26 Wie Talfourd in der Vorrede ausführt, hat er diesen Stoff William Henry Prescotts „History of the Reign of Ferdinand and Isabella“ und Robertsons „History of Charles V.“ entnommen. Beim letzteren fand auch der Dichter einen Hinweis auf den ehrgeizigen Charakter der Donna Maria von Pacheco, geborene Gräfin von Tendilla, welche ihren Gemahl so beherrschte, dass man sie der Zauberei beschuldigte. Prescott dagegen hatte zu den von Juana handelnden Szenen den Stoff geliefert. Um diese Ereignisse in dramatischer Form darzustellen, mußte der Dichter in ver¬ schiedenen Punkten, so besonders in der Wahl des Schauplatzes, von der geschicht¬ lichen Darstellung abweichen; er hat daher die Residenz Joannas (Juanas) nach Avila und den Entscheidungskampf in die Nähe Toledos verlegt, zeitlich von einander ge¬ trennte Ereignisse nach Möglichkeit zusammengedrängt. Die Exposition besteht aus einer einzigen langen Szene, ihr Schauplatz ist eine Terrasse im Garten Don John de Padillas bei Toledo. Aus der Unterredung des alten Dieners Lopez und des Pagen Florio, die mit dem Herrichten einer Festtafel beschäftigt sind, erfahren wir, daß der Geburtstag von Padillas jugendlichem Sohn Alphonso im engsten Familienkreis und in schlichter Weise gefeiert werden soll; dies hat Padilla so gehalten, seitdem der Tod ihm seine schöne Tochter Joanna entrissen, die ihren Namen zu Ehren der unglücklichen Mutter Karl V., Joanna, trug. Da aber Lopez weiß, wie sehr sein Herr die jetzt von Schwermut Umnachtete verehrt, warnt er Florio, seinem Herrn gegenüber Joannas Zustand etwa als Wahnsinn zu bezeichnen. Nun tritt Padillas Schwager, der Marquis von Mondear, auf, nach ihm erscheint seine Schwester Maria de Pacheco, Alphonsos Mutter. Da Padilla und Alphonso von einer Gebirgstour zurückerwartet werden und ihr Weg sie durch die Stadt führen muß, so vermutet Mondear, daß vielleicht ein Volksauflauf ihr Kommen verzögere, dessen Ausbruch infolge der Erbitterung gegen die von Karl eingesetzte Regentschaft Adrians schon seit langem zu befürchten sei. Maria ist gleich ihrem Bruder fest davon überzeugt, daß ihr Gatte alle Eigenschaften, namentlich Mut und Selbstbeherrschung, in reichem Maße besitze, um eine solche Volkserhebung zum Siege führen zu können. Indessen kehren Vater und Sohn heim, — sie haben sich durch Besteigung eines entlegenen Gipfels verspätet. — Als Padilla berichtet, wie mutig und mühelos Alphonso die höchste Felsspitze erklommen und wie prächtig die Sonnenstrahlen um sein Haupt spielten, sodaß sie ein Diadem zu bilden schienen, versteigt sich Mondeiar zu dem ehrgeizigen Wunsch, Kastiliens Krone möge bald Alphonsos Stirne schmücken. Doch schon der bloße Gedanke, Königin Joanna könnte in ihren Herrscherrechten verkürzt werden, weckt in dem sonst milden, nachsichtigen Mann heiligen Zorn lieber würde er seinen einzigen Sohn einem ungerechten Schuldspruch zum Opfer fallen sehen. Wenn aber die Zukunft Leid über sein Haus bringen soll, so möge es nicht Alphonso treffen. Als man sich zum Mahl setzen will, erscheint Gonsalvo, Offizier in Diensten Karls V., vor dem Haus mit einem Zug Soldaten. Padilla läßt sie sogleich in der Halle festlich bewirten, während er selbst den Offizier, seinen früheren Jugendfreund, herzlich begrüßt. Dieser bleibt jedoch kühl, erklärt unter vier Augen, daß Padilla an König und Papst Verrat übe, zeigt einen vom Regenten unterzeichneten Haftbefehl vor, und da sich der Offizier bei Padillas Frage nach dem Verleumder betroffen zeigt, ist ihm die Schurkerei klar. Gonsalvo darf den Schöffen auf freiem Fuß lassen, wenn dieser seinen Sohn als Geißel stellt. Darein würden jedoch die Eltern nie willigen. Inzwischen ist es Mondeiar geglückt, Gonsalvos Begleitung durch List zu entwaffnen, und nachdem der Offizier beschämt abgezogen ist, ohne seine Drohungen verwirklichen zu können, erklärt Padilla, er sei entschlossen, an die Spitze der empörten Bürgerschaft zu treten, in welcher sich die Nachricht von der ihm widerfahrenen Beleidigung wie ein Lauffeuer verbreitet hat, und für ihr gutes Recht zu kämpfen. II. Akt. Am folgenden Morgen versammeln sich die Führer des Aufstandes auf einem Hügel in der Nähe der Stadt. Don Pedro de Giron berichtet, wie rasch
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2