40. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1910

5 Kleide wie Frühlings- und Berg-Segge (Carex verna Vill. und montana L.) mit ihren gelben Blütenschöpfen, die sich aus grünem und schwarzem Grunde erheben, und die niedlichen Hainsimsen, die behaarte und die gemeine (Luzula pilosa Willd. und campestris DC.), sowie das blaue Elfengras (Sesteria coerulea Host.), das erstblühende unter den Süßgräsern, und der Sauer-Ampher (Rumex Acetosa L.) mischen sich in diese Pflanzengenossenschaft. Sie sind fast alle dem nahen Walde entflohen, welcher gewiß einst auch diese Wiesengründe bedeckte. Aus dem benachbarten Walde lugen noch die rosaroten Blütenähren des stark duftenden Seidelbastes (Daphne Mezereum L.) sowie die großen Blumen der Schneerose (Helleborns niger L.) hervor. Das sind die Kinder unserer Frühlingsflora, die Auge und Herz entzücken, wenn wir nach langem Winter wieder eine Bergwanderung antreten können. Walther von der Vogelweide bringt diesen Gedanken in folgenden Versen zum Ausdrucke: Könnt ich verschlafen im Winter die Zeit! Wach ich derweilen, so tut es mir leid, Daß er regieret so weit und so breit. Endlich doch sieget der Mai in dem Streit: Blumen dann les ich, wo Schnee nun geschneit. Diese Schar der ersten Frühlingspflanzen wird von einer anderen abgelöst. Das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis L.) webt alsbald seinen duftigweißen Flor über die Wiesen, in welchen Frühlings-Enzian und kriechender Günsel (Ajuga reptans L.) ihre blauen Blüten hineinmischen. Auf trockenen Stellen geben die gelben Blüten des Frühlings-Fingerkrautes (Potentilla viridis Neilr.), auf feuchten die des Milzkrautes (Chrysosplenium alternifolium L.) und der Sumpf-Dotter¬ blume (Caltha palustris L.) sowie die blauen des Sumpf-Vergißmeinnicht (Myosotis palustris L.), auf schattigen Orten die violetten des Lerchensporns (Corydalis cava Schw. et K.) den Einschlag. Mitte Mai übernimmt die rote Taglichtnelke (Melandryum rubrum Garcke) die Führung des Blumenreigens, knollige Beinwurz (Symphytum tuberosum L.), Kreuzblume (Polygala vulgaris L.), Margeritenblume (Chrysanthemum Leucanthemum L.), scharfer, knolliger und wolliger Hahnenfuß (Ranunculus acer L., bulbusus I. und langinosus L.), Kreuz-Labkraut (Galium Cruciata Scop.), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula L.), krausblättriges Kreuz¬ kraut (Senecio crispatus DC.), Bocksbart (Tragopogon oriantalis L.), braunblühender Storchschnabel (Geranium phaeum L.), Kümmel (Carum carvi L.), Akelei (Aquilegia vulgaris L.), Gamanderkraut (Veronica Chamaedrys L.) und gemeines Knabenkraut (Orchis Morio L.) sind reichlich vertreten. Im Schatten wucher Wiesen Kerbelkraut (Anthriscus silvester Hoffm.), rauhaariger Kälber¬ kropf (Chaerophyllum Cicutaria Vill.) und Geilfuß (Aegopodium Podagraria L.) und bedecken mit ihrem mächtig entwickelten Laubwerk den Boden. Ende Mai beginnen auch die Gräser zu blühen und spinnen einen feinen Schleier zarter Rispen über die Wiese. (Alpopecurus pratensis I., Anthoxan¬ thum odoratum L., Arrhenaterum elatius Presl., Festuca clatior L., Poa pratensis L. und P trivialis L., Trisetum flavescens L., Dactilis glomerata L., Holcus lanatus L., Briza media L., Cynosurus cristatus L., Festuca ovina II, Phleum pratense L.). Ende Juli erscheint nach der Heuernte ein neuer Blütenflor, in welchem Korb- und Schmetterlingsblüter und Doldengewächse den Ton angeben: Zweijähriger Pippau (Crepis biennis L.), Habichtskraut (Hieracium Florentinum All.), kurzhaariger und gemeiner Löwenzahn (Leontodon hispidus und L. Danu¬ bialis Jacq.), gemeine Flockenblume (Centaurea Jacea L.), Alpen-Distel (Carduus defloratus L.), Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium L.), Hornklee (Lotus corniculatus L.), Schneckenklee (Medicago lupulina L.), Bärenklaue (Heracleum Sphondylium L.), große Sterndolde (Astrantia maior L.), gemeine Witwenblume

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2