40. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1910

12 seinen „Studien über die Flora der Dilnoialzeit in den östlichen Alpen“ (Wien 1888) erwähnt. Diese sind: 1. Der Buchsbaum (Buxus sempervirens L. f. arborea) in 3—4 m hohen Exemplaren, 2. der Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius L.) und 3. der schon genannte Schatten-Steinbrech (Saifraga umbrosa L.), welche Kerner seiner aquilonaren Flora zuzählt. Weiter kommt hier der Eibenbaum in einer großen Zahl von Bäumen vor, welche 4—5 m hoch sind und am Boden einen Durchmesser von 30 cm erreichen. Die Grosse Dirn (1157 m). Sie stellt einen Gebirgsstock vor; diesen wollen wir von Losenstein oder von Osten her, indem wir der blauen Markierung folgen, besteigen. Wir sehen hier den Wettersteinkalk als eine nach Südosten geneigte Antiklinale und eine über Hauptdolomit und licht- und braunrote Jurakalke (Vilser- und Tithon-Kalke) gelagerte Überschiebung ausgebildet. Den Sockel bildet überall der Hauptdolomit. Der Wetter¬ steinkalk, welcher der Mitteltrias angehört, ist ein lichter, weißlich grauer, Diploporen führender Kalk, der sich zum Brennen sehr gut eignet. Nach Norden fällt der Gebirgsstock steil — unter einem Winkel von 70—800 —zum Hintsteinersattel ab, welcher aus Neokom- und Gosau-Schichten und Kreideflysch aufgebaut ist. Der nördlich davon gelegene Hintstein sowie der am rechten Ennsufer gelegene Schloßberg von Losenstein sind aus Vilserkalken aufgebaut über den Hintsteinersattel (750 m wollen wir zum Wendbach nach Westen hin absteigen. Dieser begrenzt den Stock der Dirn im Westen und grenzt ihn vom Schoberstein ab. Auch die Vegetation der Großen Dirn ist der des Schobersteins sehr ähnlich. Am Fuße liegen die Gehöfte mit Kulturland, dann folgt an den Flanken der Mischwald, der von Weideland unterbrochen wird, der Rücken wird von Wiesen und Triften eingenommen. Auf der Nordwand findet sich als vorgeschobener Posten in einer Höhe von 850 m eine Ansiedelung von Alpenrosen, die von Ausflüglern sehr ausgebeutet wird. Der Schieferstein (1181 m). Der Zug des Schiefersteins wird vom Dirnstock, dessen östliche Fortsetzung er bidet, durch das tief eingeschnittene Durchbruchstal der Enns getrennt. Im Osten erstreckt er sich bis zum Pechgraben, im Norden wird er vom Stiedelsbachgraben und einem zwischen Schieferstein und Krestenberg liegenden Sattel begrenzt, im Süden dacht er sich zur Enns ab, welche bei Reichraming ein Knie bildet, indem sie hier aus einer westlichen in eine nordwestliche Richtung umbiegt. Wenn wir den Schieferstein von Reichraming oder von Süden her besteigen, können wir seinen geologischen Aufbau beobachten. Gleich ob halb der Brücke am Arzberg stehen blaugraue, außen gelb anwitternde Kalke und dünnschieferige bläuliche Mergel, die Opponitzer Kalke, an, welche das Hangende des sich auskeilenden Wettersteines bilden. Darüber folgt der Hauptdolomit, der zwischen den Bauernhäusern Brenn und Deißler gut aufgeschlossen erscheint. Darauf folgen die Hierlatzkalke, welche dem Lias angehören. Es sind dies rötliche, manchmal weiß geaderte Kalke, welche in ihren Schichten steil aufgerichtet, auch saiger gestellt erscheinen, so daß sie einen schmalen, manchmal nur 1 m breiten Grad bilden. Sie erscheinen sehr zerklüftet; die Klüfte mögen weit in die Tiefe reichen, da man hineingeworfene Steine durch ihr Aufschlagen lange fallen hört. Deshalb ist auch der Schieferstein wie die meisten Kalkberge wasserarm. Wie sehr „der Zahn der Zeit“ an den Hierlatzkalken genagt hat, kann man aus einigen Pfeilern und pilzartigen Stöcken, welche an der Einmündungsstelle des Losensteiner Weges stehen, ermessen; denn sie wurden durch die Verwitterung aus dem Gestein herausmodelliert, während die übrige Masse der Denudation erlegen ist. Auch der in der Sage berühmte Steinerne Jäger, ein lotrecht

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