40. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1910

15 grauen und ockergelben, braun verwitternden Sandsteinen und schwarzgrauen Schiefer¬ tonen mit Landpflanzenabdrücken und Kohlenflötzen ausgebildet, welche dieselben als Strandbildung und fernahe Absätze erkennen lassen. Darüber folgen grünlichgraue, rostig verwitternde Liasflecken- und Neokom-Mergel, hierauf graue Gosaumergel und Sandsteine mit zahlreichen Petrefakten. Im Norden grenzen diese Schichten an den Flysch und werden von demselben teilweise auch bedeckt. Die Grenze zwischen Flysch- und Kalkzone zieht sich von der Steyr her durch die Forstau in den Bäckengraben, Paukengraben, dann über die Kämme des Platten-, Schaden- und Glasenberges gegen Neustift, Großau und Waidhofen. Der Fuß jener Kette besteht aus Neokommergeln, während die mittleren Abhänge aus dünnplattigen, dunklen Sandsteinen und Mergelschiefern der Inoceramenschichten gebildet werden und die Kammhöhe aus dickbankigen, gelben Greiffensteiner Sandsteinen zusammengesetzt wird. Während die Grenze des Flysches gegen die Kalkalpen in der Regel durch steile Schichtstellung, Überkippung oder anderweitige Störungen bezeichnet wird, sehen wir ihn hier dem älteren Gebirge ruhig aufgelagert. Mitten aus Grestener Schichten und Neokommergel erhebt sich in der Weitung des Pechgrabens, vom östlichen Ufer des Baches sanft ansteigend, ein etwa 150 m langer und gegen 40 m hoher, größtenteils mit Wald bedeckter Hügel, der aus Granit zusammengesetzt ist und an seiner Oberfläche in zahlreiche Blöcke zerklüftet erscheint, wie man es auch bei den Granitbergen des Böhmerwaldes nicht selten beobachten kann. Der größte von diesen Blöcken, etwa 25 m hoch, trägt auf seiner Vorderseite in Riesenlettern die Inschrift: „Dem Andenken an Leopold von Buch geweiht nach dem Beschlüsse am 20. September 1856 in der 32. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien unter Mitwirkung zahlreicher Freunde der Naturwissenschaften in Deutschland, Belgien, Frankreich, England und Italien“. Dieser Granit ist ein grobköniger Biotitgranit mit großen Feldspatkristallen. Auch Porphyr-Granit mit großen, roten Feldspatkristallen findet man im Pechgraben. Man hielt diese Granitblöcke für erratisch; allein schon Fr. v. Hochstetter hat im Jahre 1869 (in Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt v. Fr. Toula, Wien 1905) die Ansicht ausgesprochen, daß der oberflächlich in Blockmassen zerfallende Granit des Buchdenkmals einer anstehenden, aus den Grestener Schichten aufragenden Granitkuppe angehört, wie gegenwärtig allgemein angenommen wird. G. Geyer nimmt daher diese im Pechgraben aus dem Liasuntergrunde aufragende Granitkuppe als einen Teil einer vom böhmischen Massiv ausstrahlenden, in meridionaler Richtung sich erstreckenden Untergrundrippe an, welche schon bei der Ablagerung der mesozoischen Sedimente für das Streichen der Uferbildungen maßgebend wurde und in den späteren Faltungsphasen stets wieder als stauendes Hindernis wirkte, so daß auch die weiter nach innen gelegenen Ketten und Falten im Gebiete eine nach Süden gerichtete Umbiegung in ihrem west-stlichen Streichen erfuhren. Der Schneeberg bei Reichraming. Auch der dem Schieferstein am linken Ufer der Enns gegenüberliegende Schnee¬ berg wird von Steyr aus nicht selten von Touristen besucht. Wenn man dem Wege von Reichraming längs des Reichramingbaches nach Süden folgt, dann nach rechts auf den Schneeberg (1243 m) abzweigt und über die Kalbsau und den Mösersattel nach Losenstein zurückkehrt, so kann man schöne Beobachtungen über den geologischen Aufbau dieses Berges machen. Mächtige Massen von Diluvialschotter hat der Bach abgelagert, auch Moränenreste findet man auf seinem rechten Ufer, welche nach Geyer von einem Seitenarm des Ennsgletschers herrühren, der den Sattel der Mooshöhe (849 m) zwischen Laussa und Weißwasser überschritten haben mochte. Graue Gosaumergel und Sandsteine lagern am rechten Ufer, am linken auch Neokommergel und Hauptdolomit, welcher den Sockel des Schneeberges aufbaut. Über den Haupt-

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