— 15 — vertiefte.') Ereilich handelt es sich dort um die Summen der Wirkungen aller vier Eiszeiten, bei einer Dicke des Eises von 1700 m, während bei St. Gallon die glaziale Erosion wegen der geringen Wirksamkeit der Mindeleiszeit nur einer einzigen Vereisung zuzuschreiben ist. Auüerdem besaß der Ilillgletscher, nach seinen am Maiereck hinterlassenen Spuren zu schließen, in de.r St. Gallener Gegend eine Mächtigkeit von kaum mehr als 600 m. Geradeso wie in der Mindeleiszeit eine Ablenkung des Spitzenbaches erfolgte, hat durch die vorletzten Vergletschorungen auch der Erbbach eine Veränderung erfahren. Man würde erwarten, daß sich dieses Rinnsal durch die breite Talmündung zwischen Zinödl und Gallenstein in unser Haupttal ergießen müßte. Aber, kurz vor jener Stelle ändert-der Bach seine Richtung und fließt nach rechts durch die Schlucht des Burg grabens zwischen Gallenstein und Stiftberg, um sich unterhalb jenes Durchbruchos erst mit dem Zinkenbach zu vereinigen. Freilich ist heute die Mündung des Erbtales durch eine niedrige Bodenschwelle verriegelt. Diese besteht aber aus demselben tonigschiefrigen Gestein, das auch im Zinkenbachgraben ansteht, ist also keine glaziale Aufschüttung die etwa ablenkend auf den Bach gewirkt haben könnte. Wir finden jedoch im Erbtale auf der linken Seite eine breite aus demselben Material bestehende Terrasse. Sie liegt ebenso hoch wie der mittlere Teil des erwähnten Riegels und" über sie führt teilweise die Straße zur Nussabrücke. Wir haben es also hier mit dem Rest einer alten Talsohle zutun, die noch eine Entwässerung des Nebentales ins St. Gallener Ilaupttal ermöglicht hatte. Ihre Altersbestimmung wird einen Anhaltspunkt für die Ermittlung der Zeit gewähren, in welcher der Bach abgelenkt wurde, der in dem früheren Talboden seine neue, zum Burggraben führende Erosionsfurche eingesägt hat. Jedenfalls ist die erwähnte Sohle älter als die Würmeiszeit, denn der Erbbach wird in seiner neuen Furche bis zum Eingange des Burggrabens von Niederterrassenscliottcrn begleitet. (Vgl. Fig. 4.) Während der letzten Vereisung hielt also das Rinnsal bereits seine neue Laufrichtung inne. Andererseits muß aber jener alte Boden des Erbtales mit Rücksicht auf seine tiefe Lage (annähernd 12—15 m über dem Niederterrassenfeld) bedeutend jünger sein als die Zeit, in welcher der ältere Deckenschotter abgelagert wurde. Seine Ausgestaltung muß also in die zweite oder dritte Eiszeit fallen. Da nun die Rißvorgletscherung in ihrer Wirkung intensiver war und daher die Grundzüge des Mindeltalsystems mehr oder weniger verändert haben muß, so kann nur sie als Schöpferin jenes alten Talbodens in Betracht kommen. Bei dieser Altersbestimmung darf freilich nicht der Höhenunterschied zwischen der Sohle dos Nebentales und der Basis des Hochterrassenschotters im Haupttal übersehen werden, denn die letztere ist ja nach unseren früheren Ausführungen auch ein Produkt der glazialen Erosion während der vorletzten Biszeit. Aber wir haben es hier augenscheinlich mit einer Stufenmündung zu tun, wie man sie an zahlreichen Punkten beobachtet hat, wo ein ehemals vergletschertes Nebental in ein stärker vergletschertes Haupttal mündet.'') Nach dem Rückzug des Rißeises war also für den Erbbach noch Gelegenheit vorhanden, normal ins Hauptal zu fließen. Nun besteht jener Querriegel an der Talmündung, dessen Mitte ebenso hoch liegt wie das Terrassenstück, aus dem gleichen Material, wie der darunter gut aufgeschlossene rechte Abhang dos Zinkenbachgrabens, nämlich aus tonig-schiefrigem Gestein. Nirgends treffen wir hier eine Spur, daß nach dem Maximum der Rißvergietscherung eine Durchsägung jenes Riegels durch den Bach erfolgte, was doch wogen des weichen Gesteines und der Gefällsstufe an der Talmündung leicht goschehon konnte. Zudem hätte der während des Buchaustadiums im Haupttal aufgeschüttete Hochterrassenschotter den Vorläufer des Erbbaches, falls er schon die Stufenmündnng durch Erosion zerschnitten hätte, gleichfalls zur Anhäu fung von Schotter zwingen müssen. Nirgends streicht aber am Talrie,gel und darunter ') Vgl. das Profil bei Penoli, S. 306. Aus der Keihe der vielen einschliigigen Beispiele sei nur die bekannte -Stufenmündimg der Gasteiner Ache im Salzachtal genannt.
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