Lebisch, daß die Schule weder sanitären noch schulhygienischen Anfor¬ derungen entspreche und daß mit Rücksicht darauf, daß die körperliche Entwicklung der geistigen nicht nachstehen dürfe, die Notwendigkeit, ein neues Heim für die Schule zu erlangen, dringendst geboten sei. Der Bürgermeister der Stadt Steyr, Franz Sichlrader, wies in seinen Ausführungen auf die vielen Versäumnisse hin, die in Steyr auch auf dem Gebiete der Schulgebäude schon lange vor dem Kriege gemacht worden sind, Versäumnisse, die sich nunmehr bitter auszuwirken begin¬ nen und die heute unmöglich nur einigermaßen gutgemacht werden können. Er wies auf die geradezu katastrophale Notlage hin, in der sich die Stadtgemeinde Steyr befinde, so daß es ausgeschlossen ist, daß die Gemeinde, welche zwar vertraglich zur Herstellung des Schulgebäudes für die Mittelschule verpflichtet sei, aus eigenen Mitteln einen Mittelschul¬ neubau aufführen kann. Doch hoffe er, daß der Bund die Einsicht haben werde, hier helfend eingreifen zu müssen. Er könne versichern, daß die Stadtgemeinde das Projekt des Neubaues eines Mittelschulgebäudes in jeder Hinsicht aufs wärmste unterstützen und auch einen entsprechenden Grund für diesen so dringend notwendigen Schulhausbau beistellen wird. Als Vertreter der Elternschaft sprach Magistratsdirektor Doktor Häuslmayr, der die Versammlung ersuchte, die Direktion in ihrer berechtigten Forderung nach besten Kräften zu unterstützen, damit die Jugend ein ordentliches Schulgebäude erhalte und damit es möglich werde, in einigen Jahren die auf dem Gebiete des Schulwesens in Steyr begangenen Unterlassungssünden doch halbwegs wieder zu verbessern. Er ersuchte schließlich um die Annahme folgender Resolution: „Die am 8. März 1928 versammelten Eltern der Schüler und Schülerinnen der Bundesmittelschule in Steyr stellen an die Unterrichts¬ verwaltung das dringende Ersuchen, in der zweitgrößten Stadt Ober¬ österreichs ehestens mit dem Neubau eines den modernen Verhältnissen entsprechenden Mittelschulgebäudes zu beginnen. Die gegenwärtigen Räumlichkeiten, die in einem ehemaligen Kloster aus dem 17. Jahrhun¬ dert untergebracht sind, bedeuten für die heranwachsende Jugend und für die Lehrer geradezu eine ungeheure Gefahr in gesundheitlicher Hinsicht, von der restlosen Durchführung des modernen Unterrichtes überhaupt nicht zu reden. Die Versammlung beruft sich auf den äußerst instruktiven Bericht der Direktion und auf das technische Exposé des Stadtbauamtes Steyr. Die Schulgebäude dieser Stadt — insbesondere das Gebäude, in dem die Steyrer Mittelschule derzeit untergebracht ist — entsprechen in keiner Weise nur den allergeringsten Anforderungen. Soll das Wort, daß für unsere Jugend das Beste gerade gut genug ist, nicht zu einer inhaltslosen Phrase werden, so muß in dieser Stadt, die in kultureller und intellek¬ tueller Hinsicht ohnehin so vernachlässigt ist, wie kaum eine zweite Stadt der Republik, auf dem Gebiete des Unterrichtswesens endlich einmal etwas geschehen. Die versammelten Eltern richten daher an die maßgebenden Faktoren das höfliche Ersuchen, diese Aktion mit allen Kräften zu unterstützen, sie erwarten von den Vertretern aller Parteien die aufrichtigste Mitwirkung. Die Versammlung gibt der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Unterrichts¬ behörde, wenn sie die Schulräume einmal besichtigt haben wird, aus eigenem Antrieb bestrebt sein wird, die trostlosen Verhältnisse zu besei¬ tigen. 31
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