Inhaltsangabe der in den Jahresberichten der Anstalt von 1864—1916 veröffentlichten Abhandlungen. ^Vergriffen. 1864.* Kukula Wilhelm: Meteorologische und phänologische Beobachtungen zu Steyr im Jahre 1864. 1867.* Bauernfeind Thomas: Die Beziehungen des Hauses Habsburg - Österreicii zur Schweiz etc 1873.* Bauernfeind Thomas: Herzog Eudolfs IV. Beziehungen zu den öster reichischen Privilegien. 1874.* Biberle Julius: Über die theoretische Bestimmung der drei erdmagnetisclien Elemente mit besonderer Eücksichtnahme auf die Deviationsbestimmung einer Kompaßnadel. 1875.* Zimmeter Albert: Verwandtschafts-Verhältnisse und geographische Ver breitung der in Europa einheimischen Arten der Gattung Aquilegia. 1876.* Vavrovsky Johann: Beobachtungs- Resultate der meteorologischen Beobachtungs - Station Steyr. 1877.* Bittner Dr. Josef: Die elementare Behandlung der Physik. 1878.* Derlik Alois: Über Beleuchtung. 1879.* Würzner Alois: Über Chaucers lyrische Gedichte. 1880.* Drasch Heinrich: Über die Tangentenbestimmung im Doppelpunkte einer Durchdringungskurve zweier Flächen II. Ordnung und einige damit zusammen hängende Aufgalien. 1881.* Widmann Dr. Hans: Das Land Österreich ob der Enns unter der Herr schaft der Römer. (Historische Skizzen.) 1882.* Drasch Heinrich: Synthetische Theorie der ebenen Kurven III. Ordnung mit Doppelpunkt mit besonderer Berücksichtigung derjenigen, welche durch die imaginären Kreispunkte gehen. 1883.* Erb Leopold: Kurze Übersicht der Morphologie der Hemipteren (Halbflügler) nebst einer etwas eingehenderen Erörterung derselben an Vertretern der wichtigsten Familien dieser Insektenordnung 1884.* Zimmeter Albert: Die europäischen Arten der Gattung Potentilla. Versuch einer systematischen Gruppierung und Aufzählung nebst kurzen Notizen über Synonymik, Literatur und Verbreitung derselben. 1885*- Widmann Dr. Hans: Zur Geschichte und Literatur des Meistergesanges in Oberösterreich. Mit Benützung bisher unedierter Handschriften. (Fortsetzung auf der vorletzten Seite des Umschlages.)
XLVl. IflHRESBERlCHT DER K.K.STflHTS-OBERREHL8CHUCE IN STEYR VERÖFFENTLICHT UND HER AUSOEGEBEN AM SCHLÜSSE DES SCHULJAHRES 1915/16. L BEITRÄGE ZUR DILUVIAL GESCHICHTE DES BUCHAUST.GALLENER TALES. VON DOKTOR RAOUL FELKL. IL ERGEBNISSE DER WETTER BEOBACHTUNGSSTELLE IN STEYR VON 1896—1915. VON GREGOR GOLDBACHER. III. KRIEG UND SCHULE. nL SCHULNACHRICHTEN. VOM DIREKTOR RUDOLF GLAS. STEYR, 1916. HERHUSGEBER: DIE DIREKTION DER K.K. STflHTS=OBERREHLSCHULE. DRUCK VON EMIL HHHS & COMP.,STEYR. 25216
Beiträge zur Diiuvlalgesclilchte des BiicliaiiSt.Gailener Tales. Von Dr.Daoul Felkl. Im Bereiche der iiördliclien Ennstaler Alpen erstreckt sich das nahezu 17 Kilometer lange Tal von St. Gallen, dessen südwestlicher Abschnitt als Buchau bezeichnet wird. Es ist eine doppelseitig offene Furche, die sowohl-von Admont im Ennstalo als auch von der Altenmarkter Gegend desselben Tales zugänglich ist.') Auffällig ist sein fast geradliniger Verlauf, der im scharfen Gegensatz zu dem benachbarten Ennsbogen bei Hieflau steht. Für den Vorkehr früherer Zeiten, der noch nicht auf die heutige Eisen bahn dos Ennstales angewiesen war, bedeutete daher die Benützung des BuchauSt. Gailener Tales eine beträchtliche Abkürzung dos Weges. Bemerkenswert ist ferner die Breite des Tales, welche in gar keinem Verliältnis zu den heutigen hydrographischen Erscheinungen steht. Denn kein breiter Fluli, als dessen Brosionsleistung wir die Talfuroho auffassen konnten, durchströmt sie, sondern nur kleine Bäche. Dicht am Südwestausgange (gegen Admont) erhebt sich der Buchaner Sattel als 850 m hohe Talwasserscheido zwischen dem Wengor Bach und dem nach NW.fliellenden Buchaubach, der später den Namen Billbach und noch weiter abwärts die Bezeichnung Zinkenbach erhält. Bei diesen oro- und hydrographischen Vei-hältnissen iiimmt es nicht wunder, dali vermutet worden ist, die Enns habe früher, und zwar noch in der Diluvialzeit (Eiszeit) dieses Tal bonützt, bevor sich die Enge dos Gesäusos gebildet hatte.^) Diese Vermutung muli allerdings, soweit das Diluvium in Betracht kommt, aufgegeben werden, seitdem Penck nachgewiesen hat, dali beim Eintritt der Eiszeit die Enns bereits durchs Gesäuse floß.®) Ob dagegen dieser Fluli früher den Weg durchs BuchauSt. Gailener Tal eingeschlagen hat, ließ sich bei dem Mangel jeglicher Anzeichen bisher niclit feststellen, wie denn überhaupt die präglaziale Entwicklniigsgesehichte unseres Tales noch ziemlich im Dunklen liegt. Nur soviel kann man heute wohl schon sagen, daß seine Enstehung höchst wahrscheinlich mit der großen Bruchlinie zusam menhängt, die Admont mit Altcnmarkt verbindet.'') Es soll im folgenden daher nur der Einfluß der Eiszeit auf die Ausgestaltung unseres Talsystcms behandelt werden, wobei mit Büoksicht auf dem zu Gebote stehenden B.aum auch nur die Hauptmomente und darunter besonders bisher unbekannte Tatsachen hervorgehoben werden sollen. A. Diluviale Ablagerungen. Eiszeitliche Schotter und Moränen "sind in unserem Gebiet schon früher beobachtet und in der Literatur erwähnt worden. Penck gedenkt kurz der Ausfüllung dos nord östlichen Talabschnittes mit der fluvioglazialen Bildung der letzten Vereisung, dem ') Vgl. OosteiT.-iing Sneziiilkarte i : 7.-1.000, ni.a.t.t Ailmont uiul Hieflan (Zone, 15 Ool. XI.) ') Jahrbuch d. goof. Jloichsaiistalt, ."5. Bd.,S. 5in. PenoU-Brückiicr, die Alpen im Risjioit.alter, I. S. 232. , -r, • i '•) Diener, Bau und Bild der-Ostalpnn und dos KarstgLdiieto.s, S.72. VorhamUuiigon der gool. Reichsanstalt, 1837, S. 8i fi.
