51. Jahresbericht des Bundesrealgymnasiums Steyr 1926/27

freuten uns. Unser nächstes Ziel war der Gleinkersee. Das war der richtige Platz für die Schüler. Dort konnten sie ein Bad nehmen und im „Schinakel fahren. In der „Kegelstatt“ war dann lustige Rast. Ein Gewitterregen konnte uns nichts anhaben. Zu einer Qual wurde die Wanderung nach Spital am Pyhrn. Der Weg war schmutzig und vom Regen aufgeweicht. Trotzdem marschierte die wackere Schar in Reih und Glied frisch und gesund am Abend durch den Ort Spital, sang lustige Lieder und wartete vor dem „Hotel zur Post“, bis der freundliche Wirt und die Frau Wirtin am Tore erschien und uns begrüßte. Die Schüler und Schülerinnen wurden in die sauberen Quartiere geführt. Im Speisesaal war bereits eine Tafel einladend gedeckt. Nach dem Abendessen waren Klavier= und Vortrags¬ künstler eifrig tätig, um die Mitschüler zu unterhalten, was ihnen auch gelang. Samstag, den 11. Juni früh um halb 8 Uhr gelangten wir nach einer hübschen Fahrt durch das Kremstal nach Kremsmünster. Die Herren Prof. Dr. Pater Gotthard und Forsting. P. Gottlieb gaben sich allergrößte Kühe, den Steyrer Schülern alle Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Selbst die neue Sternwarte wurde ihnen zugänglich gemacht. Nicht weniger als 5 Stunden wurden die Schüler im Stifte herumgeführt, von einer Samm¬ lung zur andern. Es war immerhin eine Leistung, daß sie imstande waren, noch den Weg nach Bad Hall zurückzulegen, wo sie allerdings sehr müde ankamen. In Bad Hall ging ein furchtbares Unwetter mit Hagelschauer nieder. Im Zug unserer bekannten Steyrtalbahn und erst recht bei der Ankunft in Steyrdorf dachte niemand mehr an alle Gefahren, denen wir glücklich entgangen, sondern an die Freuden, die wir erlebt. (Dr. L. Schmalzer.) Ein prächtiger, leicht bewölkter Junitag war es, als die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse mit ihrem Klassenvorstande Prof. G. Goldbacher in Johnsbachtal, mitten im Gesäuse, dem Zuge entstiegen und frohgemut die Wanderung nach Johnsbach antraten. Die Pracht der Gesäuseriesen, welche dieses romantische Fleckchen Erde ringsum einsäumen, die stim¬ mungsvolle Kirche mit dem kleinen Friedhofe, der eine ziemliche Anzahl von abgestürzten Bergsteigern birgt, machte auf die Wanderer großen Eindruck. Nach ausgiebiger Rast und Stärkung gings empor durch herrlichen Hoch¬ wald zur Mödlingerhütte (1521 m) bei der Treffneralm, einem unver¬ gleichlich schönen Punkte mit weitreichendem Ausblick auf die Gesäuseberge und auf die vielen Gipfel der niederen Tauern. Bald entwickelte sich fröhliches Hüttenleben mit Frohsinn in Wort und Lied. Der Abend brachte noch das gewaltige Schauspiel eines Hochalpengewitters und wilden Wolken¬ treibens, das bald die Hütte einhüllte. Uebernachtung und Verpflegung waren in dieser, vielleicht schönsten Hütte der Ostalpen wie immer ausge¬ zeichnet und in den Preisen mäßig. Zur freudigsten Ueberraschung aller war der Morgen wieder schön und sonnig, so daß sofort der Marsch über die Flietzenalm und das Kalblinggatter nach Admont angetreten werden konnte. Unvergeßlich wird allen der Blick von der Flietzenalm auf Kalbling, Sparafeld und Reichenstein und vom Kalblinggatterl auf die herrlichen Firne des Dachsteins und den gewaltigen Grimming bleiben. Auf präch¬ tigen Waldwegen wurde um 11 Uhr vormittags Admont erreicht, dem berühmten Stiftskeller eine halbe Stunde geweiht und nach dem Essen die reichen Schätze der durch ihre Schönheit bekannten Stiftsbibliothek bewun¬ dert. Nach einem Besuch der Stiftskirche war leider die Zeit der Heimfahrt wieder gekommen. Natur und Kunst waren gleicherweise beteiligt, den

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