6 Schicksal in ungeschmälerter Ausübung seiner Herrscherrechte erwarten, keineswegs mag er dem Zorn der Götter weichen. Vergebens zwar versucht lon ihn umzustimmen, doch lons Antlitz und Stimme rufen in dem Tyrannen die Erinnerungen an ein Weib wach, welches er geliebt. Adrastus erzählt nun seine düstre Lebensgeschichte. Seit seiner Geburt lastet der Götter Fluch auf ihm: Während man im Palast und in der Stadt die Geburt eines Prinzen feiert, läßt sich plötzlich im Zimmer, wo Mutter und Säugling ruhn, eine prophetische Stimme vernehmen: „Woe unto the babe! „Weh dem Säugling! Ihm entsprossen, soll hier neues Leben Against the life which now begins shall Ihn bekämpfen und bald im Sturz sich life, selbst vernichtend, Lighted from thence, be armed, and, Dem edlen Stamm ein kläglich Ende both soon quenched, setzen !“ End this great line in sorrow!“ Ein zweiter Sohn wird geboren, der die Hoffnung seiner Eltern und ein Liebling des Volkes ist. Doch wird er eines Abends am Fuße eines Felsens zerschmettert aufgefunden. Adrastus wird nun des Brudermordes verdächtigt. Er liest die stumme Anklage in den Blicken der Leute, im entsetzten Gesicht seines Vaters. Als Adrastus verzweiflungsvoll umherirrt, trifft er in einem einsamen Tal mit einem jungen Mädchen zusammen, das eben daran geht, ihren Vater zu bestatten. Sie klagen sich ihr Leid und aus dem gegenseitigen Mitleid entsteht Liebe. Heimlich wird die Ehe geschlossen, doch schließlich finden Spione des Königs die Zufluchtstätte der jungen Leute. Das neugeborene Knäblein wird von Häscher ergriffen und, wie Adrastus später erfuhr, ins Meer geschleudert; die junge Mutter starb gebrochenen Herzens. Weil Ion so große Ahnlichkeit mit ihr hat, möchte Adrastus sein Leben schonen und erklärt sich bereit, den Weisen noch einmal Gehör zu schenken. Habra, Clemanthes Zofe, versucht ihre Herrin aufzuheiter, indem sie die zarte Rauchsäule, die vom Opferfeuer aufsteigt, als ein glückverkündendes Vorzeichen deutet: es zeige der Götter Huld. Den bei Medon versammelten Weisen verkündet on sogleich die Botschaft des Königs. Während diese zur Beratung eilen, segnet Medon Ions Liebe zu Clemanthe. In derselben Szene meldet Ctesiphon die Ankunft des von Delphi kommenden Phocion. Der Schau¬ von Argos, wohin sich der König begibt, platz der nächsten Szene ist der Marktplatz um die Wünsche der Weisen zu hören. Erfragt sie um ihr Begehr. Agenor spricht König noch fragen könne: seine Verwunderung darüber aus, daß der „Ist dein Ohr „Are thine cars So sehr betört von knecht'scher Sänger¬ So charmed by strains of slavish min¬ schaft, strely, Daß dumpfes Murren, der Tobsucht nahes That the dull gran and frenzy-pointed Kreischen shriek Unerhört zum Himmel schallt? Oder ist Pass them unheard to Heaven? Or are Gewalt ger Gram dir so vertraut, thine eyes Daß dich sein Anblick nicht verwirrt?“ So conversant with prodigies of grief They cease to dazzle at them?" trotz dieser ergreifenden Schilderung der Der Tyrann bleibt jedoch ungerührt, Leiden des Volkes, er verwahrt sich dagegen, daß ihm die Schuld dafür beigemessen wird. Nach seiner Ueberzeugung ist der letzte Grund für alle Heimsuchungen im Walten des Schicksals zu suchen. Als Agenor ihn ermahnt, Buße zu tun, bricht sein verhaltener Despotismus hervor: Das Schicksal mag ihn des Thrones berauben, kann ihn aber nicht schwächen. Er will noch die wenigen Stunden seiner Herrschaft genießen und als König sterben. Da verkündet Phocion Apollos Spruch: Argos neer shall find release Till her monarch's race shall cease! Durch diesen Schicksalsspruch gereizt, läßt Adrastus den Boten fesseln, doch erreicht Ion die Freilassung Phocions. Vergeblich fleht Ion den König an, des Gottes
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2