— 4 — Niederterrassenscliottoi'.') Bei Weißenbach schließt; er sicli uninittelhar an den Niederterrassenschotter des Ennstales an. Hier beträgt die Hollo seiner Oberfläche etwa 470 m, bei St. Gallen dagegen schon 500 in, was einem durchschnittlichen Gefälle von 12 "/oo entspricht.'^) Ein solcher verhältnismäßig hoher Betrag weist stets auf die Nähe dos eiszeitlichen Gletscherendes hin, dem die Gerölle durch das Schmelzwasser entführt wurden.') Tatsächlich werden wir auch die Endmoiilnen der Würmvergletscherung nicht allzu weit oberhalb von St. Gallen antreffen. In den fluvioglazialen Schotter hat dann nach dem Schwinden der Vereisung der Zinkenhach eine Erosionsfurche gegraben. Zu deren beiden Seiten ist die Ober fläche des Schotters als Talterrasse bestehen gehliehen. Auf ihr liegt der Markt St. Gallen mit Ausnahme der Kirche und der sie umgehenden Häuser. Besonders breit ist die genannte Furche unterhalb der Vereinigung des Zinkenhaches mit dem ihm links zuströmenden Spitzenhach. Der zwischen den beiden Erosionsfurchen sich auskeilendo Teil der Terrasse ist der sogenannte Spitzenherg, der ebenso wie der Zinkenhachgrahen im Bereiche von St. Gallen vortreffliche Aufschlüsse des Niederterrassenschotters besitzt. Dieser seihst besteht zum weitaus größten Teil aus kalkalpinem Geröll; verhältnismäßig gering ist der Anteil kristallinischen Gesteins an seiner Zusammensetzung. Besonders auffällig ist die große Armut an solchem ürgehirgsschotter im Zinkenhachgrahen. Beachtenswert, ist ferner die Tatsache, daß unser Schotter an manchen Stellen zweistufig entwickelt vHaicfaHi. ist, das heißt, es folgt auf die obere iki»b3.ch^ breite Hauptterrassenfläche eine zweite ■i schmälere, einige Meter tiefer gelegene. Bei der Nussahrücke, unweit von St. Gallen (Höhenzahl 485 der Spezialkarte) und hei Weißenhach läßt sich dies deutlich beobachten. Es ist dies weiter nichts Auffälliges, denn dieselbe Erscheinung begegnet uns auch anders wo, z. B. in der Umgebung von Steyr. Ja, im Ennstalo bei Altenmarkt hat die Erosion des Flusses sogar vier Stufen aus dem breiten Schotterfeld herausgeschnitten, wobei die dritte unterhalb der höchsten Fläche des Schotters unserer tieferen Terrasse im Buchau-St. Gallener Tale gleichzu setzen ist. Jedenfalls sind das Anzeichen, daß das Einschneiden des fließenden Wassers in der Postglazialzeit nicht gleichmäßig erfolgte, daß Tiefenorosion mit Seitenerosion abwechselte. Uebrigens ist die Rinne dos Zinkenbacbes nicht überall in den Niedortorrassenschotter eingesenkt. Besonders auffällig zeigt sich dies an der Mündung bei Weißenbach. Die verhältnismäßig enge Mündungsfurche liegt im anstehenden festen Gestein, welches beim Bahnbof Weißenbach-St. Gallen, dicht beim Stationsgebäude, mit einer steilen, zum Teil kahlen Wand gegen die Enns abbricht (Vgl. Fig. 1).") Erst etwas weiter abwärts .streichen am steilen Gehänge entlang, dessen die Geleise angelegt sind, wieder die typischen Niederterrassenschotter aus. Hier also haben wir die ursprünglicbe Mündungsstelle des Bacbes während der Würmoiszeit zu suchen. Das erwähnte anstehende Gestein endigt aber oben mit einer ebenen Fläche, welche eine direkte Fortsetzung des Niederterrassenfeldes darstellt, ohne daß eine scharfe Grenze im Bodenrelief wahrnehmbar wäre. Dieser Hocbflächo links von der Zinkenbachfurche Ü 0 u 0 L0 0 D Fig. 1. 1 Niedert,errassenscliotter. - 2 Festes Gestein. ») A. a. 0. S. 241. -) Nach dem Aufriß bei Peiich a. a. 0., auf Tafel I, beträgt die Tiefe der Ennsfurclie im Niedertnvrassenschotter bei der Mündung des Zinkenbacbes mindestens 80 m. Die mit der Höhenzahl 3D0 versehene Drücke (S. Spczialkarte) liegt nach beiläufiger Schätzung o m über den Wasserspiegel der Enns. Da.raus ergibt sieh 470 m als Höhe der Tcrrassenlläche. •0 Penck-Brückner, I. S. 17. '') Das Gestein ist dunkel und verwittert mit rostgelbcr Farbe. Nacli einer Bemorknng Bittners (Verh. d. geol. Rcichsaustalt, isso, S. 447) handelt .es sich um Guttensteiner Kalk.
entspricht in gleicher Höhe eine schmale Polsterrasse rechts, am Abhang des Haidach. Auf ihr erheben sich einige Bauernhäuser. Ein ähnliches Vorkommnis beobachtet man bei St. Gallen, und zwar au jener Stelle, wo das Erbtal sich mit unserem Haupttal vereinigt. Der Zinkenbachgraben verläuft hier dicht neben jener merkwürdigen Bodenschwelle, welche die Mündung des Erbtalcs absperrt. Mit ihr werden wir uns noch später zu beschäftigen haben. Der rechte Abhang besteht hier aus einem düunplattigen, manchmal schieforigen Gestein von grauer bis graubrauner Farbe. Bs ist ein tonig sandiges Material mit Glimmer zusatz und steht auch allenthalben in der Bachsohle an. Unterhalb der Nussabrücke setzen diese Schichten sogar die untersten Partien des linken Gehänges stellenweise zusammen.') Wir haben es also sowohl hier als auch bei Weißonbach mit einer epigenetischen Talbildung im Sinne Poncks zu tun,®) da nach der Ausfüllung der Talfurcho mit Niederterrassenschotter der Zinkenbach sein altes Bett stellenweise verlassen und das ältere anstehende Gestein durchsägt hat. Die Tiefe der Erosionsfurcho wird immer geringer, je weiter wir aufwärts schreiten. Bei Weißenbach beträgt sie 80 m, bei der Nussabrücke nur etwa 35 m und vermindert sich auf wenige Meter unterhalb des Wirtshausos ,,Zum Eisenzieher". Geradein dieser Gegend läßt sich der Uebergang unserer Schothw in Moränen naclnveison. Mächtige Aufschüttungen hatjener Gletscher hinterlassen, der sich vom grollen Buchstein bis zur Tal sohle herab erstreckte. Sie nehmen in breiter Entwicklung die rechte Talseite oberhalb des Eisenziehers ein und sind schon von Penck erwähnt worden. Ein Aufschluß darin (1 km ■ oberhalb des Wirtshauses) enthält in einer sandigen, aber nicht zu stark hervortretenden Grundmasse gerundete Geschiebe, aber auch große kantige und wenig zugerundete Blöcke bis zu '/2 m im Durchmesser und darüber. Weiter talaufwärts ist die mit Vegetation bedeckte Moräne, mit Kalkstein blocken aller Größen förmlich übersät. Die Talsohle wird durch diese glazialen Bildungen ziemlich verengt. Der Buchaubach fließt dicht am linken Abhang, der häufig aus kahlem Fels besteht. Offenbar haben, jene Ablagerungen einst überall das Tal bis zum linken Gehänge erfüllt und der Bach mußte sich erst nach dem Eückzug des Eises in der Moränendecke eine Furche graben. Zu diesem Schluß berechtigt uns die Tatsache, daß die Moränen wiöiter aufwärts, wo sie die schon erwähnten großen Blöcke auf ihrer Oberfläche tragen, ancli auf der linken Talseite stark ontwickolt sind. Dicht oberhalb des Eisenziehers beobachtet man übrigens eine Epigenesis im Bereiche des Moräueumateriales, da der Bach liier eitlen linksseitigen Talsporn, der von der Moränendecke verhüllt war, bei seiner Erosion durcliBchnitton und so eine schiuclitartige Oeffnung in dorn liarten dolomitischeii Gestein gebildet hat. Hier konnte eben das fließende Wasser nicht wie im lockeren Material der giazialoii Ablagerungen an der Verbreiterung der Furche arbeiten. Penck hat einen Zusammonhatig des Buchsteirigletscliors mit jener Abzweigung des Ennsgletschers vermutet, welche über den Buchauor Sattel herüberreichte.'') Eine Berührung der beiden Eismassen liat tatsächlich stattgefunden und die Grenze der zwei Gletsclierznngen läßt sich auch ganz genau feststellen. In den bisher besprocheneu Moränen findet man nur kalkalpiiios Material. Erst jenseits der seclisten Brücke, die iimii oberlialb des Eisenziehers zu überschreiten hat, liegen auch Urgebirgsgesohieho in großer Anzahl. Hier fand ich einen kristallinischen, zugernmleten Block mit einem Durclimcsser von '/4 m und eiiion Quarzitblock von gleicher Größe. Hier stehen wir also schon im Bereiche der Moränen dos Ennsgletschers, der durch Zuflüsse aus den Zeutralalpeu gespeist wurde. .Außer den oben beschriobonen glazialen Ablagerungen, die bereits in der Literatur erwähnt worden sind, lassen sich aber auch dicht unterhalb des ELsenziehers ') Vgl. auch unten Fig. 4. Oltenhav Wcrffner Scliicliton, (leren Vorhaiulonsein in der Gegciul von St. Gallen unrl Weiüenbacli erwillint wird. Vgl. Vorh. der geol Reiehsaiistalt. 1SS7, S.82. ') Vgl. das Beisidel im i. Bd. von Die Aloen im Elsneitallor, S. 22ii. ') A. a. Ü. S. 241. ■') A. a. 0. S. 242.
