Zuge vom Lehrkörper in den mit den Farben der Republik und mit Blattpflanzen schön geschmückten Brauhausfestsaal geführt wurden, wo die Feier mangels eines geeigneten größeren Raumes im Schulgebäude abge¬ halten werden mußte. Die Republikfeier wurde mit Mozarts „Bundes¬ lied“, gesungen vom gemischten Anstaltschor unter Leitung des Gesangs¬ lehrers Joh. Prinz eingeleitet. Hierauf hielt der Direktor der Anstalt die Eröffnungsansprache, in der er in einer der studierenden Jugend passenden Form die Bedeutung des 10. Geburtstages des neuen Oesterreich würdigte, kurz den schweren und schicksalsreichen Leidensweg der jungen Republik schilderte und schließlich die Jugend aufforderte, dem Geburtstagskinde das schönste Geschenk zu weihen, das Versprechen, immerwährende Treue dem geliebten Vaterlande, der Republik Oesterreich zu halten. Hierauf trug die Schülerin Wera Straznicky der 4. Klasse die als Festgedicht gewählte „Hymne an Oesterreich“ von Ottokar Kernstock vor. — Die eigentliche Festrede hielt Professor Gregor Goldbacher. Er brachte einlei¬ tend zuerst ein Bild des Unterschiedes zwischen dem ehemaligen großen Vaterlande Oesterreich und dem heutigen kleinen Oesterreich, wies dann auf die Schönheiten und die zahlreichen Vorzüge unseres kleinen Vaterlandes hin, welches die Deutschen der einstigen gro¬ ßen österreichisch=ungarischen Monarchie unter den schwersten Opfern und mit viel Leid, umgeben von Haß und Mißgunst, geschaffen haben, und forderte schließlich die Jugend auf, in inniger Liebe, fester Treue und mit ganzer Kraft zur schönen Heimat zu stehen, damit einstens nicht ein krankes und sieches, sondern ein gesundes und kräftiges Kind mit offenen Armen von unserem großen deutschen Vaterlande aufgenommen werde. Mit einem dreifachen Hoch auf unsere Republik Oesterreich und mit dem Singen der Bundeshymne durch den Schülerchor schloß die würdige Schulfeier anläßlich des 10jährigen Bestandes unseres Staates. An diesem Tage sowie am 12. November, dem Nationalfeiertage selbst, war schulfrei. Der Direktor nahm auch noch an der am Sonntag, den 11. November, vom Gemeinderate der Stadt Steyr veranstalteten Festsitzung teil, zu der die Spitzen und Vertreter aller Behörden und Aemter geladen waren. Bürgermeister Sichlrader hielt die Festrede, in der er der weltgeschicht¬ lichen Bedeutung des Festtages gedachte, einen Rückblick auf die vergange¬ nen zehn Jahre vom furchtbaren Kriegsende bis zum heutigen Tage hielt und schließlich dem Wunsche nach baldiger Vereinigung mit unseren Stam¬ mesbrüdern in einer gemeinsamen deutschen Republik Ausdruck verlieh. Am Montag, den 19. November, fand die vom Unterrichtsministerium angeordnete Gedenkfeier anläßlich des 100. Todestages des großen Meisters der Musik, Franz Schubert, statt. Die Vortragsordnung dieser Schulfeier, welche in den Nachmittags¬ stunden des genannten Tages fast zur selben Stunde stattfand, als vor 100 Jahren Schuberts Geist sich zu den Sternen schwang, war folgende: 1. Schuberts Militärmarsch in G Dur (Schülerorchester); 2. Ansprache des Direktors; 3. Schubert: Wiegenlied (Klassen 1, 2 b.); 4. Schubert: Das Wandern (Klassen 22, 2 c); 5. Gedächtnisrede, geh. von Prof. Dr. Anton Lang; 6. Schubert: Das Heidenröslein, Der Lindenbaum (Klasse 12); 7. Schubert: Impromptu, Klaviervortrag von Brunhilde Zimmermann der 4. Klasse; 8. Schubert: An die Musik (Klassen 3—7); 9. Schubert: Die Forelle (Metzger Hedwig, 7. Klasse); 10. Schubert: Andante aus der 1. Violinsonate (Franz Biramperl, 5. Klasse); 11. Schubert: Frühlings¬ glaube und Litanei auf das Fest Allerseelen (Klassen 3—7); 12. Schubert: 22
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2