XL. Jahres-Bericht k. k. Staats=Oberrealschule STEYR. Veröffentlicht am Schlusse des Schuljahres 1909/10. 1. Die Vegetations-Verhältnisse einiger oberösterreichischer Kalkberge, die von Steyr aus häufig besucht werden. Von Professor Franz Herget. 2. Schulnachrichten. Von Direktor Anton Rolleder. Steyr, 1910. Herausgeber: Die Direktion der k. k. Staats-Oberrealschule. Buchdruckerei und Lithographie von Emil Haas & Cie., Steyr.
Inhaltsangabe der in den Jahresberichten der Anstalt von 1864 — 1910 veröffentlichten Abhandlungen. * Vergriffen. 1864. Kukula Wilhelm Meteorologische und phanologische Beobachtungen zu Steyr im Jahre 1864. 1867. Bauernfeind Thomas: Die Beziehungen des Hauses Habsburg-österreich zur Schweiz etc 1873Bauernfeind Thomas: Herzog Rudolfs IV. Beziehungen zu den öster¬ reichischen Privilegien. 1874. Biberle Julius: Über die theoretische Bestimmung der drei erdmagnetischen Elemente mit besonderer Rücksichtnahme auf die Deviationsbestimmung einer Kompaßnadel. 1875. Zimmeter Albert : Verwandtschafts-Verhältnisse und geographische Ver¬ breitung der in Europa einheimischen Arten der Gattung Aquilegia. 1876. Vavrovsky Johann Beobachtungs-Resultate der meteorologischen Be¬ obachtungs-Station Steyr. 1877. Bittner Dr. Josef: Die elementare Behandlung der Physik. 1878. Derlik Alois: Über Beleuchtung. 1879. Würzner Alois: Über Chaucers lyrische Gedichte 1880. Drasch Heinrich: Über die Tangentenbestimmung im Doppelpunkte einer Durchdringungskurve zweier Flächen II. Ordnung und einige damit zusammen¬ hängende Aufgaben. 1881. Widmann Dr. Hans: Das Land Österreich ob der Enns unter der Herr¬ schaft der Römer. (Historische Skizzen.) Drasch Heinrich: Synthetische Theorie der ebenen Kurven III. Ordnung mit 1882. Doppelpunkt mit besonderer Berücksichtigung derjenigen, welche durch die imaginären Kreispunkte gehen. 1883. Erb Leopold: Kurze Übersicht der Morphologie der Hemipteren (Halbflügler) nebst einer etwas eingehenderen Erörterung derselben an Vertretern der wichtigsten Familien dieser Insektenordnung Zimmeter Albert: Die europäischen Arten der Gattung Potentilla. Versuch 1884. einer systematischen Gruppierung und Aufzählung nebst kurzen Notizen über Synonymik, Literatur und Verbreitung derselben. (Fortsetzung auf der vorletzten Seite des Umschlages.)
Die Vegetations-Verhältnisse einiger oberösterreichischer Kalkberge¬ die von Steyr aus häufig besucht werden. .. Von Professor Franz Herget. DE Der Schoberstein. Wenn wir auf der Ennsbrücke in Steyr stehend, nach Süden blicken, so fesselt unsere Aufmerksamkeit alsbald der vor uns liegende, mit fünf Spitzen gekrönte Schoberstein. Besonders im Frühjahre schimmert er in seinem weißen Kleide, mit dem Grün des Voralpenlandes kontrastierend, aus dem Hintergrunde der Landschaft, die er im Süden abschließt, hervor und ladet uns zu seinem Besuche ein. Viele, die ihn da in seiner Herrlichkeit bewundern, beschließen, ihn, sobald es das Wetter erlaubt, zu besteigen, um den Körper zu kräftigen, Herz und Sinn zu laben, und so bildet er häufig das Ziel der Steyrer Alpenwanderer, zumal er mit der Bahn in 36 Minuten zu erreichen ist. Eine Schilderung seiner Vegetationsverhältnisse, die ich in den folgenden Zeilen zu geben versuche, dürfte vielleicht für manche Naturfreunde nicht ohne Interesse sein. 1. Orographisch-geologische Verhältnisse. Der Schoberstein gehört