21 - Das Sengsengebirge stellt uns eine aus Wettersteinkalk aufgebaute und steil aufgerichtete Antiklinale vor, deren Sockel aus Hauptdolomit besteht. Etwas über dem Haltersitz kann man die Grenze zwischen dem blendendweißen Wettersteinkalk, welcher in einer Mächtigkeit von etwa 400 m den Kamm bildet, und dem grauen Hauptdolomit deutlich beobachten. Am Sattel der Feuchtaualpe lagern über dem Hauptdolomit jüngere, dunkle, braunrote, weiß und rosa gefärbte und gefleckte Kalke und Mergelschiefer, welche als Kössener Schichten, Hierlatzkalke, Hornsteinjura, Tithon, wahrscheinlich auch Neokom anzusehen sind. Diese Schichten bilden eine in den Hauptdolomit eingefaltete Synklinale, welche nach Norden hin über den Ebenforst bis zur großen Klause im Reichramingertale verfolgt werden kann. Die zwei kleinen, unmittelbar am Fuße des Nocks gelegenen Feuchtauerseen mit ihrem smaragdgrünen Wasser bilden eine Zierde der Landschaft. Sie sind kleine Stauseen, welche durch die Tätigkeit der Gletscher dadurch entstanden sind, daß die wasserundurchlässige, schlammige Endmorne des schmelzenden Gletschers als Staudamm wirkte. Auch im Tale der Hopfing, welches wegen seines U-förmigen Querprofiles als ein schönes Beispiel eines Gletschertrages gelten kann, fand ich die Reste des Dammes eines durch Schutt ausgefüllten Stausees. Interessant ist hier auch der vom Hochsengs herabkommende Kaltenbach, der wiederholt verschwindet und unterirdisch dahinfließt. Beim Abstiege beobachtet man auf der Südseite die gleiche Reihenfolge der Gesteine wie auf der Nordseite: Oben Wettersteinkalk, darunter Hauptdolomit; im Fischbachtale sind die graugrünen, feinkörnigen Lunzer Sandsteine gut aufgeschlossen, welche stellenweise von grauen, dünnplattigen Kalken — Opponitzer Kalk- bedeckt werden. Dann folgen die Gosau-Mergel und Kalke und diluviale und alluviale Ablagerungen. Die Vegetationsverhältnisse des Gebietes. Die Hopfing oder das Tal des Niklbaches, der von der Feuchtau herabkommt, wird von einmähdigen Wiesen eingenommen, deren floristische Zusammensetzung trotz der geringen Höhe der Talsohle von 700 m sich als eine Mischung von Elementen der Tal-, Berg- und subalpinen Wiesen zu erkennen gibt. An den Rändern macht sich ein starker Einschlag der Waldflora geltend. Der vom Hochsengs herabtosende Kaltenbach lagert die mitgeführten Schuttmassen beim Eintritt in die Talsohle ab und löst sich in mehrere Arme auf. Die Lücken dieser Schuttmassen haben sich allmählich mit Erde ausgefüllt und so ist hier eine ausgedehnte Heidewiese entstanden, welche sich mit den vom Bache herabgeführten subalpinen Elementen bedeckte. Erica carnea ist tonangebend, Büsche des Knieholzes stehen zerstreut umher. Dazu kommen: Helleborus niger, Thesium alpinum, Globularia cordifolia, Heliosperma qua¬ drifidum, Athamanta Cretensis, Anthericum ramosum, Hieracium porrifolium, H. saxatile, H. glaucum, Pimpinella magna, Rumer arifolius, Epipactis rubi¬ ginosa, Cirsium eriophorum, Buphthalmum salicifolium, Carduus defloratus, Thalictrum aquilegifolium, Rubus saratilis, Veronica latifolia, Campanula pusilla, Stachys Alopecurus, Leontodon hispidus. Die feuchten Stellen sind mit einem dichten Gestrupp von Salix incana, S. purpurea, Alnus incana, Rham¬ nus cathartica, Lonicera Xylosteum und Berberis vulgaris bewachsen. Vom inneren Ende der Hopfing zur Feuchtau führt der Weg durch subalpinen Mischwald, in welchem die Buche in einzelnen knorrigen Exemplaren bis 1350 m reicht. Bis zu dieser Höhe reicht der geschlossene Wald. Darüber dehnen sich die Weidegründe des Feuchtauer Sattels aus, welche unmittelbar an den Fuß (1450 m) des steil sich erhebenden Nock heranreichen. Einzeln stehende Fichten sind als Deckung für das Vieh über die Weide zerstreut. Da sie am Sattel gegen die Wirkung des Windes verhältnismäßig gut geschützt sind, sind sie vollkommen normal ausgebildet und zeigen denjenigen Typus, welchen man die Pyramidenfichte nennt. Diese Weide
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