Moränen nachweisen. Dort erheben sich aus dem Tal drei hügolartige Anhöhen. An sie lehnt sich talabwärts die Niederterrasse, welche hier eine äuDerst geringe Höhe besitzt. Zwischen dem rechtsseitigen Hügel und dem Talgehänge fließt der Billbach (Fig. 2.) Gute Aufschlüsse an dieser Stelle vergewissern uns, daß die Anhölio aus dem in der Umgebung anstehenden Eamsaudolomit besteht.^) Der mittlere und zugleicli höchste Hügel ist zwar mit Vegetation bedeckt, aber ein kleiner Wasserriß und eine Stelle am Abhang gewähren uns Einblick in sein Material, das neben feinkörnigeren Partien hauptsächlich größere, abgerundete Kalksteinblücke enthält. Sie stimmen im Aussehen mit den Ablagerungen des Buchsteingletschers überein. Ueber den linksseitigen niedrigen Hügelführt der Weg zur Admonter Höhe,teilweise hohlwegartig eingeschnitten. An solchen Stellen erkennt man, daß die Anhöhe gleichfalls ans Lockerboden mit gerun deten Geschieben zusammengesetzt ist, die aber hier viel kleiner sind und zum Teil aus dem Urgebirge stammen. Die beiden Hügel links sind also offenbar nach ihrer äußeren Form und Zusammensetzung als Endmoränen zu bezeichnen. Sie gehören wegen der Verknüpfung mit dem sich anschließenden Niedeitorrassenschotter derjüngsten Vereisung an. Aus ihrer Beschaffenheit geht ferner klar hervor, daß die hier endigende Gletscherzunge sowohl durch das Eis des Buchsteingletschers, als auch des Ennsgletschers gespeist wurde, wobei allerdings der letztere sich gewissermaßen nur mühsam an der linken Talseite hindurchzwängen konntew,ie die geringere Mächtigkeit dos Moränenmateriales auf dieser Seite und das Zurücktreten der kristallinen Geschiebe beweist. Die früher erwähnte \ ^rraut des NiederterrassenI sdüei<X-J Schotters an zentralapinem III!Ii'iJJfPh. ^ y# Material wird auf diese Weise ■f lilllll//fh^i///'/Jl^ ' ' •' vorständlich. '' ^ . Die Ausdehnung der Fig. 2. Qaerschnitt des Tales unterhalb des Elscnziohcrs. WÜrmvei'gletscherung ist also 1 Eamsandoloniit, — 2 würramor'ane. in unserem Tale nicht koiiMutmaßliolie frühere Ilölie der Moräne. stant geblieben. Der Maximalausdohnung entsprechen die Endmoränen unterhalb dos Eisonziohers, der geringeren Entfaltung die früher be schriebenen Ablagerungen dos Buchsteingletschers und die Moränen des Ennsglotschers am Beginn der Buchauer Talweitung. Diese letzteren liegen 3 km von den Endmoränen unterhalb des Wirtshauses entfernt. Man muß sie wohl dem inneren Jungraoränonwall zeitlich gleichsetzen, den man im ehemals vergletscherten Alpenvorland antrifft. Beim Buchsteingletscher hat dagegen ein nennenswerter Eückzug anscheinend nicht stattgefunden. Im Gegenteil, nachdem die Eismassen des Ennsgletschers zurück gewichen, machte er sich erst recht breit und erfüllte das ganze Tal bis zum linken Gehänge, wie das vollständige Fehlen von ürgebirgsmaterial auch auf dieser Seite beweist.®) Seine inneren Moränen treffen wir schon dicht oberhalb des Eisenziohers als Hauptbestandteil der bewaldeten Anhöhe, welche das ganze Tal versperrt und nur links von der oben erwähnten epigenetischen Furche des Buchaiibaches durchschnitten wird. In der Mulde zwischen dem äußeren und inneren Moränengürtcl treffen wir überdies nirgends fluvioglaziale Schotter, geschweige denn Terrassen. Daher ist wohl die Ansicht gestattet, daß der Buchsteingletscher auch bei der zweiten Phase der Würmeiszeit fast bis an dem äußeren Endmoränengürtel heranreichte. Somit wäre jene Mulde, , in welcher der Eisonziehcr liegt und in der sich der Abfluß des Kiengrabens mit dem Billbach vereinigt, nichts anderes, als eine postglaziale Erosionsfurche in einer einst zusammenhängenden ■ Moränendecke. Die Stirnseite ') Ueber dessen Verbreitung in den Ennstaler Alpen vgl. Diener, a. a. 0. S. 08 und Verh. der geol. Helchsanstalt, 188G, S. 03 2) Vgl. die Kartellbeilagen bei Penck-Brüclaier, S. 125, 204. Aelmliche Beispiele einer nacliträgUcben Ausbreitung von Lokalgletsclievn auf verlassenen Hauptgletschcrbetten bei Peuck-Brückner, I. S. 2üo.
diusur Ablagurungmi, juiie Mhur orwitliiiteii Hügel, bildeten jedenfalls ui'sprnnglieli einen goschlossencn Wall, der dann beim endgilfclgen Eückzug des Eises durcb die Schmelzwässer zersclinilton wurde, .Daß diese in Gestalt mehrerer Einnsalo auftraten, kann bei der stets ungloichmäliigen Aufschüttung jedes Moränenmateriales, welche leicht eine Wasserteilung erzeugt, nicht wundernehmen. Entsprechend der heutigen Oberllächongostalt wurden, wenn wir die Furche des Schleichbaches als eines seitlichen Zuflusses ausschließen, drei AbllulJrirjneri herausmodolliert. Die beiden linken wurden allerdings bald außer Funktion gesetzt, die dritte, allein übrigbleibende liat dann, wie Figur 2 zeigt, das anstehende Dolüinitgestein angeschnitten und wird gegenwärtig vom Billbach benützt. Wir hatten es bisher nur mit den Spuren dci' letzten Eiszeit zu tun. Aher auch "die der drei älteren Vereisungen lassen sich im BuchauTSt. Gallener Tale naciiweisen. Bölim hat auf eine ältere, zum Untorscliiede vom FTiodertorrassenschotter stark verkittete Geröllbildung hingewiesen, die schon durch ihre hohe Lage (sie reicht bis 670-m) ihr höheres Alter zu erkennen gibt.') Er hat sie nach seiner Angabe zu beiden Seiton des Spitzenbaches, oberhalb und uirterhalb von St. Gallen angetroffen. Ihr Gehalt an Urgebirgsmaterial, besonders in den höheren Teilen, läßt nur den Schluß zu, daß sie als Iluviogiaziale Bildung einer Zunge dos Ennsglotschers entstammt, die geradeso wie in der letzten Eiszeit über den Buchaucr Sattel herüberreichte. Nach eingehender Untersuchung der fraglichen Vorkommnisse will es uns aber scheinen, als wenn Böhm ungleichartige Bildungen als einheitliche Ablagerung aufgefaßt hätte, Bildungen, die in Wirklichkeit verschiedenen Eiszeiten angehören, ja nicht einmal durchwegs fluvioglazialer Schotter sind. Die folgenden Ausführungen sollen dies im einzelnen zeigen. Oberhalb von Weilienbach treffen wir gerade an der Vereinigung des Spitzonbaches mit dem Zinkenbach ein Terrassenstück auf der linken Talseite, das den Schotter der Würmeiszeit überragt.