einem Gebirgszuge an, der, in west-stlicher Richtung streichend, sich vom Steyrtal bis zum Ennstal erstreckt. Im Westen erhebt sich steil aus dem Steyrtal der Gaisberg (1266 m), der als schmaler, langgezogener Rücken durch den Sattel der Mandlmais mit dem Schobersteinrücken in Verbindung steht. Dieser fällt nach Norden zum Trattenbachtale steil, teilweise fast lotrecht und wandartig ab und wird daher auch manchmal Schobersteinmauer genannt Auch der ist steil Südabhang — in die Breitenau oder das Tal der Krummen Steyrling — und beträgt sein Böschungswinkel 40—50°. Nicht selten erheben sich auf dieser Seite steile, nackte Felswände. Der Rücken trägt fünf Spitzen, die vierte — von Westen nach Osten gezählt — ist die höchste (1278 m) und trägt die Wetterstange mit einer Tafel und der Inschrift „Der Veteranenverein von Trattenbach 1848—1908 Nach Osten hin wird der Zug niedriger und führt über das Gaishörndl zur 1110 m hohen, steil aufgerichteten Wand der Pfaffenmauer, die zum Wendbach abfällt. Der¬ selben sind nach Norden hin die Kreuzmauer und die Beisteinmauer (617 m) vorgelagert. Diese streicht parallel zum Trattenbach, und zu demselben fast lotrecht abfallend, im Osten bis zur Enns heran. Wenn wir die Vegetationsverhältnisse des Schobersteins kennen lernen wollen, ist es angezeigt, von der Station Trattenbach aus den Anstieg durch das Trattenbachtal über den Schreibachfall und die Mandlmais zu wählen, dann über den Rücken zur Krakowitzerquelle und zum Klausriegler nach der Station abzusteigen. 1*
Auf diesem Wege lernen wir auch die petrographische Beschaffenheit und den geologischen Aufbau unseres Berges kennen, was für das Studium der floristischen Verhältnisse von großem Werte ist. Die tiefeingeschnittenen Erosionstäler des Trattenbaches und des Wendbaches zeigen, daß der Sockel des Schobersteins aus Hauptdolomit besteht. Derselbe erscheint gebankt oder geschichtet und von dunkelgrauer Farbe. Er reicht ungefähr bis zur Höhe des Klausrieglergutes (647 m). In der Höhe desselben liegen auf einer Terrasse in einer Reihe einige Bauerngehöfte. Zahlreiche quellige und sumpfige Stellen der Wiesen zeigen, daß es hier keinen Mangel an Wasser gibt, wie es so oft im Kalkgebirge der Fall ist. Auch die am westlichen Anfang dieser Stufe liegende Ursprungsquelle des Schreibach, welche am Hange aus dem Felsen in starkem den Schreibachfall — bildet, Strahle hervorquillt und einen prächtigen Wasserfall — zeigt, daß hier das Wasser auf undurchlässige Schichten stößt, welche dasselbe als Quellen zu Tage fördern. Tatsächlich findet man, daß längs dieser Terrasse dem Hauptdolomit bläulich graue Mergelschiefer auflagern, welche den Kössenerschichten, wahrscheinlich teilweise auch den Liasfleckenmergeln angehören. Auf diesen Schichten findet man nicht selten Kalkblöcke, die rot gefärbt und von weißen Adern durchzogen sind und eine große Ähnlichkeit mit den Adneter Kalken haben. Im Hangenden folgen die Vilser Kalke, welche auch die Spitzen des Schobersteins und die schroffen Wände der Pfaffen- und Beisteinmauer zusammensetzen. Es sind dies lichtrote, dichte, selten Crinoidenreste führende Kalke. Beim Schreibachfall, bei den Holzarbeiterhäusern am Wege zum Schreibachfall, an zwei bis drei Stellen am Trattenbach stehen Schichten eines braunroten, tonigen Kalkes an, welcher als roter Tithonflaserkalk bezeichnet