42. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1912

49 der Marsch nach Molln angetreten. Dem rechten Steyrufer folgend, erreichten die Wanderer wieder Molln, wo sie sich nochmals stärkten und vereint mit der II. Klasse A die Rückfahrt nach Steyr antraten. Die Führung hatte der Klassenvorstand Schuselka. Die III. Klasse fuhr in Begleitung des Klassenvorstandes Reinelt mit dem Frühzuge bis Großraming und wanderte zunächst zum Buchdenkmal, wo kurze Rast gemacht wurde. Der Weg führte dann weiter durch den Pechgraben auf die Wasserscheide, von wo es im flotten Tempo der Mittagsstation Lausa zuging, die kurz nach 12 Uhr erreicht wurde. Nach dem Essen füllten heitere Spiele die ersten Nachmittagsstunden aus. Um 3 Uhr wurde zur Talwanderung nach Losenstein aufgebrochen, wo die kühlen Abendstunden das Spiel recht begünstigten. Der Zug um 8 Uhr 30 Min. brachte alle Schüler wieder wohlbehalten nach Steyr zurück. Die IV. Klasse fuhr unter Führung ihres Klassenvorstandes Sorger mit der Bahn nach Groß-Reifling und marschierte von dort über den Karl August-Steig nach Gams, wo die Mittagsrast gehalten wurde. Hierauf wurde die in der Nähe befindliche „Krausgrotte“ besichtigt und dann der Marsch nach Landl angetreten. Da die Ankunft daselbst schon um 5 Uhr erfolgte, konnte noch ein kleiner Spaziergang unternommen werden, bis endlich um 7 Uhr die Stunde zur Rückreise geschlagen hatte. Die Schüler der V. Klasse führen unter der Führung ihres Klassenvorstandes, Prof. Reitmann, um 7 Uhr 10 Min. früh von Steyr nach Gstatterboden. Während der Fahrt wurde das herrliche Ennstal, der brausende Fluß, die hohen Berge mit den schattigen Waldbeständen, die reichen Obstpflanzungen, die beliebten Ausflugspunkte wie Schoberstein und Schieferstein betrachtet. In Gstatterboden angelangt, sahen sich die Schüler mit Entzücken in die prächtige Hochgebirgswelt versetzt. Die aufragende Hochtorgruppe, Zinöl, Planspitze, Hochtor, Festkogel, Reichenstein und Sparafeld erregten ihre Bewunderung. Auf schattigem Waldwege gingen die Schüler, fröhliche Lieder singend, bis zur Mündung des Johnsbaches in die Enns. Manch herrliche Alpenblume wurde gepflückt, Schmetterlinge und Käfer besprochen. Wie schön war erst die Wanderung durch das wilde Johnsbachtal! Beim Janich-Denkmal vorüber, über mehrere Grabeneinschnitte mit ungeheuren Schuttkegeln, ging es an den steil abfallenden Abhängen des Odsteins längs des dahinbrausenden Baches bis zum Donnerwirt. Hier war bereits die Tafel unter blühenden Bäumen gedeckt. Nach dem Mittagessen hielten die Schüler heitere Vorträge, es wurden fröhliche Lieder gesungen und dann ging es wieder durch das Johnsbachtal zum Ennstal und durch das Ge¬ säuse auf schönen Waldwegen bis zur Haltestelle Gesäuse-Eingang. Von dort wurde mit der Bahn nach Admont gefahren. Nach Besichtigung des Stiftes, der Kirche, der Gärten, Teiche, Gewächshäuser und des zahmen Hirsches, wurde die reichhaltige Bibliothek besucht. Den Schülern wurden die Handschriften, die ersten Drucke, die Deckengemälde von Altomonte und die berühmten Kunstwerke Stammels gezeigt und erklärt. Von Admont wurde mit dem Abendzuge die Rückfahrt nach Steyr angetreten. Die VI. Klasse fuhr mit ihrem Klassenvorstande Professor Goldbacher nach Radmer. Von hier wanderten die Schüler zum Gasthaus „zur Linde“, von wo aus die prachtvolle Lugaueraussicht bewundert wurde. Nach einer kurzen Rast marschierten die fröhlichen Wanderer auf der prächtigen Bergstraße zum Leopoldsteinersce, wo das Mittagmahl eingenommen und der übrige Teil des Nachmittags mit Kahnfahren, Bergsteigen, Blumensuchen und Gesang verbracht wurde. Die Rückfahrt wurde ge¬ meinsam mit der VII. Klasse, welche mit dem Direktor Rolleder und dem Klassen¬ vorstande Professor Stephan von Eisenerz herübergewandert war, von der Haltestelle Leopoldsteinersce aus angetreten. Um ½10 Uhr waren sämtliche Schüler der Anstalt wieder wohlbehalten in Steyr. Der Unterricht im Freien wurde auch heuer soweit als möglich gepflegt.

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