^) Es fällt schroff und unvermittelt zur Talsohle ab, da an dieser Stelle durch die Erosion des Spitzenbaches die ursprünglich vorgelagerte Nieder terrasse zerstört ist. Dieses höhere Turrassonstück, auf dem eine weithin sichtbare Villa erbaut ist, besitzt vorne einige kleine Aufschlüsse, welche seine Zusammensetzung aus stark verkittetem Schotter erkennen lassen. Der Zusammenhang mit dem Talgehänge auf der Eückseite ist außerdem durch eine Erosionsfurche teilweise gelöst und auch hier wird deutlich geschichtetos Konglomeratsichtbar. Demselben Niveau gehört dann auch ein Terrassenstück dicht an der Mündung des Tales bei Weißenbach an. Unweit südlich des sogenannten Oberhofs (oberhalb von St. Gallen) trifft man gleichfalls ein Terrassen fragment, das sich auf der linken Talscite über den Niederterrassenschotter erhebt. Es mag nach beiläufiger Schätzung mindestens 15 m hoch sein. Die früher erwähnten, von dieser Örtlichkeit weit entfernten Stücke sind etwas niedriger. Die Villa an der Spitzenbachmündung liegt wohl mindestens 12 m über der Niederterrasse.') Denken wir uns diesen Punkt mit der Oberfläche des Schotters beim Oberhof durch eine Gerade verbunden, so würde diese unter Berücksichtigung der absoluten Höhe beider Oertlichkeiten ein Gefälle von rund 13 "/oo aufweisen.'') Es wäre also nur um einen verschwindend kleinen Betrag größer, als das Gefälle der Niederterrasse. Berechtigt uns schon dieser Umstand, die aufgezählten Schotterbildungcn als Eeste einer einstigen zusainmeuhängenden Terrasse aufzufassen, so gilt dies in derselben Welse von ihrer gleichartigen petrographischen Beschaffenheit. Von der festen Verkittung als einem Zeichen höheren.Alters war bereits die Eede. Forner fällt aber die starke Beimischung von Urgebirgsgeröllcn auf, wodurch sich dieser Schotter scharf vom jüngeren Nieder terrassenschotter unterscheidet. Entsprechend dem höheren Niveau über der jüngsten Fluvioglaziale müßte es sich also bei dieser festen Nagelfluh um Hochterrässeuschotter ') Die alten Glotsclier der Enns und Steyr, Jahrbuch der geol. Reichsanstalt,35.Bd., S. 5t6. 2) Ks ist auch auf der Spezialkarte l :75.000 erkennbar. Das Niedertevrasseufeld müßte mit 12 "/.„i Gefälle (Vgl. oben S. 3) bei der Villa eine absolute Höhe von 4S8 m besitzen. Das Gebäude liegt nach der Spezialkarte mindestens 500 in hoch. Die Bereclinung ergibt 522 m für den Fuß der Terrasse beim Oberhof.
liaiuleln. Nun lag aber rlas Ende des Enrisgletschers wälirond der EiGeisxeit bei GrolJramiiig, also rund 25 Iciu unterhalb der Talinuuduug bei Weilionbach.') Oiino Zweifel muli daher bei dieser weitaus grolJorcn Vereisung im Eunsgebiet — während der Würmeiszoit endigte die Vorgletschoruug bereits im Gesäuse '•^) — auch unsere ganze Talstrecke unter Eis begraben gewesen sein, wenn während der letzten Vergletscheruug die Eisuiassen schon bis zum Eisenzieher vordrangen. Wir worden später auch direkte Anzeichen dafür finden. Vorläufig kiinueu wir aber jedenfalls feststellen, dall unsere, dem Hochterrassonschotter der Lage nach entsprechenden Ablagerungen nicht während des Ma.vimums der Eißvergletschorung, sondern während einer Eflckzugspluise, ähnlicli dem Bühlstadium der Würmeiszeit, entstanden sein müssen. Sie sind ein Analogon zu der höheren Terrasse bei Landl, welche schon Penck beschrieben hat.^j Es ergibt sich nun die Frage, wo denn das Gletscherende zur Zeit dieser Eückzugsphase sich befunden hat. Endmoränen lassen sich allerdings nicht nachweisen, sie müssen also den abtragenden Kräften schon zum Opfer gefallen sein. Ihre einstige Lage kann aber ziemlich genau erschlossen werden. Wäre diese identisch gewesen mit den oben beschriebenen Endmoränen der Würmeiszeit, so könnte der Schotter nicht so viele Urgobirgsgerölle enthalten. Gerade diese starke kristallinische Beimischung beweist, daß während der Bildung unserer höheren Teixasse die Abzweigung des Enusgletschers in viel größerer Mächtigkeit und viel weiter über den Buchauer Sattel vorgedrungen sein muß, als in der letzten Eiszeit. Nur auf diese Weise konnte damals der Lokalglctscher des Großen Buchsteins zur Seite gedrängt werden, so daß dann das überwiegende zcntralalpine Moräneninaterial seines stärkeren Eivaleii ausgiebig au der Bildung der vom Schmelzwasser abgelagerten Schotter teilnehmen konnte. Bas Gletscherende muß also zwischen den Würmmoränen beim Eisenzieher und dem Terrasseiistück beim Oberhof gelegen haben. Mit dieser Annahme stimmt sehr gut überein das größere Oberflächengefällo des Hochterrassonschotters und die besonders auffällige Oberflachenneigung des erwähnten Terrassenrestes beim Oberhof, welche sogar mit freiem Auge wahrgeiiouimon werden kann, was die unmittelbarste Nähe des einstigen Gletschereises anzeigt. Da sich also gerade im ßuchau-St. Gallener Tale das Ausmaß des Gletscherrflckgangcs annähernd feststellen läßt, was bei bloßer Keuntnis der Vorkommnisse bei Landl noch nicht möglich war, so wäre es vielleicht nicht unpassend, diese Eückzugsphase der Eißeiszeit als Buchaustadium zu bezeichnen. Der Hochterrassonschotter ist aber nicht die älteste diluviale Bildung unseres Tales. Eine Fundstätte für Ablagerungen höheren Alters ist jener langestreckte Kücken, der sich an den Abhang der Teufclskirche anlehnt und sich auf der liuken Talseite nicht ganz 1 km über St. Gallen hinaus erstreckt. (Vgl. die Kartenskizze.) Er bewirkt die Zerlegung des Tales in eine Hauptfurche, ausgefüllt mit dem breiten Niederterrassenfeld von St. Gallen, und eine kleine Nebenfurche, die vom Spitzenbach durchflosseu wird. Der unterhalb von St. Gallen gelegene Teil heißt Geigenkogl, der fast bis 70ü m ansteigende Abschnitt südwestlich des Ortes ist das sogenannte Bergerviertl. Dazwischen liegt ein niedrigeres Verbindungsstück, auf dessen Abhang sich die Kirche von St. Gallen erhebt. Kleine Aufschlüsse in diesem Teil der Höhe zeigen inmitten brauner Verwitteruugserde zahlreiche zugerundete Geschiebe. Meist handelt es sich um zenti'alalpiues Material. Ganz oben liegen bei einer Scheune, inmitten einer Wiese, einige offenbar an Ort und Stelle ausgegrabene Blöcke und kleinere gerundete Stücke, von denen eines in Gastalt mehrerer sich kreuzender Kratzer und Schrammen Spuren glazialer Abnützung zu zeigen scheint. Auf der Seite, gegen den Ort, treten von der Kirche bis etwa zu zwei Drittel der Abhangshöhe zahlreiche Quollen hervor, die wohl einst wegen ihrer Wichtigkeit für die Wasserversorgung bei der Entstehung des Ortes St. Gallen von Bedeutung gewesen sind. Sie zeigen deutlich, daß der Lockerboden, aus ') Ponck-BrUoUiicr, I. S. 224,. -) EbeiuUi S. 22!). U Ebenda S. 220.
