Landleben (Klassen 1a, 1, 2 b); 13. Schubert: Militärmarsch in D Dur (Schülerorchester). Dieser einfachen, aber umso weihe= und eindrucks¬ volleren Schubert=Gedenkfeier wohnten auch zahlreiche Eltern und Ange¬ hörige der Schüler sowie viele Freunde und Gönner der Anstalt bei. „Die ganze musizierende Schar von Studenten und Studentinnen“, heißt es in der Berichterstattung einer Tageszeitung, „war mit ihren musikalischen Führern, dem Professor Dr. Anton Lang und Musikdirektor Johann Prinz sichtlich von Liebe und Begeisterung durchdrungen. Nach dem vom Schülerorchester mit Feuereifer gespielten Militärmarsch in G Dur begrüßte der Anstaltsdirektor Rimmer alle erschienenen Festgäste, Eltern und Angehörige der Schüler, gab seiner Freude über den zahleichen Besuch und das dadurch bekundete Interesse an der Anstalt Ausdruck, sprach dann in warmen Worten über den Zweck der Veranstaltung und gedachte ganz besonders des großen Meisters der Musik und seines Wirkens. Nach der Vorführung einiger Lieder folgte die schwungvolle, prächtige Festrede, die Professor Dr. Anton Lang an die Schüler richtete. Mit den Worten Beethovens: „Wahrlich, in diesem Schubert wohnt ein göttlicher Funke, die Musik ist ihm Offenbarung und Philosophie", begann der Redner. Ja, Schubert schöpft aus dem Quell tiefen Empfindens des Herzens und offenbart immer neue Schönheitswunder seines Schaffens. Seine Phan¬ tasie hebt ihn empor aus den seichten Niederungen des Alltags in das Zauberland der Töne. Dann entwarf der Redner ein selbstverständlich knappes, aber klares Lebensbild des unsterblichen Tondichters. „Die Ton¬ kunst begrub einen reichen Besitz, aber noch größere Hoffnungen“, diese Worte setzte Grillparzer auf Schuberts Grab. Die Größe seines Lebens¬ werkes kam der Nachwelt erst nach Jahrzehnten zum vollen Bewußtsein. Gedenken wir des Menschen Schubert, erbauen wir uns an seinem schlich¬ ten, bescheidenen, gemütstifen, treuherzigen Wesen, seiner innigsten Liebe zur Natur, machen wir uns seine Liebe zur Heimat eigen. Die Jugend soll bedenken, daß auch sie kämpfen, das Leben ein¬ setzen muß, um das Leben zu gewinnen. Mit einer kurzen Würdi¬ gung der verschiedenen Arten von Tonwerken Schuberts ging der Redner zum Schlusse über: Franz Schubert im Reiche himmlischer Verklärung, stehe immer vor uns, Dir bleibe immer unsere Liebe, unsere Verehrung, unser ewiger Dank! — Rauschender Beifall folgte der herr¬ lichen Rede, die auf die jungen Herzen gewiß einen nachhaltigen Eindruck ausübte. Was das musikalische Programm anlangte, so darf mit größter Befriedigung gesagt werden, daß alle Gruppen, die kleinen und die gro¬ ßen, wirklich sehr gute Leistungen boten, sei es im Liede, sei es im Einzel¬ vortrage oder im Orchester. So wurde diese Schubert=Gedenkfeier auch ein Ehrenabend für unser Realgymnasium und lohnte besonders die Mühe derer, die sie veranstalteten und durchführten. Die Zensurkonferenz über die erste Hälfte des ersten Semesters fand am 20. November statt. Am 23. November besuchte der Landesschulinspektor Herr Hofrat Dr. Hans Halbich den Unterricht in einigen Klassen. Mit Ende Dezember mußte der Gesangslehrer Johann Prinz wegen schwerer Erkrankung einen bis zum Schlusse des Schuljahres andauernden vollständigen Urlaub antreten und daher den Gesangsunterricht an der Anstalt aufgeben. Direktion und Lehrkörper wünschen dem hochgeschätzten Kollegen die vollständige Wiederherstellung seiner Gesundheit und hoffen ihn im nächsten Schuljahre neu gekräftigt und gestärkt wieder in ihrer 23
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