— 14 — ebenfalls eine starke Abgrabung und Gliittung der Gehiingo erfabren. Beachtenswert ist dabei, dal! seine Nerdseite verhältnismäliig sanft abgebüscbt ist. üas würde der Wahrnebmung entsprechen, da(l bei Geliilngevorsprüngen die talabwärts gewendete Seite am wenigsten durch soitlicho Gletschererosion beeinllulit wird.') Auch die schroffe Felswand des Maierecks ist mehr talaufwärts gerichtet. Alle diese Anzeichen sprechen jedenfalls für eine aulJerordentliche Vergrollerung des Querproiiles unseres Tales. Soweit nicht noch die Wirkung der letzten Vereisung in Betracht kommt oder fluviatile Seitenerosion, wie wir sie noch aus der Postwürmzeit kennen lernen werden, ist die heutige Breite des Bncliau-St. Gallener Tales ein Werk der Kilivergletschcrnng. Auf die Mündung des Erbtales zwischen Gallenstein und Zinodl erstreckt sich aber ebenfalls ihre Wirkung. Die Entfernung der beiderseitigen Gehänge beträgt in ihren untersten Teilen beinahe 1 km. Diese grolie Breite des Talprofiles ist offenbar durch jene Gletscherzunge geschaffen worden, welche das Erbtal erfüllte. Dieses war in der Würmeiszoit zum größten Teil vergletschert. Jung moränen wurden von Penck beim Ausgang dos Schindlgrabens gefunden. Den Rest eines Endmoränenwalles trifft man beim verlassenen Sägewerk, l'/a km vom Talausgange entfernt. Die RilJvergletscherung muß natürlich, entsprechend ihrer überall beobachteten größeren Ausdehnung,offenbar das ganze Erbtal, bis zur Voreinigung mit dem St. Gallener erfüllt haben, zumal damals eine Verstärkung des lokalen Gletschereises durch einen Ast des Ennsgletschers erfolgte, der den „Uebergang" bei Landl überschritten haben muß. Denn man findet, wenn auch nur spärlich, Urgebirgsmaterial in den genannten Jungmoränen, welches nur aus abgetragenen Rißmoränen des Erbtales stammen kann, die von einem Gletscher mit der angedeuteten Zusammensetzung und Herkunft abgelagert wurden. Beobachtungen im Zinkenbachgrabon gewähren auch eine Vorstellung von dem Ausmall der Talvertiefung während der vorletzten Eiszeit. Im lockeren Niederterrassenschotter unterhalb der Nussabrücke liegen große Blöcke von fester Nagelfluh. Sie sind durch Abspülung des Gehänges häufig aus dem jüngeren Geröll förmlich herauspräpariert worden und sind teilweise von ungeheurer Größe. Daß sie dem älteren Hochterrassenschotter entstammen und durch Unterwaschung des Ufers bei der Ablagerung des Nioderterrassenschotters in diesen hineingestürzt sind, liegt auf der Hand.^) Nur zwingt das Auftreten von so ungewöhnlich großen Blöcken zu der Annahme, daß es sich um ein ziemlich rasches Unterspülen der Uferpartion gehandelt hat, was einen Absturz größerer Massen bewirken mußte. Eine so rapide Seitenerosion ist aber nicht in dem während der letzten Interglazialzeit zu harter Nagelfluh verkittetem Hochterrassenschotter denkbar, wohl aber, wenn wir uns diese fiuviogiaziale Bildung von einem wenig widerstandsfähigen Gestein unterlagert vorstellen. Gerade bei der Nussa brücke und unterhalb von ihr, also in derselben Gegend, wo wir auch die Nagelfluhblöcke fanden, steht ein tonig-schiefriges Gestein, das jedenfalls den Werfener Schichten zuzuzählen ist, am rechten Abhang des Zinkenbachgrabens an. Offenbar strich es unter dem ehemaligen Hochterrassenschotter durch, und wurde vom Vorläufer des heutigen Zinkenbaches ausgewaschen, als er den jüngsten Talschottor ablagerte. Da nun die abgestürzten Blöcke etwa bis zur halben Höhe des Zinkenbachgrabens hinauf anzutreffen sind, der Graben an dieser Stelle aber 35 —40 m tief ist, so muß die Sohle des Hochterrassenschotters 15—20 m unter dem Niederterrassenfeld liegen. Dieses aber ist, wie wir früher sahen, fast gleich hoch wie die Talsohle nach der Mindeleiszeit, so daß die Vertiefung des Tales um 15 — 20 m als Leistung des Rißgletschers aufzufassen ist. Vielleicht war sie in Wirklichkeit sogar noch etwas größer, denn es ist zu bedenken, daß wir den erwähnten Betrag am Rand .des Tales gefunden haben. Jedenfalls ist eine solche glaziale Erosionswirkung sehr bescheiden zu nennen, wenn wir bedenken, daß der Inngletscher bei Innsbruck das Tal um 500 m ') Vgl. E.Haix,Erosion toiTentielle postglaeiaire, in Le Globe, Genf 1002, Bd 41. =) lieber die Verbindung von Seitonerosion mit Aufsohüttnng,vgl.Penck-Brückner ii. a. 0. S. HS.
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