wird. Vielleicht würden diese obersten Jurakalke die Vilserschichten auch auf den Höhen des Schobersteins bedecken, wenn sie nicht schon längst der Denudation unterlegen wären. Hier wurde auch Terebratula diphya gefunden. Im Frühjahre, zur Zeit der Schneeschmelze, fand ich wiederholt in einem neben den genannten Häusern gelegenen Rinnsale mehrere ziemlich gut erhaltene Versteinerungen von Ammoniten: Periphinctes, Lytoceras und Phylloceras. Oberhalb des Klausrieglergutes findet man in der Nähe der Krakowitzerquelle in den Schichten des Vilserkalkes einen Kern bituminöser, graubraun gefärbter Mergelschiefer eingeklemmt Durch eine wahrscheinlich den Gosauschichten angehörig Runse erscheint er schön aufgeschlossen. Die Schiefer verbreiten beim Erhitzen einen brenzlichen Geruch und einen dichten Qualm. 2. Vegetations-Verhältnisse. Wenn wir das Trattenbachtal betreten, so führt der Weg gleich hinter der Mühle durch Wiesen, welche der Formation der Talwiesen zuzurechnen sind. Sie bedecken die Hänge zu beiden Seiten des Weges. Nur die linksseitigen gehören dem Gebiete des Schobersteines an. Zahlreiche Obstbäume (Mostobst) sind in denselben gepflanzt. In der Mitte des Aprils, wenn der Frühling wieder in die Gebirgstäler einzieht, gewähren sie ein farbenprächtiges Bild und erfreuen uns durch die Mannig¬ faltigkeit und Intensität der Farben ihrer Blumen. Die blauen und weißen Sterne der Leberblümchen (Hepatica triloba DC.), die rosa angehauchten Blumen der Buschwindröschen (Anemone nemorosa L.), die schwefel- und dottergelben Kelche der Himmelschlüssel (Primula elatior L. und officinalis L.), die lichtgelben der Zahnwurz (Dentaria enneaphylla L.), die roten und blauen des Lungenkrautes (Pulmonaria officinalis L.), die himmelblauen des Frühlings-Enzians (Gentiana verna L.), die violetten Blüten des rauhaarigen Veilchens (Viola hirta L.) und die weißen Sterne des Gänseblümchens (Bellis perennis L.) bilden einen bunten Blumenteppich, in welchen noch die Blütensterne des Sauerklees (Oralis Acetosella L.) ihr zartes Weiß hineinweben. Pflanzenbürger in einem etwas schlichteren
5 Kleide wie Frühlings- und Berg-Segge (Carex verna Vill. und montana L.) mit ihren gelben Blütenschöpfen, die sich aus grünem und schwarzem Grunde erheben, und die niedlichen Hainsimsen, die behaarte und die gemeine (Luzula pilosa Willd. und campestris DC.), sowie das blaue Elfengras (Sesteria coerulea Host.), das erstblühende unter den Süßgräsern, und der Sauer-Ampher (Rumex Acetosa L.) mischen sich in diese Pflanzengenossenschaft. Sie sind fast alle dem nahen Walde entflohen, welcher gewiß einst auch diese Wiesengründe bedeckte. Aus dem benachbarten Walde lugen noch die rosaroten Blütenähren des stark duftenden Seidelbastes (Daphne Mezereum L.) sowie die großen Blumen der Schneerose (Helleborns niger L.) hervor. Das sind die Kinder unserer Frühlingsflora, die Auge und Herz entzücken, wenn wir nach langem Winter wieder eine Bergwanderung antreten können. Walther von der Vogelweide bringt diesen Gedanken in folgenden Versen zum Ausdrucke: Könnt ich verschlafen im Winter die Zeit! Wach ich derweilen, so tut es mir leid, Daß er regieret so weit und so breit. Endlich doch sieget der Mai in dem Streit: Blumen dann les ich, wo Schnee nun geschneit. Diese Schar der ersten Frühlingspflanzen wird von einer anderen abgelöst. Das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis