46. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1916

— 16 — Gin alter Schotter ans, der die frühere Mündung' dos Seitenbaches markieren würde. So müssen wir also annehmen, daß der Bach während des Bnchaustadiums seine normale Mündung- bereits verloren hatte. Zwischen diesem Zeitabschnitte und dem Schwinden des Maximums der Eißvergletscherung' muß seine Ablenkung- erfolgt sein. Ueber deren Ursachen können wir freilich nur Vermutungen aufstellen. Unwahrschein lich ist es jedenfalls, daß, ähnlich wie beim Spit'/.enbach, eine Ufermoräne dem Einnsal eine neue Eichtung aufge-zwnngen hat, denn ihre Bildung am Verschmel'/.ungspunkt zweier Eisstrome kann wohl als ausgeschlossen gelten. Es müßten sich übi-lgons von ihr mit Eücksicht auf die Kiir/.e der vertlossenen Zeit, Eeste erhalten haben. Eher dürfte eine rückschreitende Erosion, welche zugleich den Gallenstein vom Stiftberg losschnitt, den Erbbach angezapft haben. Die letzte Vergletschernng dos Buchau-St. Gallener Tales reichte, wie wir bereits wissen, nur wenig über den Eiscnzieher hinaus. Eine glaziale Erosion konnte sich daher nur oberhalb jener Stelle entfalten. Dort summierte sie sich aber mit der Wirkung der Eißvergletscherung- und daher besitzt daselbst das Tal im Bereiche der sogenannten Buchau die stattliche Breite von mehr als 1 km. Unmittelbar oberhalb des Eisenziehers kommt dieser Umstand nicht mehr deutlich zur Geltung, weil die hoch aufgeschütteten Moriinon des Buchsteingletschers die heutige Talsohle stark verengern. Daß auch während dieses diluvialen Zeitabschnittes die hydrographischen Verhältnisse nicht unberührt blieben, zeigt der Schleichbach, der durch die Jungmoränen beim Eisenzieher aus seinoi- ursprünglichen Eichtung gedrängt wurde und ein gutes Stück weiter abwärts sich erst in den Billbach ergießt. Hier liegt also ein jüngeres Analogon zur Ablenkung- des Spitzonbaches vor. Der Spitzenbach selbst schüttete in seiner Purcho während der letzten Eiszeit Goröllmassen auf, gezwungen durch die Erhöhung des Haupttalbodons bei der Ablagerung des Niederterrassenschotters.') Jene Ausfüllungsmassen wurden aber beim erneuten Einschneiden dos Gewässers in der rostwürmzcit bis auf einige Eeste wieder beseitig-t. Zu diesen gehört ein Schottertcrrassenstöck, über welches der Weg aus dem Spitzenbachgraben zum Großen Schoborbauer führt. Wie die Lage der Zinkenbachmündung am Talausgange beweist (Vgl. Fig. 1), hat der Bach nach der Verschüttung des Tales mit Schotter an dieser Stelle durch Seitenerosion sein früheres Bett vorlassen und das Gehänge des Haidachs untoi-schnittcn. Dann erst hat seine Tiefenerosion begonnen. Ein gleiches Drängen des Gewässers nach rechts beobachtet man bei der Nussabrücke. Gerade diese Tatsachen ans der Postwürmzeit machen die Erklärung-, die oben für die Bildung des neuen Talstflckes unterhalb des Bürgerineisterwaldes während der Günz-Mindelinterglazialzeit gegeben wurden,^) umso wahrscheinlicher. Das beschriebene Verhalten hat der Zinkenbach mit den meisten Gewässern gemein, die unbeeinflußt durch tektonische Störungen, ganz sich selbst überlassen bleiben, ein Verhalten, das man bekanntlich mit der Erdrotation im Zusammenhange gebracht hat. Es ist ein Beweis, daß zum mindesten seit der Günzeiszeit unser Gebiet von Iceinen Dislokationen im Sinne einer Aufwölbung des Alpenkörpers betroffen wurde, denn sonst müßte man, wie aus der Eichtung des Tales leicht zu entnehmen ist, eher ein Abweichen der Gewässer nach links erwarten. Die postglaziale Erosionsfurche des Zinkenbaches nimmt an Tiefe gegen das Moränengebiet rasch ab. Somit muß der Hauptgrund der Tiefenerosion in einer Senkung der Erosionsbasis bestanden haben. Diese Senkung erfolgte eben durch das allmähliche Einschneiden der Enns in ihren eigenen Niederterrassenschotter. Sie begann abor damit bei Woißenbach nicht sofort nach dem Ende der Gerüllaufliäufung, denn sonst hätte jedenfalls der Zinkenbach nicht Zeit zu ausschließlicher Seitonorosion gefunden. Bei der postglazialen Talgeschiohte der Enns zeigt sich eben gerade das entgegen gesetzte Verhalten im Vergleiche zu unserem Talgewässer. Dort lag die Erosionsbasis ') 01) es sich hier etwa auch um eine huvioglaziale ßihUiiii? oder nur um eine oinraolie Talvorhauung handelt, ist ungewiß. Nur eine genauere Untersuchung des oberen Spltzenbaeligebietes aut das Yorhaudenseiu von Jungmoräiien kann Klarheit verschallten. =) Vgl. S. 13.

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