dem die Anhöhe bestellt, anf einer undurchlässigen Unterlage aufruht. Auch auf der Seite gegen den Spitzcnbach tretl'eii wir zunächst mehrere Quellen und dann tiefer unten ein sandig-merogeliges Gestein. Dieses bildet alsu die erwartete undurchlässige Unterlage. Seine obere Grenze läßt sich bei dem Mangel an deutlichen Aufschlüssen nicht genau feststellen, dürfte aber, nach der Lage der Quellen zu urteilen, mindestens ebenso hoch, ja vielleicht sogar noch etwas höher vorlaufen als die Oberfläche des Niedortcrrassenschottors. Etwas komplizierter ist die Zusammensetzung des Bergerviertols. Auf der Seite gegen das Haupttal streicht beim Südausgang von St. Galleu anstehendes Gestein aus. Es ist ein dunkelgrauer, gelblich verwitternder Mcrgelkalk.') Er lancht ziemlich hoch hinauf, bis über die Höhe des Sattels, zwischen Bergerviortl und Geigen kogel, und ist unweit des Brun nenhauses der Wasserleitung in einem.großen und kleinen Stein bruch aufgeschlossen. Gerade in dem ersteren kann man aber seinen Kontakt mit einer lehmig verwit terten, geschiebeführenden Masse beobachten, die ein schönes kantengerundotes Serpentinstück ent hält. Etwas weiter talabwärts treffen wir in gleicher Hohe einen Aufschluß von stark konglome- ■ rierteni Material, das keine Spur von Schichtung aufweist und ein buntes Gewirr von gerundeten Ge steinsbrocken enthält, die sowohl petrographiscli als auch der Größe nach ziemlich verschieden sind. Sandsteine, Urgesteine, darunter auch Hornblondegneis, ferner wei ller und roter Kalkstein, boteiligen sich an der Zusammensetzung. Das Bindemittel tritt stark hervor, ist sandig-lehmig, von gelber bis braungolber Farbe. Ein Einblick in die Struktur wäre nicht mög lich, wenn nicht eine Menge von Blöcken offenbar zur Schottergewinnung, herausgebrochen wäre, denn die Außenseite ist so glatt, daß man die konglomeratische Zusammensetzung gar nicht wahrnehmen wurde. An das früher erwähnte dunkle Gestein, das wahrscheinlich Guttensteiner Kalk ist, schließt sich südwärts ein Abhang an, der im Wiesenboden jene charakteristische Parallelfurchung aufweist, die man häufig beobachten kann, wo Schotterschichten von einer dünnen Vcrwitterungs- und Vegetationsdecke verhüllt sind. Diese Easenfurchung reicht hier fast bis zur Oberfläche des Niederterrassenscliotters herab. Der Abhang trägt ein kleines Gehölz, genannt der Bürgermeisterwald. In diesem liegt höher oben ein kleiner Aufschluß geschichteter Nagelfluh. Auch die höchsten Partien des Bergerm'ii Fig. 3. Skizze der Umgebung von St.Gallen. (1;37.600). Ruine Gallenstein. — Nb. Nussabrücke. ') Er ist gescliiübtot und stark disloziert, stellenweise mit fast deutlich senkrechter Scliichtstellung. Alle Eigenschaften deuten auf Guttensteiner Kalli, dessen Auftreten in der St. Galleuer Gegend erwähnt wird (Verli. d. geol. Reicbsanstalt I88ß, S. 447, u. S.82.)
— 10 — viertls zeigen Nagolfluhausstricho. Purnor beobaclitet man von der gegen den Spitzenbach gewendeten Seite der Anbölie hoch oben zwei Stellen, wo der Schotter zu Tage liegt. Pr enthält hier vorwiegend Kalkgerölle, das hier weniger stark verkittet ist. Im Waldbüden der Umgebung lagt aber allenthalben wieder harte Nageldiili heraus. Fast überall lälit sich eine Beimischung von Urgebirgsgeröll feststellen. Das Bindemittel ist hier ebenso wie im Bürgermeisterwald feinkiirniger Kalkdetritus von grauer bis weißlicher Farbe, unterscheidet sich also darin wesentlich von.dem Kitt des schichtungslüsen Konglomerates auf dem Wostgehänge. Die tieferen Partien des ganzen Abhanges auf der Spitzenbachseite, besonders im Walde der „Scliattleiten", lassen im Lockerbodeii zahllose Gerölle erkennen, die zum Teil zentralalpinen Ursprunges sind. Ein kleinor Aufschluß in der Schattleiten läßt erkennen, daß auch hier konglomerierter Schotter ansteht. Er reicht aber keineswegs bis zur Sohle des Spitzonbachgrabens hinab, denn dort streicht ein festes breccieiiartiges Gestein aus, das den Gosauschichten der oberen Kreide angehören dürfte.') Der auf der St. Gallener Seite vorhandene Guttunsteiner Kalk läßt sich dagegen auf dem Westabhang des Bergerviertls nii'gends nachweisc]i. (Vgl. Fig. 4.) Otfenbar hat Böhm, als er von dem höheren Schütter zu beiden Seiten des Spitzunbachcs spi'ach, die Hochterrasse unterhali) von St. Gallen und die Vorkommnisse des Bergerviertls für gleichartige und gleichalterige Bildungen gehalten. Ohne Zweifel müssen aber die NagelHuhbildungeii der erwähnten Hohe und die schichtungslosen Konglomerate samt dem dazu va-benFig. i. Tiilprolil unterhalb der Nuasubrlicke. 1 NieJerteiTassenschotter. — 2 Aelterer Deokensehutter. 3 Breccie (Gosausehiehten?). — i Guttcnstciner Kalk. 5 Tonig-sandiges Gestein (Wertener .Schiefer?). gehörigen geschiobeführenden Lehm- und Lockerboden nicht nur wegen der Struktur, sondern auch wegen der petrographischen Verschiedenheit von einander getrennt werden. Die Nagelfluh des Bergerviertls ist jedenfalls wegen der Beimengung von Urgebirgsgeröllen iluvioglazialer Schotter. Er setzt auch die höchsten Teile dieses Kückens zusammen, wie oben gezeigt wurde, und erreicht daher eine Höhe von mehr als 650 m.") Er überragt daher Hoch- und Niederterrasse bedeutend. Das umgeschichtete Konglomerat und den geschiobeführenden Lehm beim Steinbruch fassen wir dagegen als Moräne auf. Eine analoge Bildung ist wohl wogen der ähnlichen Zusammen setzung (Vorwiegen von Urgobirgsmaterial) und wegen dos Fundes eines Geschiebes mit Glazialspuren der Sattel zwischen dorn Gcigonkogel und dem Borgerviortl. Er führt keinen besonderen Namen, wir wollen ihn abi.r von nun an der Einfachheit halber, weil man von der St. Galloner Kirche zu ihm am besten gelangen kann, als „Kircheiisattel" bezeichnen. (Vgl. Fig. 5.) Welchen der drei älteren Eiszeiten sollen, wir nun diese Ablagerungen zuweisen ? Der alte fiuvioglazialo Schotter erinnert in seiner Zusammensetzung an die Niederterrasse, wenn auch das Urgobirgsmaterial etwas reichlicher vertreten erscheint. Das würde ebenso wie in der Würmeiszeit ein Gletscherende in der Gegend des Eisoiiziehers voraussetzen. Nur die älteste, die Günzeiszoit zeigt eine solche Ueberoinstimmung der Ausdehnung mit der jüngsten Vergletscherung.'') Daher müssen wir die alte geschichtete Nagelfluh unseres Tales ihr zurechnen und sie somit als älteren Deckenschotter bezeichnen. Da die Furchung des Easens im Bereiche des Bürgermeisterwaldes tief ') Bittner orwalint, solche Vorkommiiisse in Verb, der geol. Uei(;bsanstalt i8S(i, S. 244. ') Vgl. die Siiezi.alkarte iiiul S. ii unten. ») Konglomerierto Moränen kennt man .ancb .aus dem Gebiete des .Sal/.acbglet.scbers. Vgl. PonckBruckner, I. S. isa. ') Vgl. Tafel I. bei Penok-ßrückner a. a. 0. und S. 229.