L.) webt alsbald seinen duftigweißen Flor über die Wiesen, in welchen Frühlings-Enzian und kriechender Günsel (Ajuga reptans L.) ihre blauen Blüten hineinmischen. Auf trockenen Stellen geben die gelben Blüten des Frühlings-Fingerkrautes (Potentilla viridis Neilr.), auf feuchten die des Milzkrautes (Chrysosplenium alternifolium L.) und der Sumpf-Dotter¬ blume (Caltha palustris L.) sowie die blauen des Sumpf-Vergißmeinnicht (Myosotis palustris L.), auf schattigen Orten die violetten des Lerchensporns (Corydalis cava Schw. et K.) den Einschlag. Mitte Mai übernimmt die rote Taglichtnelke (Melandryum rubrum Garcke) die Führung des Blumenreigens, knollige Beinwurz (Symphytum tuberosum L.), Kreuzblume (Polygala vulgaris L.), Margeritenblume (Chrysanthemum Leucanthemum L.), scharfer, knolliger und wolliger Hahnenfuß (Ranunculus acer L., bulbusus I. und langinosus L.), Kreuz-Labkraut (Galium Cruciata Scop.), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula L.), krausblättriges Kreuz¬ kraut (Senecio crispatus DC.), Bocksbart (Tragopogon oriantalis L.), braunblühender Storchschnabel (Geranium phaeum L.), Kümmel (Carum carvi L.), Akelei (Aquilegia vulgaris L.), Gamanderkraut (Veronica Chamaedrys L.) und gemeines Knabenkraut (Orchis Morio L.) sind reichlich vertreten. Im Schatten wucher Wiesen Kerbelkraut (Anthriscus silvester Hoffm.), rauhaariger Kälber¬ kropf (Chaerophyllum Cicutaria Vill.) und Geilfuß (Aegopodium Podagraria L.) und bedecken mit ihrem mächtig entwickelten Laubwerk den Boden. Ende Mai beginnen auch die Gräser zu blühen und spinnen einen feinen Schleier zarter Rispen über die Wiese. (Alpopecurus pratensis I., Anthoxan¬ thum odoratum L., Arrhenaterum elatius Presl., Festuca clatior L., Poa pratensis L. und P trivialis L., Trisetum flavescens L., Dactilis glomerata L., Holcus lanatus L., Briza media L., Cynosurus cristatus L., Festuca ovina II, Phleum pratense L.). Ende Juli erscheint nach der Heuernte ein neuer Blütenflor, in welchem Korb- und Schmetterlingsblüter und Doldengewächse den Ton angeben: Zweijähriger Pippau (Crepis biennis L.), Habichtskraut (Hieracium Florentinum All.), kurzhaariger und gemeiner Löwenzahn (Leontodon hispidus und L. Danu¬ bialis Jacq.), gemeine Flockenblume (Centaurea Jacea L.), Alpen-Distel (Carduus defloratus L.), Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium L.), Hornklee (Lotus corniculatus L.), Schneckenklee (Medicago lupulina L.), Bärenklaue (Heracleum Sphondylium L.), große Sterndolde (Astrantia maior L.), gemeine Witwenblume
(Knautia arvensis Coult.), Leimkraut (Silene untans L.), quirlblütiger Salbei (Salvia verticillata L.), gemeines und echtes Labkraut (Galium Mollugo L. und G. verum L.). In seinem Unterlaufe treibt der Trattenbach zahlreiche Hammer- und Schleif¬ werke, welche der Messerfabrikation des gleichnamigen Industrialortes dienen. So sind wir, bachaufwärts wandernd, am Anfang des Trattenbachtales ange¬ kommen, wo der Trattenbach den vom Hochbuchberg kommenden Weyrmaierbach aufnimmt. Hier macht er ein scharfes Knie, indem er die west-stliche Richtung seines Unterlaufes verläßt und eine südliche Richtung einhält, so daß er nun die Grenze zwischen dem Schoberstein auf der linken oder östlichen Seite und dem Hochbuchberg auf der rechten oder westlichen Seite bildet. Zugleich wird sein Gefälle