46. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1916

— 13 — so voi'Ziistullon, diifi zniiäclist nach der SchuUerablagcrung dio Gewässer nicht sogleich in die Tiefe arbeiteten, sondern daß /aiinkiist das rechte Talgohängo.abgegraben wurde und dann erst im anstehenden Guttensteiner Kalk durch Tiefenerosion die Grundlinien zum heutigen Talsystom gezogen wurden. Dabei ist die Spitze des Gehängevorspruiiges, den der alte Talzug in Form eines Bogcns umging, als eine Aufragung von Gutten steiner Kalk inmitten des Bergorviertels erlialten geblieben. Die Mindülvereisung, welche unser ganzes Talsystom ausfüllte, kann nur eine ganz geringe glaziale Erosion ausgeübt haben, denn die Dicke des Gletschereises war damals, wie wir gesehen haben, nicht sehr groß. Dagegen hat sie ,die Lautrichtung dos Spitzenbachos beoinflullt. Dieses Kinnsal schlägt nach dem Austritt aus der nach ihm benannton schönen Klamm eine Richtung ein, bei deren unvoräiulerten Beibehaltung es bei der St. Gallener Kirche in das Haupttal münden müßte. Aber gerade vor dem Sattel zwisclum Geigenkogel und Bergerviertel biegt der Bach scharf nach Nordosten ab und durchfließt die tiefe Furche zwischen Geigenkogel und linkem Talgehänge, um sich erst unterhalb jener Anhöhe mit dem Zinkenbach zu vereinigen. Diese auffällige Aenderung der Laufrichtung steht ohne Zweifel im Zusammenhange mit der Aufschültung der üfermoränen, welche den Kirchensattel und die Nordspitze des Bergorviertels zusammensetzen. Sie versperrten dem Bach den Weg. Sein Wasser wurde wahrscheinlich zu einem kleinen See aufgestaut und floß dann nach Nordosten ab, wobei ihn die Ufermoräne und das Gletschereis vom Haupttal fernhielt. Die Moräne war damals bedeutend höher als gegenwärtig und erstreckte sich über den heutigen Geigenkogel hinweg. Das letztere beweist der Rest, welcher der Nordspitzo dieser Anliöho gegen wärtig noch aufsitzt, und der Umstand, daß sie im Bergerviertel 600 m 'erreicht und weiter talabwärts sogar bedeutend überschreitet. Durch die kräftige Erosion, welche der abgelenkte Bach nacher entfaltete, schnitt er vom linken Talgehänge jenen breiten Sporn los, der uns heute im. Geigenkogel vorliegt. Seinen ursprünglichen Zusammen hang mit dem linken Abhang vorrät schon die Gleichartigkeit des Gesteines und der Umstand, daß er oben eine etwas gewölbte Fläche trägt, die sich gegen das heutige Haupttal sanft abdacht. Die Breite des Tales, unmittelbar nach dem Rückzüge dos Mindeleises, dürfen wir uns, zumal in den tieferen Partien, niolit allzu groß vorstellen. Die fluviatile Erosion der Günz-Mindelinterglazialzeit hatte ja zunächst im älteren Deckenschottor und auch, wie gezeigt wurde, im anstehenden Fels oberhalb von St. Gallon jedenfalls nur eine schmale Furche geschaffen. Wir müssen dabei bedenken, daß die Erosions schlucht, welche der Zinkenbach nach der letzten Eiszeit erzeugte, oben auch nur höchstens 200—300 m breit ist und nur in der Weißenbaeher Gegend einen etwas größeren Querschnitt erhält. Außerdem wissen wir, daß die glaziale Erosion der Mindeleiszeit nicht sehr hoch veranschlagt werden darf, so daß keine nennenswerte Verbreiterung oder Vertiefung dos'Tales erfolgt sein kann. Höchstens in der Buchau, wo die Eisschicht noch etwas mächtiger gewesen sein mag, dürfen wir eine ausgiebigere Umgestaltung des Talprofiles vermuten. Jedenfalls war damals die Talsohle im Bereiche von St. Gallen bedeutend schmäler als das stattlich breite Niedertorrassenfeld. Ganz anders hat die Rißeiszeit an der Umgestaltung des Talprofiles gearbeitet. In diesem Abschnitte des Diluviums ist ein mächtiger Eisstrom als Abzweigung des Ennsgletschers durch unser Tal gegangen. Seine Spuren lernten wir bereits an _^der konglomerierten Mindelmoräno kennen. Aber auch das untere Gehänge des Maierocks (1761 m) fällt durch seine vollkommen glatte Felswand auf. Sie reicht stellenweise bis 1300 m hinauf, wo sie von einem sanften, bewachsenen Abhang abgelößt wird. Hier liegt also anscheinend die Schliffgrenze. Der Gallenstein, welcher die Ruine gleichen Namens trägt, besitzt einen schroffen Süd- und Wostabhang, an denen besonders oben der nackte Fels zu Tage tritt. Auf dem ersteren Gehänge bildet er oben eine glatte, fast senkrechte Wand. Auch auf der Westseite zeigen sich glatte Partien, allerdings durch Bäume meistens verdeckt. Der Gallenstein hat also anscheinend

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