— 11 — hei'ilbi'eiclit (Vgl. utitoii S. 0) und kein darunter ausstruicbcndus Gestdu waliriudimbar ist, so ergibt sich daraus die Iiolie Wahrscheiriliclikeit, daß die yolile des präglazialeii Tales, in welchem der Schotter abgelagert wurde, mit der Höhe des Niederterrassonfoldes nahezu üboroinstiuiiute. üeui würde auch das Ausstreichen von Gruudgostein im tiefsten Spitzeiibachgrabeu entsprochen. Beachtenswert ist ferner die Tatsache, daß der ältere Deckenschotter zwar im Bereiche des Bürgermeisterwaldes an das Haupttal grenzt, dal! er aber weiter abwärts durch eine Aufragung aus Gutteiisteiuer Kalk vom St. Gallener Tale getrennt wird. (Vgl. Big. 4.) Denn die Nagelfluh auf der Spitzenbachseite des Bergerviertls müssen wir mit Kücksicht auf ihren Gehalt an Urgebirgsgeröllen unbedingt dem älteren Deckenschotter zuweisen. Eine alte Ablagerung des Spitzeubaches, dessen Einzugsgebiet durchswegs im Kalkgebirge liegt, konnte eine solche Beimischung nicht enthalten. Wir werden auf diesen Umstand noch zurückkommen, wenn wir im Zusammenhange von der Umgestaltung sprechen, die unser Talsystom während des Diluviums erfahren hat. Aus den bisherigen Darlegungen geht also hervor, daß die Gegend von St. Gallen während der ältesten und jüngsten Vergletscherung eisfrei gewesen ist, da sich hier nur die Ablagerungen der Schmelzwässer vorfinden. Somit können die oben genannten Moränen, welche die Nordspitze des Bergerviertls und den Kirchensattel zusammen setzen, nur der Mindel- oder Eißeiszeit angehören. Ihrer Lage nach müssen wir sie als Ufermoränen bezeichnen. Der Geigenkogol, der auf den ersten Blick wie ihre Portsetzung aussieht, besteht aber aus festem Gestein. Dies beweisen &3j.ieniteirL. schon die zahlreichen Aufschlüsse im » s^iHenSpitzenbachgraben, wo ein mergeliger, gelblicher Kalkstein ansteht. Andere Partien, besonders die höheren, be stehen dagegen aus einem eigen artigen dünnplatigen, tonigen Material Fig. 5. von auffallend roter Farbe, die an 1 Niederten-asseiisuliotter. — 2 Mimlelmoräne. — s Saniligdeil Schichtflächon und häufig auch mergeliges ürundgestein. — i Hauptdolomit, an der Außenseite in ein helles Grau übergeht. Spärlich aufgeschlossen sind diese Schichten an dem Weg, der über die Anhöhe führt.') Im Verein mit dem erwähnten Mergelkalk setzen sie auch den linkeu Abhang des Spitzenbachgrabens, gegenüber dem Geigenkogel, zusammen. Der niedrigere Nordteil des Geigenkogels trägt dagegen eine wenn auch nur schüttere und stark lehmig zersetzte Moränendecke die bei einer kleinen Scheune gut aufgeschlossen_^ist. Moränen lassen sich ferner auch über dem Hochterrassenstück beim Ausgang des Spitzenbachgrabens nachweisen. Sie ruhen hier dem linken Talgehänge auf und sind von der Oberfläche der Terrasse durch einen Pelsausstrich getrennt. Sie reichen auf dem Weg aus dem Spitzenbachgraben .zum Großen Schoberhauer bis etwa 640 m, wo sich noch Kalk und Urgesteinsgeschiebe im Waldboden vorfinden. Die erwähnten Vorkommnisse bilden offenbar die Eeste einerfrüher zusamenhängouden Ufermoräiie. Am tiefsten reicht sie am Kirchensattel herab, wo entsprechend dem ■Quellhorizont und den Aufschlüssen auf der Spitzenbachseite ihre Unterlage mindestens ebenso hoch liegen muß, wie die Oberfläche des Niederterrassenschotters. (Vgl Pig. 5.) Mindostens in demselben Niveau, eher noch tiefer, haben wir den Haupttalboden zur Zeit der Ablagerung dieser Moränen zu suchen. Dieser Umstand ist wohl im Auge zu behalten, wenn wir an die Deutung der glatten Wand schreiten, die der Aufschluß der Moränennagelfluh am Bcrgerviertl besitzt. Sie liegt beinahe 600 m hoch, das Niederterrassenfeld derselben Gegend nur wenig über 500 m. Würde also diese Glättung des Konglomerates durch Wasserorosion entstanden sein, dann müßte nach dem Eückzug Zi,nK&ttb. direkten') In den Aufualiuisberiüliten Bittners (Verb, der {^col. Keichsanstalt 1884 Ü;.) konnte ich keinen 1 Hinweis ant diese Sokichteii finden. Vielleicht gehören sie aber den Gosausclilohten an.
— 12 — des Eises ein fast 100 m tiofof Strom durch das Tal gegangen sein, was ganz unwahrscheinlich ist. Es bleibt daher nichts anderes übrig, als die auffällig glatte Wand trotz dos Felilens von Schrammen und Krit/.en, die otfenbar durcli die Verwitterung verwischt sind, als einen Gletschorschliff zai deuten. Das Eis, das ihn erzeugte, muH aber jünger gewesen sein, als jenes, welches die Moränen bildete, denn deren ursprünglich lockeres Material bedurfte ja einer geraumen Zeit, um sich zu einem Konglomerat zu verfestigen. Da nun, wie oben betont wurde, nur die zwei mittleren Vereisungen des Diluviums über das Gebiet von St. Gallen hinweggegangen sein können, so sind unsere Moränen der älteren Mindeleiszeit zuzuweisen. Sicherlieh aber hat der Gletscher, der sie ablagerte, keine bedeutende Mächtigkeit besessen. Die Bildung von ausgedehnten Ufermoränen durch Abschmelzung ist ja stets ein Zeichen, dali die Lebenskraft eines Eisstromes zu Ende geht. Der Mindelgletscher hat zwar ohne Zweifel noch beim Talausgang von Weilienbach sich mit dem llauptstrang des Ennsoises vereinigt, aber sich selbst überlassen, hätte er wohl bald durch Abschmelzung seine Grenze erreicht. Dali dagegen der Bidglotscher an derselben Stolle, wo der frühere Eisstrom bereits zu starker Ablagerung gezwungen war, den Band seines Bettes noch abschleifen und glätten konnte, lallt sich Tiur durch die Annahme erklären, daß seine Mächtigkeit eine bedeutend gröllere gewesen ist. B. Veränderung des Tales während des Diluviums, Dali eine zweimalige vollständige und eine zweimalige partiolle Vei-gIetschornng eines Talsysteraes im Verein mit den ausgiebigen Ablagernngoii der Schmelzwässer erhehlich umgestaltend wirken mulite, liegt auf der Haiid. Aber auch die Aiiordiiutig der Wasserläufe, besonders die Mündung der aus den Seitontälern kommenden Bäche ist durch jene Vorgänge nicht unberührt geblieben, wie im folgenden gezeigt worden soll. Der prägkziale Talboden lag bedeutend höher als die Sohle des heutigen Zinkonbaches. Wir haben ihn, wie die Lagerung des älteren Deckenschntters beim Biirgermeisterwald von St. Gallen und in der Schattleiton lehrte, etwa in der Höhe des heutigen Niedertorrassenfeldes zu suchen. Dazu stimmt auch gut die Beobachtung, daß die Untoriagc der Mindelmorätio am Kirchonsattel in annähernd gleicher Höhe zu suchen ist. Denn nach dem Ende jeder Vergletschcrung strebten die Gewässer, welche wegen der starken Geröllführung zur Aufschüttung gezwungen waren, in die verhältnismäüig steile Oberfläche der fluvioglazialen Schotter einzuschneiden, um ilir ursprüngliches Gefälle durch deren vollständige Durchsonkung zu erreiclieii.') So ist es auch mit unserem ältesten Talschottur geschehen, so, daß dann die Moränen der folgenden Eiszeit auf derselben Basis zu Ablagerung gelangten, auf welcher der Schotter früher aufruhte.'^) Die oben erwähnte Aufragung von Giittensteiner Kalk, die den Deckonschotter im Spitzenbachgraben vom Haupttal trennt, ist für uns ein wichtiges Dokument der Talgoschichte. Sie lehrt uns, das zum mindesten das Talstück unterhalb des Bürgermeisterwaldes, wo ja die Nagelfiuh der ältesten Eiszeit noch unmittelbar ans Haiipttal grenzt, während der Günzeiszeit noch nicht vorhanden war. Die Talfurche erstreckte sich damals etwas weiter links im Bereiche des heutigen Spitzenbachgrabons.(Vgl. Fig. 4.) Der heutige Geigonkogel hing dagegen damals, wie die späteren Ausführungen gleich zeigen werden, mit der linken Talwand noch zusammen. Die Furche des lieiitigcn unteren Spitzenbaches bestand somit noch nicht. Gerade der von der Mindelraoräne ausgefüllte Raum zwischen dem im Bergerviertel aufragenden Guttensteiner Kalk und dem Geigenkogel bezeichnet also anscheinend jene Stelle, wo die mit dem älteren Deckenschotter erfüllte Furche wieder in die Richtuiigdes heutigen Haupttales einschwenkte. Die in der Günz-Mindeliiiterglazialzeit erfolgte Rechtsveriegung haben wir uns wohl ') Penck-ßrückncr, S. 121. Eine Fortsetzung der Erosion in der Schotterunteidage während der Günz-Mindelinterglazialzeit, wie sie im Alpenvorlande stattgefunden, scheint dagegen hier nicht erfolgt zu seiu.
