden vom o.=ö. Landesschulrate mit den Erlässen vom 21. Februar 1929, Zl. 741/6 und vom 20. Februar 1929, Zl. 670/5 genehmigt. Bei dieser Gelegenheit erach¬ tet es der Berichterstatter als seine Pflicht, neuerdings und mit vollem Nachdrucke alle maßgebenden Faktoren der Gemeinde, des Landes und des Bundes gerade im Interesse der Jugend, der Zukunft unseres Volkes, auf die nach allen Belangen, in baulicher und besonders in hygienischer Bezie¬ hung vollkommene Unzulänglichkeit des jetzigen Schulgebäudes hinzu¬ weisen, in welchem die Anstalt, eine Mittelschule für Knaben und Mäd¬ chen, untergebracht ist. Die vom 17. bis 23. Februar vom Unterrichtsministerium veranstal¬ teten staatlichen Skikurse in Hofgastein besuchte der Turnlehrer der An¬ stalt, Professor Hans Pichler, mit sehr gutem Erfolge. Am 28. Februar fand die Lehrkörperkonferenz für die Schulgeld¬ ermäßigungen im zweiten Semester statt. Mittwoch, den 13. März, hielt Herr Dr. M. Groder, Geschäftsführer des Andreas Hoferbundes in Innsbruck, für die Schülerschaft der Anstalt im geometrischen Zeichensaale einen hochinteressanten Vortrag über „Das Deutschtum in Südtirol“ ab, wofür dem Vortragenden auch an dieser Stelle bestens gedankt sei. Am 9., bezw. 15. März legten die Magistratsbeamten Franz Blüml und Karl Sturm, welche bereits 1913, bezw. 1915 an der h. o. Anstalt die Realschulmatura bestanden hatten, die reformrealgymnasiale Reifeprüfung unter dem Vorsitze des Anstaltsdirektors mit gutem Erfolge ab. Die Lehrkörperkonferenz am 22. März beschäftigte sich mit der Frage der Einführung der Form C des neuen realgymnasialen Lehrplanes mit Französisch als grundständiger Sprache in der nächstjährigen zweiten Mädchenklasse. Am 25. März feierte Frau Marianne Hainisch, die Mutter des Alt=Bundespräsidenten Dr. Michael Hainisch, die an der Spitze der öster¬ reichischen Frauenorganisationen stehend, ihre Lebensaufgabe darin sah, die soziale Lage der Frauen zu bessern, deren Schulen zu heben und deren Rechte zu verteidigen, in Wien den 90. Geburtstag. Auf Anregung des Verbandes „Mädchenmittelschule" sollten auch die studierenden Mädchen unter den Gratulanten nicht fehlen. Es wurde daher beschlossen, daß jede Schule ihre Glückwünsche auf einem Lautenbande zum Ausdrucke bringe, die dann, zu einem Ringe zusammengeschlossen, eine Huldigung der heuti¬ gen weiblichen Jugend darstellen sollten. Die Schülerinnen unserer Anstalt * wurden nun durch ihre Lehrkräfte mit dem Lebenswerke und der Bedeu¬ tung der greisen Jubilarin bekannt und die Schülerin der 4. b Klasse, Mally Hildegard, brachte unsere Glückwünsche, von Alpenblumen umrahmt und mit Steyrs charakteristischem Kirchturm verziert, zum Ausdruck. Wie uns der Dank der greisen Dame mitteilte, haben ihr die Glückwünsche der „blühenden Mädchenschar große Freude bereitet.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2