14 Diese Auflehnung soll Thoas mit dem Leben bezahlen. Ismene rät, den Verwegenen in einen Felsenkerker zu werfen, bis der König eine angemessene, qualvolle Todesart erdacht. Hyllus, der sich zugunsten seines Freundes einmischt, wird aus Korinth verbannt. Als Thoas abgeführt werden soll, gibt Ismene sich ihm in geheimer Unterredung als Athenerin zu erkennen; sie verabreden eine mitternächtige Zusammenkunft. In einem kurzen Monolog erklärt Ismene, daß nun die Stunde der Rache gekommen sei. Die Gründe dafür geben die Ereignisse des III. Aktes. Zunächst sucht Creusa, die ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt, indem sie die Gefahr einer Entdeckung nicht scheut, den Athener kurz vor Mitternacht in seinem Verließ auf und teilt ihm ihre Absicht mit, ihn zu befreien. Indem sie die Hoffnung auf ein Wiederschen ausspricht, läßt sie erkennen, daß ihr Herz in Liebe zu ihm ent¬ flammt sei; da erinnert sich Thoas an sein der Königin gegebenes Versprechen; Creusa warnt ihn vor der Zusammenkunft, die Königin sei gefühllos, sie scheine mit bösen Geistern zu verkehren, sagt Creusa, denn oft begebe sie sich in eine schwer zugängliche Grotte in der Nähe des Jupitertempels, aus welcher giftige, aschgraue Nebelschwaden hervorquellen. Dorthin könnte sie ihn führen; auch könnte sie ihn zu einer Mordtat anstiften. Er aber teilt ihre Befürchtungen keineswegs, sondern verläßt sich auf sein ehrliches Gewissen. Da kommt Kalchas mit seinen Leuten zum Felsenkerker, Creusa nimmt Abschied und gelangt unbemerkt durch einen anderen Ausgang ins Freie. In der Ahnenhalle trifft Ismene den ihr vom Schicksal bestimmten Rächer. Sie legt ihm zunächst die ihr widerfahrene Schmach dar, ohne jedoch ihren Urheber zu nennen. Sie nennt es Thoas Bestimmung, sie zu befreien und zu rächen. Während dieser sich zu jedem ehrenhaften Beistand bereiterklärt, mutet sie ihm zu, sich mit Creons Feinden, mit denen sie seit Jahren im geheimen Einverständnis gestanden, zu verbinden, des Nachts in den Palast zu dringen und sich der Person des Königs zu bemächtigen. Thoas kann jedoch diesem feigen Vorschlag nicht zustimmen. Auf die Frage der Königin, wer ihn, den einfachen Krieger, zu solch edler Denkungsart erzogen, erzählt Thoas seine Jugendgeschichte, aus der sie erkennt, daß er ihr Sohn sein müsse, sie läßt es jedoch diesen selbst noch nicht wissen. In Verzückung ruft sie aus: Dreadful powers! Ihr fürchterlichen Mächte Who on the precipice's side at eve Die ihr des Abends an des Abgrunds Rand Have bid gigantic shadows greyly pass Gigantsche graue Schatten vorbeiziehn ließt Before my mortal vision dismal dunkle forms Vor meinen ird'schen Blicken, Gestalten of a fate stricken race — I see him jetzt sehr Eines totgeweihten Stammes now, Whom ve led followers of your ghostly ich ihn, train Der eurem geisterhaften Zuge folgte, O nerve him for his office! stärkt ihn zu der Tat! Thoas kann sich der faszinierenden Wirkung ihrer Worte nicht mehr entziehen. er fühlt, daß „seine Seele verdorben“, daß er ihrem Geheiß folgen müsse. Endlich hören wir auch, von wem ihr einst Schmach und Unrecht widerfahren: als ihr vor Jahren ihr kleiner Sohn entrissen wurde, warf sie sich Creon zu Füßen und flehte um seinen Beistand. Dieser hatte sie jedoch hartherzig abgewiesen. Thoas schwört, die Athener zur Rache ermuntern zu wollen und entfernt sich dann auf Ismenens Rat durch ein Zimmer, von welchem er über eine Terrasse zur Burgmauer gelangen kann. Vorher mußte er schwören, jeden niederzustoßen, der sich ihm in jenem Zimmer in den Weg stellen würde. Während sie dem ein¬ tretenden Kalchas mitteilt, daß Thoas ihr Sohn sei, ertönt aus dem Nebenraume ein kurzes Stöhnen, der König ist durch Thoas Dolch gefallen. Kalchas muß sich nun der Stadttore versichern, Ismene will an Athenes Altar Ruhe suchen und den Ausgang abwarten.
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