41. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1911

21 mehr kennt; aber es ist nichts Krankhaftes, nichts Selbstqnälerisches in seinem Wesen und vom Selbstquäler ist nur der Zug übrig geblieben, daß er seinem Worte, trotz¬ dem es auf einer Täuschung basiert, treu bleiben will, selbst um den Preis seines Glückes. III. Kapitel. Krisen. Durch Voltaires Erzählung „Memnon ou lu sagesse humaine“ hatte Bauern¬ feld die erste Anregung zu den „Krisen“ empfangen, welche durch O. Feuillets Ko¬ mödien „La cié d’or“ und „La crise“ weitere Nahrung fand. Am 19. April 1852 hatte er den Plan zu einem Lustspiel in 5 Akten „Krisen oder der goldene Schlüssel“ entworfen und es innerhalb dieses Monats zu Ende geführt. Im Laufe des Monates Mai arbeitete er es in 3 Akte um unter dem Titel „Die letzte Krise“, reichte es zur Aufführung ein, zog es aber zurück, tretzdem es Laube gefiel und unternahm eine Neubearbeitung, welche am 5. Juni in 3 Akten fertig war. In der Zeit vom Juni bis September machte er sich an eine letzte Umarbeitung in 4 Akten, in welcher Fassung es unter dem Titel „Krisen“ aufgeführt wurde und einen durchschlagenden Erfolg erzielte. Das Metto der Voltaire’schen Erzählung „Nous tromper dans nos entreprises Cest d quoi nous sommes zujets; Le matin, je fais des projets Et le long du jour des sotlises“ bot Banernfeld den Leitfaden zur Exposition, welche im 2. Akte, welcher ihm allein angchört, fortgesetzt wird; der dritte Akt steht stark unter dem Einfluß von La clé d’or mit einigen Zügen aus La erise und enthält die Steigerung bis zur Kata¬ strophe, der 4. Akt bringt die Lösung im Sinne von La erise. Memnon faßt nach einem den Genüssen gewidmeten Leben gute Vorsätze, schwört jegliche Leidenschaft ab und erleichtert sich diese Vorsätze durch die Vor¬ stellung der üblen Folgen, welche übermäßige Genüsse mit sich bringen. Auch Baron Hohenberg in den „Krisen“ will, nachdem er den größten Teil seines Vermögens durchgebracht hat, sich zurückziehen, den Leidenschaften entsagen und er schwört Spiel, Wein und die Weiber ab. Mit solch guten Vorsätzen gewappnet, fällt Memnon in die Netze einer Kokotte, deren angeblicher Onkel ihn mit ihr überrascht und von ihm sein gesamtes Bargeld erpreßt; um sich zu erheitern, folgt Memnon einer Ein¬ ladung seiner Freunde zu einem Gastmahl, betrinkt sich, verliert im Spiel eine große Summe bar und das Doppelte auf Ehrenwort; in der Folge entstcht ein Streit, In dessen Verlaufe ihm ein Auge herausgeschlagen wird. Auch Baron Hohenberg erleidet einen solchen Rückfall. Er kommt auf einen Ball bei Lämmchen, frischt seine Lebens¬ geister mit einigen Gläsern Champagner auf, spielt und verliert, scherwenzelt um eine jung verheiratete Fran herum und muß sich infolge dessen mit ihrem eifersüchtigen Gatten schlagen. Memnens Schuldner macht Bankerott, Memnon verliert sein ganzes Vermögen; seine Glänhiger, die chemaligen Freunde, nehmen sein Haus in Besitz, um sich für die Spielschuld schadlos zu halten und Meinnon muß auf einem Stroh¬ bündel neben seinem Hause sein Lager aufschlagen. Der Genins seiner Familic er¬ scheint ihm, tröstet ihn, daß es ihm noch gut gehen werde und belehrt ihn, daß für Menschen unmöglich sei, vollkommen weise zu sein und daß diese Welt trotz aller Mängel doch noch gut sei. Baron Hohenberg wird im Duell verwundet und anf dem Krankenlager wird ihm die Nichtigkeit seines bisherigen Lobens offenbar und mit dem festen Vorsatze, ein anderer zu werden, verläßt er es. Sein glückverheißender Genius soll ein holdes Mädehen werden, das trotz des greßen Altersunterschiedes ihm seine Liebe geschenkt hat. Hier setzt der Einfluß von O. Feuillets La clé d’or ein. Snzamne, die Heldin dieser Komödie, ist eine vater- und mutterlose Waise, deren Erzichung in die Hände

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