40. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1910

28 hervorsprudelt, der seine blaugrünen Fluten in einer malerischen Schlucht zwischen Felsblocken talabwärts führt, um sie dem Teichlbach einzuverleiben. Hier am Fuße des Gebirges diese Wassermenge, oben im Gebirge dieser Wassermangel Für Touristen oft sehr unangenehm, ja auch ungesund, da sie manch¬ mal das in den Zisternen der Schutzhäuser gesammelte Regenwasser trinken müssen, wie es auch am Warscheneck in der Dümler- und Zellerhütte der Fall ist. Daß die Zerklüftung des Gesteins die Ursache dieser Erscheinung ist, wurde schon früher hervorgehoben. Der Ursprung des Pieslingbaches liegt in einem lichten Fichtenwalde, welcher folgende Flora zeigt: Die Felsen, welche den Ursprung umgeben, sind an vielen Stellen mit Arabis arenosa, Campanula pusilla, Valeriana montana, V. saxa¬ tilis L., Mehringia muscosa, Kernera saxatilis, Leliospera quadrifida, Asplenium Trichomanes, A. Ruta muraria und Cystopteris fragilis, die Bach¬ ufer mit Aruncus silvester geschmückt. Breitblätterige Weiden, wie Salix nigricans, S. grandifolia, Lonicera alpigena, L. nigra, Sorbus aucuparia, S. Aria bilden das Unterholz des Waldes. Erica carnea überzieht oft grösere Flächen, auch Vaccinium vitis Idaea und V. myrtillus sind häufig, ebenso das Reitgras, Calamagrestis varia und die blaue Sesteria. Außerdem finden sich: Adenostyles Alli¬ ariae, Phyteuma spicata, Saifraga rotundifolia, Polygonatum verticillatum, Campanula Trachelium, Paris quadrifolia, Melampyrum silvaticum, Epi¬ lobium hirsutum, E. montanum, Hieracium silvaticum, H. laevigatum, I. caesium Fr, H. dentatum Hoppe., Cirsium Eristhales, Salvia glutinosa, Crepis alpestris Tausch, Gymnadenia odoratissima, Tofieldia calculata, Poa nemoralis, Melica nutans, Aira caespitosa, Carex sempervirens, Aspidium Filix mas., A. aculeatum, Athyrium Filix femina, A. alpestre, Phegopteris Ro¬ bertiana. Moose: Gymnostomum curvirostrum H, Trichostomum rigidulum Br et Sch., Barbula tortuosa Web. et M., Cinclidotus fontinaloides P. B., C. aquaticus Br. et Sch., Bryum pseudotriquetrum Schwägr, Mnium punc¬ tatum Hdw., Bartramia Oederi Hdw., Orthothecium rufescens Br. et Sch., Hypnum Halleri Sw, H. falcatum Brid. Vom Piesling-Ursprung windet sich der Weg zum Warscheneck hinauf über einen aus Riffkalk oder Dolomit gebildeten Vorberg, der mit Buchen- und Mischwald bedeckt ist, zur 1300 m hoch gelegenen Stofferalm. Hier entquillt die letzte aus¬ giebige Quelle dem Boden, an deren frischem Wasser wir uns noch laben können. Oberhalb der Stofferalm erlangen im Mischwalde die Lärchen allmählich die Oberhand, bis sich in einer Höhe von 1450 m der Mischwald in einen reinen Lärchenwald verwandelt hat, der sich bis zu einer Höhe von 1650 m ausdehnt. Wie wirkt doch der Lärchenwald anders auf uns ein als der ernste, düstere Fichtenwald! Viel freundlicher und stimmungsvoller; die lichtgrünen Nadeln und die langen Zweige, im herben Alpenwinde stets bewegt und leise sausend, bieten ein Bild von wundersamer Lieblichkeit und Feinheit. Da die zarten Nadeln im Herbste abfallen, ist die Lärche auch besser ausgerüstet im Kampfe gegen exzessive Trockenheit und sibirische Kälte als die Fichte. Mitten in diesem herrlichen Lärchenwalde liegt das Schutzhaus oder die Dümlerhütte (1523 m) hoch. Südlich vor uns liegt das Warscheneck, das sich durch seinen geschichteten Bau aus lichtgrauen Dachsteinkalken von dem aus grauen, ungeschichteten Massen des Riffkalkes zusammengesetzten Vorberge abhebt. Da die Bäume des Lärchenwaldes schütter stehen, hat sich am Grunde des Waldes eine reiche Vegetation aus voralpinen Sträuchern, hohen Stauden und Gräsern entwickelt, diese besteht aus: Pinus montana v. pumilio, Rhododendron hirsutum, Rhodothamnus Chamae¬ cystus, Juniperus nana, Lonicera alpigena, Sorbus aucuparia, Salix nigricans, S. arbuscula, Erica carnea, Daphne Mezereum, Ceranium silvaticum, Ranun¬ culus lanuginosus, R. montinus, Trollius europaeus, elleborus niger, Aconi¬

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