größer und er tost als echter Gebirgsbach über Felsblocke in einem engen Schluchtental herab. Indem wir in diesem Tale aufwärts schreiten, finden wir, daß sich seine Vege¬ tation aus Vertretern der Ufer-, Wald-, Fels- und Wiesenflora zusammengesetzt. Zwischen den Steinblöcken erheben sich Bäume (Fichte, Rotbuche, Grauerle, Esche, Bergahorn) und Sträucher (der Sauerdorn, der rote Hartriegel, der Seidelbast, der Trauben- und Zwerghollunder, die gemeine Heckenkirsche, der gemeine und der wollige Schneeball); häufig tritt die Alpenheckenrose (Rosa pendulina L.) auf, welche mit ihren zierlichen Blüten die steinige Sohle des Tales schmückt. Sie ist unbewehrt, also eine Rose ohne Stacheln! Gerade das Gegenteil gilt von einem anderen Gliede der Familie, der Brombeere, welche hier mit mehreren Arten (Rubus caesius L., R. hirtus Wk, R. bifrons est, R. apricus Wimm. und R. Clusii Borb.) vertreten ist und dichte Gebüsche bildet, deren Triebe sich weit über die Felsblocke hinziehen. Auch die Zwergstrauch, Stauden- und Kräuter-Vegetation ist gut vertreten und die Schattenpflanzen stellen dazu ein erkleckliches Kontingent. Vor allem fällt die Pestwurz (Petasites, albus Gärtn.) durch ihr massig entwickeltes Laubwerk auf, der Geißbart (Aruncus silvester Kostel.) durch seine großen, weißen Blütensträuße, die duftende Mondviole (Lunaria rediviva L.), die Einbeere (Paris qua¬ drifolia L.), der rundblättrige Steinbrech (Saifraga rotundifolia L.) durch den Schmelz seiner Blüten, der wollige Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus L.), die ährige Rapunzel (Phyteuma spicatum L.), der Berg-Günsel (Ajuga Genevensis L.), die gemeine, vielblütige und quirlblättrige Weißwurz (Polygonatum officinale All., P. multiflorum All. und verticillatum All.), das liebliche Schattenblümchen (Majanthemum bifolium DC.), die Goldnessel (Lamium luteum Krock.), die Bergflockenblume (Centaurea montana L.), die Braunwurz (Scrophularia nodosa L.), der dreischnittige, Berg- und gemeine Baldrian (Valeriana tripteris L., V. mon¬ tana L. und V. officinalis L.), die Waldstermiere (Stellaria nemorum L.), die Kukuks - Lichtnelke (Lychnis Flos Cuculi L)., das Berg-Weidenröschen (Epilobium montanum L.), die große Sterndolde (Astrantia maior L.), die neunblättrige und die zwiebeltragende Zahnwurz (Dentaria enneaphylla L. und D. bulbifera L.), der Storchschnabel (Geranium Robertianum L.), das Bergmaßliebchen (Aster Bellidiastrum Scop.), die Bachnelkenwurz (Geum rivale L.), der rauhaarige Kälberkropf (Chaerophyllum Cicutaria Vill.) bedeckt oft weithin die Ufer des Baches. Im fruchtbaren Boden zwischen den Felsblocken hat sich der Waldmeister (Asperula odorata L.) herdenweise angesiedelt, auf den anstehenden Felsen zieht das Frühlings-Heidekraut (Erica carnea L.) seine Girlanden, Sand - Gänsekresse (Arabis arenosa Scop.) und niedrige Glockenblume (Campanula pusilla Hnke.) bilden auf ihnen bunte Überzüge und die zarte Moosmiere (Moehringia muscosa L füllt alle Ritzen des Gesteins Auch die Turm- und rauhaarige Gänsegresse (Arabis glabra L. und A. hirsuta L.) wachsen auf den Felsen nicht selten. Im August fällt das liebliche Alpenveilchen (Cyclamen Europaeum L.) durch das tiefe Karmin seiner Blüten auf, welche zwischen den rundlichen, unten purpurn überlaufenen Blättern hervorleuchten. Das gemeine und das stattliche Knabenkraut (Orchis Morio L.
