10 Korb, worin Ion als Findling gelegen, sowie die Gewänder, die sie sorgfältig aufbewahrt hatte Creusa erkennt die Sachen wieder, und die Lösung der Verwicklung ist gegeben. Zuerst ist Ion ein schlichtes Naturkind, das sich glücklich schätzt, seinem Gott zu dienen; er scheint keine Leidenschaften zu konnen oder einer Erregung fähig zu sein, außer es wollte jemand Apollos Ehre oder seine eigene Würde angreifen; als er jedoch seinem Vater zuliebe in die Welt hinaustritt, zeigt er trotz seines jugend¬ lichen Alters Energie und Mut. Creusa tritt auf voll Trauer, Mutterliebe und Sehn¬ sucht, doch ist sie zugleich darauf bedacht, daß niemand ihrer Ehre und königlichen Würde nahetrete. Vergleich des „lon mit Whiteheads Drama: Creusa, Queen of Athens. William Whitehead (1715—1785), bearbeitete dieses Stück und ließ es 1754 unter dem Titel „Creusa, Queen of Athens“ erscheinen. Der Gang der Handlung in dieser Bearbeitung ist folgender I. Akt. Ilyssus, der hier die Rolle des Ion spielt, ist der Hüter des Tempels. Phorbas, ein alter Athener, tritt auf und verkündet das Herannahen des athenischen Königspaares; sie kommen, um sich bei Apollo einen Leibeserben zu erflehen. Der redselige Phorbas berichtet weiter im Gespräch mit Pythia, daß Creusa vor ihrer Verheiratung mit Xuthos in heimlicher Ehe mit dem Athener Nicander gelebt. Als ihr Vater Erechtens das Geheimnis erfuhr, verbannte er den jungen Mann aus Athen. Wenige Tage später, nachdem Nicander die Stadt verlassen hatte, wurden seine blutbefleckten Kleider aufgefunden und man hielt ihn seither für tot. Die unglückliche Creusa erlangte von ihrem Vater die Erlaubnis, Nicander ein Grabmal zu errichten. Selbst jetzt, nach ihrer Verheiratung mit Xuthos, sagt Phorbas, bringe sie Toten¬ opfer dar. Creusas Gatte hat sich beim Volke verhaft gemacht. Beim Eintreten des Ilysus schließt Phorbas seinen Bericht. Pythia beauftragt den Jüngling, die Königin gebührend zu begrüssen, sich dann zu seinem Ziehvater, dem weisen Aletes zu begeben, um ihm aufzutragen, er möge sich bei Pythia einfinden. Auf Bitten der Königin erzählt ihr Ilyssus seine Lebensgeschichte; vor 18 Jahren sei er auf der Schwelle des Tempels gefunden worden; zu großem Dank sei er Aletes verpflichtet, der ihn erzogen habe. Creusa findet an dem Jüngling solches Gefallen, daß sie ihn nach Athen mitzunehmen beschließt; sie findet sehr große Ähnlichkeit zwischen ihm und Nicander. Phorbas soll sich bei Aletes erkundigen. II. Akt. Ilyssus teilt seinem Erzieher den Plan der Königin mit und erlangt dessen Zustimmung. Er prophezeit dem Jüngling, daß er innerhalb weniger Stunden bezüglich seiner Eltern Gewißheit haben werde. In geheimer Unterredung erteilt Aletes Pythia den Rat, den Fragenden Ilyssus als Sohn zu bezeichnen. Zu seinen Gunsten spreche seine unaufgeklärte Abstammung, seine Erziehung und sein sanftes Wesen; die Königin habe ihm ihre Huld gezeigt, auch der König werde ihm seine Gunst nicht verweigern. Nach Aletes Rat soll Pythin folgendes Orakel künden: Eine Jünglings Achtung trägt die Schuld A banished youth is the cause of Athens am Gram Athens. grief. Ein andrer muß an seine Stelle treten; For him Athens must get a second youth; Dem fremden Jüngling, der meinen Dienst Put the crown on the young unknown versieht, who is Den meinen Sohn ich nenne, reichet die Performing my service and whom I Krone! call my son! Inzwischen hat Phorbas das falsche Gerücht vernommen, daß der auserwählte Jüngling älischer Abkunft sei. Die Königin, enttäuscht darüber, in ihm nicht den Sohn des Nicander wiederzufinden, willigt in Phorbas Plan, Ilyssus aus dem Wege zu räumen.
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