42. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1912

— 13 — I. Akt. Die Eröffnungsszene, die den ganzen ersten Akt ausfüllt, spielt in einer Säulenhalle der Burg von Korinth, den Hintergrund bildet das Meer. Der altersschwache König Creon, der einen Rachekrieg gegen die übermütigen Athener unternommen hat, erwartet die Rückkehr seines Heeres. Sein Augur Iphitus, Priester im Tempel des rächenden Jupiter, hält Vogelschau und verheißt dem König Triumph. Creon verhält sich aber ziemlich teilnahmslos, da er in Gedanken an sein bevor¬ stehendes Ende versunken ist. Eher noch vermag ihn die Liebe zu seiner Tochter Creusa an das irdische Leben zu fesseln; sie ist der Trost seines Alters. Creusa berichtet, daß sie soeben den Göttern ein Bittopfer gebracht, damit ihr Zwillingsbruder Hyllus heil aus der Schlacht wiederkehre. Nach einem Streit mit seiner Stiefmutter Ismene, die eine spöttische Bemerkung über ihre Vaterstadt Athen gehört zu haben glaubte, war Hyllus ohne Wissen seines Vaters im Morgengrauen mit den Truppen fortgezogen. Iphitus soll die Königin rufen, damit sie Rede stehe. Unverrichteter Dinge kehrt er zurück: vor Minervas Standbild fand er sie kniend, in stummem Flehen. Einen Augenblick zuckte es wie verhaltener Groll über ihr Antlitz, doch sogleich nahmen ihre Züge den starren, Minervas Bild gleichenden Ausdruck wieder an. Hyllus, leicht¬ verwundet, tritt, von seiner Schwester gestützt, vor seinen Vater und bittet um Vergebung, daß er sich ohne Erlaubnis am Kampfe beteiligt habe. Der eintretenden Ismene wirft der König vor, daß sie an Hyllus Verwundung Schuld trage, doch dieser gibt zu, daß seine Stiefmutter im Recht war, und erzählt, wie er im Zwei¬ kampf mit Thoas, einem edlen Athener, verwundet und begnadigt, dieser selbst aber von den Korinthern gefangen genommen wurde. Thoas, der nun auftritt, findet in Hyllus und Creusa, die einen tiefen Eindruck auf den Gefangenen gemacht hat, eifrige Fürsprecher gegenüber Creon, und als ihn dieser vor die Wahl lebenslänglicher Sklaverei oder augenblicklichen Todes stellt, entscheidet sich Thoas für das letztere : auf Hyllus flehentliches Bitten läßt er sich endlich herbei, sein Leben als Geschenk aus Hyllus Hand zu empfangen und nennt erst jetzt seinen Namen. Ihm übergibt er Helm und Waffen mit Ausnahme eines Dolches, den er unter seinem Gewande verbergen darf. Um ihn über den Verlust seiner Freiheit zu trösten, malt ihm Hyllus in den schönsten Farben aus, wie sie ihr Freundschaftsbündnis pflegen wollen, Thoas soll ihm ein Führer und Vorbild edler Gesinnung sein. H. Akt. Lycus, der Sklavenaufseher, rühmt seinem Herrn gegenüber die Demut und Gelassenheit des gefangenen Atheners. Auf Wunsch des Königs soll Thoas durch Beteiligung an den Kampfspielen Korinths Sieg verherrlichen helfen. Noch während er sich dagegen sträubt, meldet ein Bote, daß Hyllus Rosse scheu geworden und einem Abgrund zugerast seien. Thoas stürzt hinaus und bringt das Gefährte noch rechtzeitig zum Stehen. Hyllus preist Thoas edlen Sinn, und Creusa gesteht ihrem Bruder, daß sie von Liebe zu dem Gefangenen ergriffen sei. Den beim Sieges¬ mahl Versammelten muß Thoas auf Ismenes Verlangen den Becher reichen. Als aber der König seinen Trinkspruch mit einem Fluch auf Athen beschließt, schleudert Thoas den Pokal zu Boden mit den Worten: Ruin to Athens! Who dares echo that? Athen muß fallen! Wer wagt dies zu wiederholen? Who first repeats it dies. The limbs Wer’s tut, der stirbt. Der Leib ist wohl are armed gestählt, With vigour from the gods that watch Dem Kraft verliehen die Himmlischen, above Getreu dem unsterblichen Spros. Träumt Their own immortal offspring. Do ye Ihr vielleicht, dream, Weil Zufall eine freche Stunde Euch ge¬ Because chance lends ye one insulting währt, hour, Daß Ihr ersticken dürft die hehre Flamme, That he can quench the purest flame the gods Die Götter mit des Himmels Glut ent¬ fachten? Have it from heaven's own fire?

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