40. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1910

24 derselben getrennt, 4. in die Gruppe des Sparafeldes und Reichensteins, nur durch das Quertal des unteren Johnsbaches von der vorigen geschieden. Der Zug der Haller Mauern setzt sich orographisch zusammen: Aus dem mitt¬ leren, kulminierenden, von West nach Ost verlaufenden Teil —der Gruppe des Pyrgas — und aus beiderseits entwickelten Anhängen — dem Karleck und Bosruck im Südwesten und dem Kamm des Grabnersteins im Südosten. Der mittlere Kamm besitzt außer dem Großen Pyhrgas noch folgende Spitzen: Kleiner Pyhrgas (2029 m), Scheiblingstein (2200 m), Hexenturm (2181 m) und Natterriegel (2028 m). Großer Pyhrgas und Natterriegel werden von Touristen oft besucht, der erstere von Spital am Pyhrn aus, der letztere gewöhnlich von Admont bezw. Hall aus. Der Große Pyhrgas steigt auf der Weststeite mäßig steil an, so daß hier die Pflanzenregionen mit ihren charakteristischen Formen gut ausgebildet erscheinen. Nach den anderen Weltgegenden fällt er steil, insbesondere nach Norden fast lotrecht ab, so daß die Benennung „Mauer“, für diesen Gebirgszug bezeichnend ist, da auch die übrigen Spitzen ähnliche Eigenschaften zeigen. Der geologisch=petrographische Aufbau. Wenn wir in Spital am Pyhrn den Teichlbach überschreiten und dem Pyhrgas zuwandern, so gewahren wir, daß der Boden aus Gosauschichten zusammengesetzt ist, welche das Hangende der Werfener Schiefer bilden. Die Ufer des Teichlbaches zeigen uns, daß die Gosauschichten aus dunkelgrauen, schiefrigen Mergeln und grauen, plattigen, mergeligen Sandsteinen zusammengesetzt sind. Wenn wir uns dem Trattenbach zu¬ wenden, in dessen Tal wir ein Stück weit aufsteigen, so gewahren wir, daß die Gosauschichten von Moränenresten bedeckt werden. Das hier anstehende Gestein des Pyhrgas setzt sich aus dickbankigen, lichtgrauen Dolomiten und Kalken zusammen, welche früher für Wetterstein gehalten wurden, von Geyer als untere Dolomite oder RamsauDolomite bezeichnet werden. Wenn wir den Weg zum Pyhrgas-Gatter (1348 m) einschlagen, so bemerken wir, daß hier in einer Höhe von 1100 m rotbraune, glimmerreiche Werfener Schiefer aufgefaltet sind, mit welchen der Weg geschottert ist und darüber Moränenreste liegen, welche aus lokalem Gesteinsmaterial bestehen und als Zeugen der letzten Rückzugsstadien der Gletscher oder als Jungmoränen aufgefaßt werden müssen, während die früher genannten, niedriger gelegenen Moränenreste hauptsächlich Spuren der Würmeiszeit darzustellen scheinen. Wenn wir vom Wege zum Pyhrgasgatter links zur Hieselalm abzweigen, so können wir hier ein dünnes Band aus rost¬ gelben, mergeligen, oolithischen Kalken beobachten, welches den letzten Teil der die Haller Mauern von O. nach W. durchziehenden und in dieser Richtung an Mächtig¬ keit abnehmenden Carditschichten vorstellt. Dieser aus schieferigtonigen, mergeligen und sandigen Gesteinen gebildete Horizont trennt den lichtgrauen Ramsau-Dolomit von dem darüberliegenden dunkelgrauen Hauptdolomit und dem steil nach Norden einfallenden, geschichteten Dachsteinkalk, welcher hie und da noch von Resten roter Liaskalke bedeckt wird. Die Vegetations-Verhältnisse. Der Weg von Spital a. P. auf den Gr. Pyhrgas führt uns in der Mühlau durch Wiesengründe, welche nach ihren floristischen Verhältnissen als Talwiesen mit einem Einschläge von Berg- und Voralpenpflanzen bezeichnet werden müssen. Schon nach einer halben Stunde Gehzeit betreten wir den Wald, durch welchen der Weg zur Hofalm (1380 m) führt. Dieser Wald ist der voralpine Mischwald, in welchem die Fichte vorwaltet, Rotbuche, Lärche, Berghorn, Mehlbeerbaum und Vogelbeerbaum eingestreut sind. Das Unterholz wird gebildet von Daphne Mezereum, Lonicera alpigena und L. nigra, Sambucus racemosa und S. Ebulus, Juniperus com¬ munis, Ribes alpina, Rosa pendulina. Der Niederwuchs ist der uns schon

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