— 13 — so voi'Ziistullon, diifi zniiäclist nach der SchuUerablagcrung dio Gewässer nicht sogleich in die Tiefe arbeiteten, sondern daß /aiinkiist das rechte Talgohängo.abgegraben wurde und dann erst im anstehenden Guttensteiner Kalk durch Tiefenerosion die Grundlinien zum heutigen Talsystom gezogen wurden. Dabei ist die Spitze des Gehängevorspruiiges, den der alte Talzug in Form eines Bogcns umging, als eine Aufragung von Gutten steiner Kalk inmitten des Bergorviertels erlialten geblieben. Die Mindülvereisung, welche unser ganzes Talsystom ausfüllte, kann nur eine ganz geringe glaziale Erosion ausgeübt haben, denn die Dicke des Gletschereises war damals, wie wir gesehen haben, nicht sehr groß. Dagegen hat sie ,die Lautrichtung dos Spitzenbachos beoinflullt. Dieses Kinnsal schlägt nach dem Austritt aus der nach ihm benannton schönen Klamm eine Richtung ein, bei deren unvoräiulerten Beibehaltung es bei der St. Gallener Kirche in das Haupttal münden müßte. Aber gerade vor dem Sattel zwisclum Geigenkogel und Bergerviertel biegt der Bach scharf nach Nordosten ab und durchfließt die tiefe Furche zwischen Geigenkogel und linkem Talgehänge, um sich erst unterhalb jener Anhöhe mit dem Zinkenbach zu vereinigen. Diese auffällige Aenderung der Laufrichtung steht ohne Zweifel im Zusammenhange mit der Aufschültung der üfermoränen, welche den Kirchensattel und die Nordspitze des Bergorviertels zusammensetzen. Sie versperrten dem Bach den Weg. Sein Wasser wurde wahrscheinlich zu einem kleinen See aufgestaut und floß dann nach Nordosten ab, wobei ihn die Ufermoräne und das Gletschereis vom Haupttal fernhielt. Die Moräne war damals bedeutend höher als gegenwärtig und erstreckte sich über den heutigen Geigenkogel hinweg. Das letztere beweist der Rest, welcher der Nordspitzo dieser Anliöho gegen wärtig noch aufsitzt, und der Umstand, daß sie im Bergerviertel 600 m 'erreicht und weiter talabwärts sogar bedeutend überschreitet. Durch die kräftige Erosion, welche der abgelenkte Bach nacher entfaltete, schnitt er vom linken Talgehänge jenen breiten Sporn los, der uns heute im. Geigenkogel vorliegt. Seinen ursprünglichen Zusammen hang mit dem linken Abhang vorrät schon die Gleichartigkeit des Gesteines und der Umstand, daß er oben eine etwas gewölbte Fläche trägt, die sich gegen das heutige Haupttal sanft abdacht. Die Breite des Tales, unmittelbar nach dem Rückzüge dos Mindeleises, dürfen wir uns, zumal in den tieferen Partien, niolit allzu groß vorstellen. Die fluviatile Erosion der Günz-Mindelinterglazialzeit hatte ja zunächst im älteren Deckenschottor und auch, wie gezeigt wurde, im anstehenden Fels oberhalb von St. Gallon jedenfalls nur eine schmale Furche geschaffen. Wir müssen dabei bedenken, daß die Erosions schlucht, welche der Zinkenbach nach der letzten Eiszeit erzeugte, oben auch nur höchstens 200—300 m breit ist und nur in der Weißenbaeher Gegend einen etwas größeren Querschnitt erhält. Außerdem wissen wir, daß die glaziale Erosion der Mindeleiszeit nicht sehr hoch veranschlagt werden darf, so daß keine nennenswerte Verbreiterung oder Vertiefung dos'Tales erfolgt sein kann. Höchstens in der Buchau, wo die Eisschicht noch etwas mächtiger gewesen sein mag, dürfen wir eine ausgiebigere Umgestaltung des Talprofiles vermuten. Jedenfalls war damals die Talsohle im Bereiche von St. Gallen bedeutend schmäler als das stattlich breite Niedertorrassenfeld. Ganz anders hat die Rißeiszeit an der Umgestaltung des Talprofiles gearbeitet. In diesem Abschnitte des Diluviums ist ein mächtiger Eisstrom als Abzweigung des Ennsgletschers durch unser Tal gegangen. Seine Spuren lernten wir bereits an _^der konglomerierten Mindelmoräno kennen. Aber auch das untere Gehänge des Maierocks (1761 m) fällt durch seine vollkommen glatte Felswand auf. Sie reicht stellenweise bis 1300 m hinauf, wo sie von einem sanften, bewachsenen Abhang abgelößt wird. Hier liegt also anscheinend die Schliffgrenze. Der Gallenstein, welcher die Ruine gleichen Namens trägt, besitzt einen schroffen Süd- und Wostabhang, an denen besonders oben der nackte Fels zu Tage tritt. Auf dem ersteren Gehänge bildet er oben eine glatte, fast senkrechte Wand. Auch auf der Westseite zeigen sich glatte Partien, allerdings durch Bäume meistens verdeckt. Der Gallenstein hat also anscheinend
— 14 — ebenfalls eine starke Abgrabung und Gliittung der Gehiingo erfabren. Beachtenswert ist dabei, dal! seine Nerdseite verhältnismäliig sanft abgebüscbt ist. üas würde der Wahrnebmung entsprechen, da(l bei Geliilngevorsprüngen die talabwärts gewendete Seite am wenigsten durch soitlicho Gletschererosion beeinllulit wird.') Auch die schroffe Felswand des Maierecks ist mehr talaufwärts gerichtet. Alle diese Anzeichen sprechen jedenfalls für eine aulJerordentliche Vergrollerung des Querproiiles unseres Tales. Soweit nicht noch die Wirkung der letzten Vereisung in Betracht kommt oder fluviatile Seitenerosion, wie wir sie noch aus der Postwürmzeit kennen lernen werden, ist die heutige Breite des Bncliau-St. Gallener Tales ein Werk der Kilivergletschcrnng. Auf die Mündung des Erbtales zwischen Gallenstein und Zinodl erstreckt sich aber ebenfalls ihre Wirkung. Die Entfernung der beiderseitigen Gehänge beträgt in ihren untersten Teilen beinahe 1 km. Diese grolie Breite des Talprofiles ist offenbar durch jene Gletscherzunge geschaffen worden, welche das Erbtal erfüllte. Dieses war in der Würmeiszoit zum größten Teil vergletschert. Jung moränen wurden von Penck beim Ausgang dos Schindlgrabens gefunden. Den Rest eines Endmoränenwalles trifft man beim verlassenen Sägewerk, l'/a km vom Talausgange entfernt. Die RilJvergletscherung muß natürlich, entsprechend ihrer überall beobachteten größeren Ausdehnung,offenbar das ganze Erbtal, bis zur Voreinigung mit dem St. Gallener erfüllt haben, zumal damals eine Verstärkung des lokalen Gletschereises durch einen Ast des Ennsgletschers erfolgte, der den „Uebergang" bei Landl überschritten haben muß. Denn man findet, wenn auch nur spärlich, Urgebirgsmaterial in den genannten Jungmoränen, welches nur aus abgetragenen Rißmoränen des Erbtales stammen kann, die von einem Gletscher mit der angedeuteten Zusammensetzung und Herkunft abgelagert wurden. Beobachtungen im Zinkenbachgrabon gewähren auch eine Vorstellung von dem Ausmall der Talvertiefung während der vorletzten Eiszeit. Im lockeren Niederterrassenschotter unterhalb der Nussabrücke liegen große Blöcke von fester Nagelfluh. Sie sind durch Abspülung des Gehänges häufig aus dem jüngeren Geröll förmlich herauspräpariert worden und sind teilweise von ungeheurer Größe. Daß sie dem älteren Hochterrassenschotter entstammen und durch Unterwaschung des Ufers bei der Ablagerung des Nioderterrassenschotters in diesen hineingestürzt sind, liegt auf der Hand.