46. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1916

— 4 — Niederterrassenscliottoi'.') Bei Weißenbach schließt; er sicli uninittelhar an den Niederterrassenschotter des Ennstales an. Hier beträgt die Hollo seiner Oberfläche etwa 470 m, bei St. Gallen dagegen schon 500 in, was einem durchschnittlichen Gefälle von 12 "/oo entspricht.'^) Ein solcher verhältnismäßig hoher Betrag weist stets auf die Nähe dos eiszeitlichen Gletscherendes hin, dem die Gerölle durch das Schmelzwasser entführt wurden.') Tatsächlich werden wir auch die Endmoiilnen der Würmvergletscherung nicht allzu weit oberhalb von St. Gallen antreffen. In den fluvioglazialen Schotter hat dann nach dem Schwinden der Vereisung der Zinkenhach eine Erosionsfurche gegraben. Zu deren beiden Seiten ist die Ober fläche des Schotters als Talterrasse bestehen gehliehen. Auf ihr liegt der Markt St. Gallen mit Ausnahme der Kirche und der sie umgehenden Häuser. Besonders breit ist die genannte Furche unterhalb der Vereinigung des Zinkenhaches mit dem ihm links zuströmenden Spitzenhach. Der zwischen den beiden Erosionsfurchen sich auskeilendo Teil der Terrasse ist der sogenannte Spitzenherg, der ebenso wie der Zinkenhachgrahen im Bereiche von St. Gallen vortreffliche Aufschlüsse des Niederterrassenschotters besitzt. Dieser seihst besteht zum weitaus größten Teil aus kalkalpinem Geröll; verhältnismäßig gering ist der Anteil kristallinischen Gesteins an seiner Zusammensetzung. Besonders auffällig ist die große Armut an solchem ürgehirgsschotter im Zinkenhachgrahen. Beachtenswert, ist ferner die Tatsache, daß unser Schotter an manchen Stellen zweistufig entwickelt vHaicfaHi. ist, das heißt, es folgt auf die obere iki»b3.ch^ breite Hauptterrassenfläche eine zweite ■i schmälere, einige Meter tiefer gelegene. Bei der Nussahrücke, unweit von St. Gallen (Höhenzahl 485 der Spezialkarte) und hei Weißenhach läßt sich dies deutlich beobachten. Es ist dies weiter nichts Auffälliges, denn dieselbe Erscheinung begegnet uns auch anders wo, z. B. in der Umgebung von Steyr. Ja, im Ennstalo bei Altenmarkt hat die Erosion des Flusses sogar vier Stufen aus dem breiten Schotterfeld herausgeschnitten, wobei die dritte unterhalb der höchsten Fläche des Schotters unserer tieferen Terrasse im Buchau-St. Gallener Tale gleichzu setzen ist. Jedenfalls sind das Anzeichen, daß das Einschneiden des fließenden Wassers in der Postglazialzeit nicht gleichmäßig erfolgte, daß Tiefenorosion mit Seitenerosion abwechselte. Uebrigens ist die Rinne dos Zinkenbacbes nicht überall in den Niedortorrassenschotter eingesenkt. Besonders auffällig zeigt sich dies an der Mündung bei Weißenbach. Die verhältnismäßig enge Mündungsfurche liegt im anstehenden festen Gestein, welches beim Bahnbof Weißenbach-St. Gallen, dicht beim Stationsgebäude, mit einer steilen, zum Teil kahlen Wand gegen die Enns abbricht (Vgl. Fig. 1).") Erst etwas weiter abwärts .streichen am steilen Gehänge entlang, dessen die Geleise angelegt sind, wieder die typischen Niederterrassenschotter aus. Hier also haben wir die ursprünglicbe Mündungsstelle des Bacbes während der Würmoiszeit zu suchen. Das erwähnte anstehende Gestein endigt aber oben mit einer ebenen Fläche, welche eine direkte Fortsetzung des Niederterrassenfeldes darstellt, ohne daß eine scharfe Grenze im Bodenrelief wahrnehmbar wäre. Dieser Hocbflächo links von der Zinkenbachfurche Ü 0 u 0 L0 0 D Fig. 1. 1 Niedert,errassenscliotter. - 2 Festes Gestein. ») A. a. 0. S. 241. -) Nach dem Aufriß bei Peiich a. a. 0., auf Tafel I, beträgt die Tiefe der Ennsfurclie im Niedertnvrassenschotter bei der Mündung des Zinkenbacbes mindestens 80 m. Die mit der Höhenzahl 3D0 versehene Drücke (S. Spczialkarte) liegt nach beiläufiger Schätzung o m über den Wasserspiegel der Enns. Da.raus ergibt sieh 470 m als Höhe der Tcrrassenlläche. •0 Penck-Brückner, I. S. 17. '') Das Gestein ist dunkel und verwittert mit rostgelbcr Farbe. Nacli einer Bemorknng Bittners (Verh. d. geol. Rcichsaustalt, isso, S. 447) handelt .es sich um Guttensteiner Kalk.

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