und O. speciosa Host.) prangen im Frühlinge in purpurrotem und hellrosigen Kleide. Von den Schlingpflanzen ist die gemeine Waldrebe (Clematis Vitalba L.) verbreitet, die sich mit ihren reizbaren Blattstielen im Gesträuch emporrankt und durch ihre weißen Blütensträuße die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Von den Süßgräsern bildet das Blaugras (Sesleria coerulea Host.) derbe, feste Horste auf den Felsen und von den Felswänden winken uns die Blütenrispen des Perlgrases (Melica nutans L.) freundlich zu. Allenthalben breiten sich die Rispengräser (Poa trivialis L., P. com¬ pressa L. und P. nemoralis L.) aus und schaukeln sich die Rispen des Riesen¬ schwingels (Festuca gigantea L.) und des Flattergrases (Milium effusum L.) auf hohen schwanken Halmen. Auch das stattliche Knäuelgras (Dactylis glomerata L.) und das Lieschgras (Phleum pratense L.) mit seinen Zylinderbürsten kann nicht übersehen werden. Überall macht sich auch das Reitgras (Calamagrostis varia Baumg.) mit seinen breiten Blättern und bunten Blütenrispen breit und das Haar¬ grass (Elymus Europaeus L.) tritt im Schatten allenthalben auf. Die Riedgräser: Carex digitata L., C. remota L., C. muricata L., C. silvatica Huds, und C. pendula Huds, sind häufig. Der Schatten des Schluchtentales, die feuchte Luft über den Ufern des Baches. der Stein- und Felsboden schaffen Lebensbedingungen für eine Anzahl von Farngewächsen, welche im Humus der Talsohle wuchern oder aus den Fugen und Klüften der Felsen herauswachsen. Diese Farne sind: Der Tüpfelfarn (Polypodium vul¬ gare L.), der Wurmarn (Aspidium Filix mas Sw.), der gelappte Schildfarn (Aspidium lobatum Sw.), die Hirschzunge (Scolopendrium vulgare Sm), der Streifenfarn (Asplenium Trichomanes L.), die Mauerraute (Asplenium Ruta muraria L.) und der Blasenfarn (Cystopteris fragilis Bernh.). Indem wir den Schreibachfall links liegen lassen und dem Laufe des Tratten bachs am Rande des Waldes folgen, gelangen wir zum Ursprung des Trattenbaches, der auf dem sogenannten Pfaffenboden, einer Einsattelung zwischen Schoberstein und Buchberg, liegt. Wir biegen jedoch schon früher links ab und folgen der Markierung welche uns in den Wald des Schobersteins und auf den Sattel der Mandelmais (1022 m) führt. Die Nordseite des Schobersteins ist, soweit sie nicht den Kultur- und Felsformationen angehört, mit Wald bedeckt. Der Ackerbau wird da, wo es die Bodenbeschaffenheit gestattet, bis 680 m betrieben. Dieser Wald ist ein Mischwald. In den unteren Lagen herrscht die Buche, in den oberen die Fichte vor; Tanne, Larche, Berghorn, Hainbuche und Mehlbeerbaum (Sorbus Aria Cr.) sind eingestreut ; es kommen auch reine Fichten- und Buchenbestände vor. Das Unterholz bilden: Sauerdorn (Berberis vulgaris L.), Raimweide (Ligustrum vulgare L.), Hartriegel (Cornus sanguineus L.), Heckenkirche (Lonicera Xylos¬ teum L.), Weißdorn (Crataegus Oryacantha L. und C. monogyna Jacq.), Hasel¬ strauch (Coryllus Avellana L.), Schneeball (Viburnum Opulus L. in den unteren Lagen, V. Lantana L. bis zum Rücken), Trauben- und Zwerg-Hollunder (Sambucus racemosa L. und S. Ebulus L.) Zitterpappel (Populus tremula L.), die Eibe (Taxus baccata L.), gemeiner und immergrüner Seidelbast (Daphne Mezereum L. und D. Laureola L.), Wegdom (Rhamnus cathartica L. und R. Frangula L.), Sahlweide (Salix Caprea L.), Wacholder (Juniperus communis L.) und die früher genannten Brombeeren nebst der Himbeere (Rubus Idaeus L.). Der lichte Hochwald gestattet zahlreichen Stauden eine Existenzmöglichkeit, daher ist der Niederwuchs gut ausgebildet; denselben bilden: Allium ursinum L., Cephalanthera alba Simk., Paris quadrifolia L, Mercurialis perennis L., Euphorbia amygdaloides L., E. dulcis Jacq., Anemone hepatica L., A. nemo¬ rosa L. und A. ranunculoides L., Ranunculus lanuginosus L., Helleborus niger L., Actae nigra L., Asarum europaeum L., Dentaria enneaphylla L., Epilobum montanum L., Circaea lutetiana I, Campanula persicifolia L. und
