42. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1912

23 Tod Henrys wird zwar der poetischen Gerechtigkeit Genüge getan, doch vermögen wir eben nur mit Zuhilfenahme der Schicksalsidee einzusehen, warum Halbert für seine Großmut nicht belohnt wird. Das Walten des Fatums ist nicht geeignet, uns diese Lösung des Ganzen glaubhaft zu begründen. Die Exposition ist gut angelegt. Die Unruhe der um die Heimkehr des Vaters besorgten Söhne, ihr Streit wegen Mac lans demütigender Reise, der spannende Bericht Johns über Moina, sowie der geheimnisvolle Zuruf, der die Clanleute zur Versammlung in der Halle ihres Führers bescheidet, sind geeignet, die Erwartung auf das Kommende zu spannen; ungezwungen ergibt sich aus dem Dialog Halberts aufrichtige Gesinnung für Mac Ian und dessen Zweifel an dem Erfolg seiner Reise. Mit der Nachricht vom Anmarsch des Argyleschen Regimentes zu Beginn des zweiten Aktes und der Darlegung ihres Eindrucks auf Lady Macdonald und Helen einerseits und Halbert andrerseits schließt die Exposition. Der schürzende Teil der Handlung beginnt mit der ersten Eifersuchtsregung Halberts, seine Steigerungsstufen liegen in der heuchlerischen Freundlichkeit Glenlyons gegen die Söhne Mac lans, wodurch sie in Sicherheit gewiegt werden (II., 2), dem Zweikampfe zwischen Halbert und Henry, der Entsendung Henrys zu Duncanson (III., 1), ferner in der Unterredung Lady Macdonalds mit Helen, dann mit Halbert (III., 2), in der Umstimmung Helens, derzufolge sie Halberts Werbung annimmt, und schließlich im kurzen Monolog Henry (IV. 1), worin er erklärt, mit Glenlyons Hilfe Helen gewinnen zu wollen. In ziemlich lockerer Verknüpfung mit diesen Steigerungsstufen folgt der Gipfelpunkt, den das Bankett darstellt (IV., 4), bei welchem Halbert vor den versammelten Clangenossen Glenlyon verräterischer Absichten gegen die Bewohner von Glence bezichtigt. Die Wandlung geht in der Weise vor sich, daß Halbert auf Helens Hand verzichtet, wo¬ durch wir noch einmal Hoffnung auf einen unblutigen Ausgang schöpfen könnten, wenn wir uns nicht erinnerten, daß Glenlyons Vernichtungsplan gegen alle Macdonalds gerichtet ist; außerdem weiß er von dem Verzicht Halberts nichts: die Entscheidung ergibt sich nicht mit Notwendigkeit aus der Handlung. Die Schwäche des Aufbaues liegt, wie schon bei der Besprechung des Charakters des Helden ausgeführt wurde, im V. Akt. Mit besonderer Sorgfalt ist der Schauplatz der Handlung, das düstere, enge Tal von Glence, südwestlich vom Loch Leven, gezeichnet, welches Talfourd im Herbst 1838 aus eigener Anschauung kennen gelernt hatte. Die verschiedenen Erscheinungs¬ formen dieses echt schauderromantischen Milieus sind mit den jeweiligen Stimmungen der handelnden Personen wirksam in Einklang gebracht. Talfourd weiß seiner Natur¬ empfindung beredten Ausdruck zu verleihen, er begnügt sich nicht mit der Sprache des gewöhnlichen Lebens, seine Personen reden mit wahrhaft künstlerischem Pathos. Schön ist das Bild, das Helen in dankbar zufriedener Stimmung von dem Tal entwirft, dasihr zur zweiten Heimat geworden (II., 1), als Lady Macdonald bedauert, daß der Jugend ihrer Pflegetochter zu wenig Sonnenschein beschieden sei: len: Helen: O say not so, there is not a day but O sagt dies nicht! Denn jeder neue Tag bears Bringt neue Freuden. Mag mit ihren Its blessing on its light. If Nature Gaben doles Natur auch kargen, so spendet sie das Her gifts with sparing hand, their Wenge rareness sheds Mit einer Zärtlichkeit, die sie trotz ihrer Endearments her most bounteous mood Großmut with holds Dem üppigen Tal versagt. Das klare From greenest valleys. The pure rill Bächlein which casts Das schneeweiß, einem Faden gleich, vom Its thread of snow-like lustre or the rock, Felsen kommt, Which seems to pierce the azure sky, Der das reine Blau durchdringt. verbindet connects mit dem Himmel

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