41. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1911

7 — Ubersetzungen schweres Geld kosten lasse (Costenoble, Tgb. 25. August 1819). Jrdes Jahr fand er sich mit etlichen solcher Ubersetzungen ein, welche aufgeführt wurden und, wenn sie nicht durchfielen, ihr Dasein solange fristeten, bis eine zweite Arbeit sie verdrängte, welche ihrerseits wieder von der nächsten verdrängt wurde und so fort. Mit Übersetzungen und Bearbeitungen beschäftigten sich noch die Schauspieler Lembert und Costenoble, ferner Theodor Hell und Lebrun, C. W. Koch und auch Deinhardstein, welcher unter dem Namen Dr. Römer schrieb. Die meisten dieser Ebersetzungen waren schlecht, einer suchte dem andern in der Bearbeitung eines nenen Stückes zuvorzukommen, ilm an Schnelligkeit der Fertigstellung zu überbieten und möglichst viel Stücke zu bringen; dadurch wurde die Übersetzung liederlich, schleu¬ derhaft und nicht nur, daß der Sinn des Originals verballhornt wiedergegeben wurde auch der deutsche Ausdruck war unrichtig. Als Laube einst Herrn von Kurländer gegenüber bemerkte, er habe ein solches Stück im Burgtheater geschen und er meine, es hätte in ein besseres Deutsch übersetzt werden können, rief dieser: „Ach, ihr seid eben Puristen und Pedanten, ihr da draußen. Hier sind wir natürlicher.“ (Laube, Das Burgtheater, S. 131. Auch Costenoble erwähnt in seinen Tagebüchern mehrmals mit Bitterkeit dieser Ubersetzer, besonders Kurländers, dessen Ruhm in auswärtigen Blättern ansposannt und der ein zweiter Kotzebue genannt werde (Cstble., Tgb. 2. August 1819). Von der Uneinigkeit und den Eifersüchteleien der Übersetzer entwirft Costenoble in seiner Eintragung vom 18. Dezember 1819 ein köstliches Bild: „Zum erstenmal „Die (ieheimnisse“, Lustspiel in 1 Akte ans dem Französischen von Lembert. Das Lembertsche Stück gefiel so ziemlich. Nun wird Kurländer wieder über Lembert losziehen sowie Lembert über Kurländer und beide über Castelli und Theodor Hell, und so alle, einer über den andern. Alle diese Gerattersleute der Franzesen tun so ängstlich um ihre Patenkinder, als ob sie die wirklichen Väter wären. Das Treiben dieser Ubersetzer gleicht dem der Hühner, die Enteneier ansgebrütet haben und nun ängstlich um die freinde Brnt herumtrippeln, welche sich auf das Wasser gewagt hat.“ Anläßlich der Erstaufführung von „Die junge Tante“, Lnstspiel in 1 Akt, nach dem Französischen von Castelli, verzeichnet Costeneble in seinen Tagebüchem!): „Castellis „Junge Tant““ wird nicht alt werden auf dem Repertoire. Wenn der doch aufhören wollte, Komödien zu bearbeiten! Kurländer, Lembert, Theodor Hell, alle geb’ ich hin für Lebrun der versteht’s“. Die französischen Originalstücke waren meistenteils selbst wertlos uid wiewohl sie durch derartige Übersetzungen auch nicht an Wert gewannen, geficlen sie trotzdem. Costenoble schrieb anläblich der Nenaufführung einer solchen Uberset¬ zung: „Handelt wieder von Liebe und liebenswürdigen, frivolen Militärpersonen, wie alles, was jetzt aus Frankreich krimmt und gefällt.“ (Cstble., Tgb. 20. Dezember 1824. Mit diesen gehaltlosen Stücken wurde das Dasein gefristet und erst mit Beginn der dreißiger Jahre kamen bessere Stücke ans Frankreich herüber, eingeleitet durch Seribe und seine zahlreichen Mitarbeiter, welche in schier unerschöpflicher Fülle die Bühnen mit Stücken versorgten, bis sie durch ihre erfolgreicheren und gehaltvolleren Nach¬ folger, wie Dumas fils. Sardon. Augier und andere abgelöst wurden. II. Abschnitt. I. Kapitel. Bauernfelds Beschäftigung mit französischer Sprache und Literatur. Sehon frühzeitig hatte sich Banernfeld das Französische angecignet und war bemüht, sich darin gut auszubilden. In dem Freundschaftskreise Bauernfeld. Fick *) Costenoble, Tgb. 24. Mai 1823.

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