46. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1916

Krieg und Schule. Jo langer die Kanonen auf den Schlachtfeldeni des Weltkrieges donnern, desto tiefer greift das unerbittliche Völkorringen in alle Gebiete ein. Nicht gering sind die Folgen, welche der Schulbctrieb, sonst ein Hort stiller, wohlgeordneter Tätigkeit, durch den Krieg zu tragen hat. In den nachstehenden Zeilen soll der Anfang gemacht werden zu einer Dar stellung dieser Beziehungen an unserer Schule, wiewohl gleich hier betont wird, daß infolge der Portdauer des Krieges und wegen mangelnder Nachrichten der Beteiligten von einer auch nur annähernden Vollständigkeit keine Rede sein kann. Doch besteht die Absicht, diese Zusammenstellung zu ergänzen und nach dem Kriege in entspre chender Form zu veröffentlichen. Im Laufe der vei'schiodonen Einberufungen und Musterungen, sowie infolge freiwilligen Eintrittes in das k. k. o.-ö. Schützenregiment wurden nicht wenig-er als 10 Mitglieder des Lehrkörpers zur militärischen Dienstleistung herangezogen. Die Vor legung des bischöflichen Gymnasiums in Urfahi- nach dem benachbarten Gleink bot die günstige Gelegenheit, die dort beschäftigten Professoren als Ersatz für die einge rückten Lehrer zu gewinnen und hiedurch die Möglichkeit, den Unterricht während der Kriegsdauer durch erprobte Kräfte im vollen Umfange dos Lehrplanes durchzuführen. Wie so viele Lehrlförper Verluste beklagen, betrauert auch unsere Anstalt den Tod eines Lehrers, der für sein Vaterland gestorben ist. Dr. Fritz Zimmermann, k. k. Supplent, starb am 16. Oktober 1915 im Festungsspitale zu Trient infolge einer im Felde erworbenen Kj-ankheit. Geboren am 13. Jänner 1883 in Oberhollabrunn, legte Zimmermann die Gymnasialstudien in seiner Vaterstadt zurück und studierte Germanistik und klassische Sprachen an der Universität in Wien, wo er auch den Dolrtorgrad erwarb. Die Lehramtsprüfung legte er im Juli 1910 ab und diente dann an den Staatsgymnasien in Wien Vlll, in Linz und Saaz und seit September 1913 an der hiesigen Anstalt. Begeistert für seinen Beruf,- erfüllt von Plänen für seine Zukunft, war er im Lehrkörper und bei semen Schülern gleich beliebt. Als die frei willigen oberösterreichischen Schützen ins Feld zogen, schloß er sich sofoii freudig an und rückte bald zum Zugskornmandanton vor. Sein Körper schien aber den An strengungen des Feldzuges in den Tiroler Bergen doch nicht gewachsen zu sein, so daß eine tückische Krankheit ihn in der Blüte seiner Jugend dahinraffte, betrauert von seiner jungen Gattin und ihrem Kinde, von seinen Kollegen, Schülern und Kampf genossen, die ihn stets in treuer Erinnerung behalten worden. Von den übrigen Mitgliedern dos Lehrkörpei-s wurden einberufen ; Prof. Anton Neumann am 1. August 1914. Er wurde zum Oberleutnant befördert und machte mit seiner 30*5 cm-Mörserbatterie den Feldzug in Belgion mit, wo er sich bei Namur, Givet, der Maassperre_ Troyon und bei Lionvillo auszeichnete. Er erhielt das Eiserne Kreuz 11. Klasse am 4. Oktober 1914, dann das Militärver dienstkreuz m.Klasse mit der Kriegsdekoration und den Sächsischen Albrochtsordon mit den Schwertern. Nach Ausbruch des italienischen Krieges kam er auf das Plateau von Doberdo, wo er die 2., 3., 4. und 5. Isonzoschlacht mitmachte. Derzeit nimmt er teil an der Offensive gegen Italien in Tirol.

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