^) Nur zwingt das Auftreten von so ungewöhnlich großen Blöcken zu der Annahme, daß es sich um ein ziemlich rasches Unterspülen der Uferpartion gehandelt hat, was einen Absturz größerer Massen bewirken mußte. Eine so rapide Seitenerosion ist aber nicht in dem während der letzten Interglazialzeit zu harter Nagelfluh verkittetem Hochterrassenschotter denkbar, wohl aber, wenn wir uns diese fiuviogiaziale Bildung von einem wenig widerstandsfähigen Gestein unterlagert vorstellen. Gerade bei der Nussa brücke und unterhalb von ihr, also in derselben Gegend, wo wir auch die Nagelfluhblöcke fanden, steht ein tonig-schiefriges Gestein, das jedenfalls den Werfener Schichten zuzuzählen ist, am rechten Abhang des Zinkenbachgrabens an. Offenbar strich es unter dem ehemaligen Hochterrassenschotter durch, und wurde vom Vorläufer des heutigen Zinkenbaches ausgewaschen, als er den jüngsten Talschottor ablagerte. Da nun die abgestürzten Blöcke etwa bis zur halben Höhe des Zinkenbachgrabens hinauf anzutreffen sind, der Graben an dieser Stelle aber 35 —40 m tief ist, so muß die Sohle des Hochterrassenschotters 15—20 m unter dem Niederterrassenfeld liegen. Dieses aber ist, wie wir früher sahen, fast gleich hoch wie die Talsohle nach der Mindeleiszeit, so daß die Vertiefung des Tales um 15 — 20 m als Leistung des Rißgletschers aufzufassen ist. Vielleicht war sie in Wirklichkeit sogar noch etwas größer, denn es ist zu bedenken, daß wir den erwähnten Betrag am Rand .des Tales gefunden haben. Jedenfalls ist eine solche glaziale Erosionswirkung sehr bescheiden zu nennen, wenn wir bedenken, daß der Inngletscher bei Innsbruck das Tal um 500 m ') Vgl. E.Haix,Erosion toiTentielle postglaeiaire, in Le Globe, Genf 1002, Bd 41. =) lieber die Verbindung von Seitonerosion mit Aufsohüttnng,vgl.Penck-Brückner ii. a. 0. S. HS.
— 15 — vertiefte.') Ereilich handelt es sich dort um die Summen der Wirkungen aller vier Eiszeiten, bei einer Dicke des Eises von 1700 m, während bei St. Gallon die glaziale Erosion wegen der geringen Wirksamkeit der Mindeleiszeit nur einer einzigen Vereisung zuzuschreiben ist. Auüerdem besaß der Ilillgletscher, nach seinen am Maiereck hinterlassenen Spuren zu schließen, in de.r St. Gallener Gegend eine Mächtigkeit von kaum mehr als 600 m. Geradeso wie in der Mindeleiszeit eine Ablenkung des Spitzenbaches erfolgte, hat durch die vorletzten Vergletschorungen auch der Erbbach eine Veränderung erfahren. Man würde erwarten, daß sich dieses Rinnsal durch die breite Talmündung zwischen Zinödl und Gallenstein in unser Haupttal ergießen müßte. Aber, kurz vor jener Stelle ändert-der Bach seine Richtung und fließt nach rechts durch die Schlucht des Burg grabens zwischen Gallenstein und Stiftberg, um sich unterhalb jenes Durchbruchos erst mit dem Zinkenbach zu vereinigen. Freilich ist heute die Mündung des Erbtales durch eine niedrige Bodenschwelle verriegelt. Diese besteht aber aus demselben tonigschiefrigen Gestein, das auch im Zinkenbachgraben ansteht, ist also keine glaziale Aufschüttung die etwa ablenkend auf den Bach gewirkt haben könnte. Wir finden jedoch im Erbtale auf der linken Seite eine breite aus demselben Material bestehende Terrasse. Sie liegt ebenso hoch wie der mittlere Teil des erwähnten Riegels und" über sie führt teilweise die Straße zur Nussabrücke. Wir haben es also hier mit dem Rest einer alten Talsohle zutun, die noch eine Entwässerung des Nebentales ins St. Gallener Ilaupttal ermöglicht hatte. Ihre Altersbestimmung wird einen Anhaltspunkt für die Ermittlung der Zeit gewähren, in welcher der Bach abgelenkt wurde, der in dem früheren Talboden seine neue, zum Burggraben führende Erosionsfurche eingesägt hat. Jedenfalls ist die erwähnte Sohle älter als die Würmeiszeit, denn der Erbbach wird in seiner neuen Furche bis zum Eingange des Burggrabens von Niederterrassenscliottcrn begleitet. (Vgl. Fig. 4.) Während der letzten Vereisung hielt also das Rinnsal bereits seine neue Laufrichtung inne. Andererseits muß aber jener alte Boden des Erbtales mit Rücksicht auf seine tiefe Lage (annähernd 12—15 m über dem Niederterrassenfeld) bedeutend jünger sein als die Zeit, in welcher der ältere Deckenschotter abgelagert wurde. Seine Ausgestaltung muß also in die zweite oder dritte Eiszeit fallen. Da nun die Rißvorgletscherung in ihrer Wirkung intensiver war und daher die Grundzüge des Mindeltalsystems mehr oder weniger verändert haben muß, so kann nur sie als Schöpferin jenes alten Talbodens in Betracht kommen. Bei dieser Altersbestimmung darf freilich nicht der Höhenunterschied zwischen der Sohle dos Nebentales und der Basis des Hochterrassenschotters im Haupttal übersehen werden, denn die letztere ist ja nach unseren früheren Ausführungen auch ein Produkt der glazialen Erosion während der vorletzten Biszeit. Aber wir haben es hier augenscheinlich mit einer Stufenmündung zu tun, wie man sie an zahlreichen Punkten beobachtet hat, wo ein ehemals vergletschertes Nebental in ein stärker vergletschertes Haupttal mündet.'') Nach dem Rückzug des Rißeises war also für den Erbbach noch Gelegenheit vorhanden, normal ins Hauptal zu fließen. Nun besteht jener Querriegel an der Talmündung, dessen Mitte ebenso hoch liegt wie das Terrassenstück, aus dem gleichen Material, wie der darunter gut aufgeschlossene rechte Abhang dos Zinkenbachgrabens, nämlich aus tonig-schiefrigem Gestein. Nirgends treffen wir hier eine Spur, daß nach dem Maximum der Rißvergietscherung eine Durchsägung jenes Riegels durch den Bach erfolgte, was doch wogen des weichen Gesteines und der Gefällsstufe an der Talmündung leicht goschehon konnte. Zudem hätte der während des Buchaustadiums im Haupttal aufgeschüttete Hochterrassenschotter den Vorläufer des Erbbaches, falls er schon die Stufenmündnng durch Erosion zerschnitten hätte, gleichfalls zur Anhäu fung von Schotter zwingen müssen. Nirgends streicht aber am Talrie,gel und darunter ') Vgl. das Profil bei Penoli, S. 306. Aus der Keihe der vielen einschliigigen Beispiele sei nur die bekannte -Stufenmündimg der Gasteiner Ache im Salzachtal genannt.
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