42. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1912

28 - der versammelten Bürgerschaft erneuert sie den Krönungseid, Toledo soll ihre Residenz, Padilla ihr Feldherr sein. Die Ereignisse des IV. Aktes spielen einen Monat später in Toledo. Schon nach wenigen Tagen verfällt Joanna in ihren früheren Trübsinn. Giron hat Padillas Abwesenheit dazu benützt, um alle Macht an sich zu bringen. Er weiß die infolge ihrer Krankheit teilnahmslose, schwache Königin dahin zu bestimmen, die Padilla unterstehenden Truppen abzuberufen. Er selbst stellt sich an die Spitze der Truppen, wird aber schmählich geschlagen und Padilla eilt trotz der ihm widerfahrenen Zu¬ rücksetzung von neuem in den Kampf gegen Adrian, um zu siegen oder zu sterben (1. und 2. Szene) Während er der Flucht seiner Leute Einhalt gebietet, ist es den Söldner Adrians gelungen, in den Alcazar zu dringen und sich Joannas zu be¬ mächtigen. Trotzdem triumphiert Maria, da durch Girons Tod — er ist auf der Flucht vom Pferde gestürzt — nunmehr Padilla unumstrittener Führer sei, und erklärt sich bereit, die in den Kirchen Toledos aufgehäuften Kostbarkeiten gegen Wissen und Willen ihres Gemahls zur Bezahlung der Söldner zu verwenden. Padilla, der seine auf Joannas Regierungsantritt gesetzten Hoffnungen vernichtet sieht, verabscheut zwar den Aufstand, der nunmehr der rechtmäßigen Grundlage entbehrt, doch da der Regent ihn und seine Anhänger geachtet hat, sieht er sich zum letzten Kampf gezwungen. Maria sucht vergeblich neue Zuversicht in ihrem Gatten zu wecken, doch geben sich beide das Versprechen, Alphonso den Ernst der Lage nicht wissen zu lassen. V. Akt. Am folgenden Morgen erbittet sich Alphonso von seinem Vater die Erlaubnis zur Teilnahme am Kampf. Während der Jüngling zur Kapelle geht, um noch vorher die Sakramente zu empfangen, dringt wüstes Geschrei und Glockengeläute an sein Ohr. Heiliger Zorn ergreift ihn bei Florios Meldung, man habe ge¬ heiligtes Kirchengut unter die Söldner verteilt. Maria tritt auf und bekennt sich schuldig, doch glaubt sie mit Rücksicht auf den guten Zweck der Tat sicher Verzeihung zu erlangen. Padilla findet jedoch, daß sie eine schwere Schuld auf sich geladen, da sie aber Gottes Gebot um seinetwillen verletzt hat, so ist er auch ent¬ schlossen, die Strafe, welche der Himmel über sie verhängen wird, mit ihr zu teilen. Unter Blitz und Donner ziehen die Truppen aus. Die zweite Szene führt uns in das Zelt des Regenten auf einem Hügel in der Nähe der Stadt. Adrian läßt sich von Gonsalvo den bisherigen Verlauf des Kampfes erzählen: während die Söldner fliehen, leisten die Bürger tapfern Widerstand. Da tritt ein Soldat auf und ergänzt Gonsalvos Bericht dahin, daß auch die Bürger von den Truppen Adrians, die den Vorteil einer besseren Aufstellung hatten, aufgerieben wurden. 3. Szene. Padilla ist entkommen, Alphonso aber in Gefangenschaft geraten. Ovando tritt auf und fordert Padilla auf, er möge sich beim Volk wegen seines Mißerfolges rechtfertigen, Tendilla erklärt, man verlange Padillas Rücktritt vom Kommando; gefaßt unterschreibt Padilla eine diesbezügliche Urkunde. 4. Szene. Als Klosterbruder verkleidet, geht er sodann ins feindliche Lager, um seinen Sohn zu befreien. Während Mondeiar zum Richtblock geführt wird, erlangt der angebliche Mönch Zutritt zum Regenten und verspricht diesem, Padilla in seine Gewalt zu bringen, sofern er Alphonso und die übrigen Gefangenen begnadigt und der Stadt weitere Demütigungen erspart. Nachdem Adrian dies zugestanden, gibt Padilla sich zu erkennen, nimmt Abschied von seinen Angehörigen und schreitet, mit Gott und der Welt versöhnt, zur Richtstätte. Dem Stoff dieser historisch-politischen Tragödie, deren Inhalt den Versuch einer Umwälzung des Bestehenden durch die großen Charaktere Padilla und Maria vorstellt, sind echte, tragische Wirkungen nicht abzusprechen; auch zeichnet er sich durch eine Handlung aus, die nicht nur von äußeren, sondern auch von inneren Kämpfen erfüllt ist. Im Mittelpunkt steht Padilla, in dessen Seele sich der Hauptkampf ab¬ spielt, der Widerstreit, in welchen er infolge seiner Anhänglichkeit an das ange¬ stammte Herrscherhaus und seines mannhaften Eintretens für die Freiheiten und Rechte seiner Mitbürger gerät. Königin Joanna schätzt ihn wegen seiner Feldherrn-

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