C. Trachelium L., Pyteuma spicatum L., Cerinte minor L., Cardamine tri¬ folia L., Viola silvestris Lam., V. Riviniana Rehb., V. mirabilis L., Veronica officinalis L., V. serpillifolia L., V. montana L., Melamporum silvaticum L., Asperula odorata L., Galium silvaticum L. und G. rotundifolium L., Salvia glutinosa L, Stachys germanica L. und St silvatica L., Melittis Melisso¬ phyllum L., an Gräben Menta longifolia L., Lysimachia nemorum L., L. vul¬ garis L. und L. punctata L., Astrantia maior L, Saniculus europaeus L., Pirola rotundifolia L. und P. uniflora L, Adenostyles glabra DC., Petasites albus Gärtner, Senecio Sarracenicus L., Solidago Virga aurea L., Lactuca muralis Fres., Prenantes purpurea L., Eupatorium cannabinum L. Origanum vulgare L, Hieracium silvatium L., H. vulgatum Fr., H. laevigatum Willd., H. silvestre Tausch, sabbaudum L., an Gräben Geum rivale L., Gentiana asclepiadea L, G. cruciata L, Luzula angustifolia Garcke und L. silvatica Gaud. Gräser: Poa nemoralis L., Festuca giganta L., Milium effusum L. Elymus europaeus L, Agrostis vulgaris Griessel, Brachypodium prinnatum Beauv., Calamagrostis varia Baumg. und C. Epigeios Roth; an feuchten Stellen: Molinia coerulea Mnch., Deschampsia caespitosa Beauv. Carex alba Scop., C. digitata L., C. remota L., C. muricata L., C. silvatica Huds., C. pendula Huds., C. pallescens L., C. panice L, C. flacca Schreb., C. bri¬ zoides L., C. lagopina L. Schmarotzer: Neottia Nidus avis Rich. und Montro¬ pa multiflora Fritsch. Moose, welche am Boden des Waldes wachsen und durch die Häufigkeit ihres Vorkommens für die Vegetation von Bedeutung sind: Polytrichum formosum Hdw., Dicranum scoparium Hdw. und D. undulatum Ehrh, Hylocomium trique¬ trum (L) Br. eur., H. splendens (L.) Br. eur, H. Schreber (Willd.) de Not., Hypnum molluscum Hdw., H. palustre v. subsphaericarpa (Schleich) Br. eur. H. incurvatum Schrad., H. cupressiforme L. und H. Sommerfeltii Myrin, Scleropodium purum (L.) Limpr., Eurhynchium striatum (Schreb.) Br. eur., Brachythecium glareosum Br. eur., B. populeum (Hdw.) Br. eur., B. ruta bulum (L.) Br. et Sch., B. velutinum Br. et Sch, Mnium rostratum Schrad., M. undulatum Adw., M. cuspidatum Hdw., Mnium serratum (Schrad.) Schwgr., Amblystegium serpens (L.) Br. eur., Rhynchostegium murale (Neck.) Br. et Sch., Anomodon attenuatus (Schreb.) Hübn, Pylaisia polyantha (Schreb. Br. eur., Homalia trichomanoides (Schreb.) Br. et Sch., Neckera complanata (L.) Br. et Sch., Encalypta contorta (Wulff.) Lindby, Catharinea undulata (L.) Rochl., Pogonatum aloides (Hdw.) P. B., Dicranella heteromalla (Hdw.) Schpr. Pterigynandrum filiforme IIdw., Didymodon rubellus Br. eur., Cylindrothecium concinnum (de Not.) Schpr., Homalothecium sericeum (L.) Br. et Sch. f. pulverulenta, Leucodon sciurioides (L.) Schwgr., Webera untans (Schreb.) Hedw., Fissidens herifolius (L.) Hedw., Ptilidium ciliare (L.) N. a. E. f. pulcherrima., Polytrichum commune L. Am Boden wachsende Lebermoose: Plagiochila asplenoides (L.) N. & M., Madotheca platyphylla (L.) N. a. E., M. laevigata (Schrad.) Dum. Flechten, welche häufig auf dem Waldboden wachsen: Cladonia pyxidata (L.) Fr., C. fimbriata Hoffm., C. deformis Hoffm., Peltigera canina Hoffm. und P. horizontalis Hoffm. Den Rücken des Schobersteins nehmen, soweit nicht der kahle Fels zutage tritt, teils Mischwald, teils Wiesen und Triften ein. Die Wiesen gehören der Formation der Bergwiesen an und haben eine durchschnittliche Höhenlage von 1150 m. Buchen, Mehlbeere (Sorbus Aria Cr.), Eberesche (Sorbus aucuparia L.), Alpen-Johannisbeere (Ribes alpina L.), schwarze und Alpenheckenkirche (Lonicera nigra L. und L. alpigena L.), Grünerle (Aluns viridis L.) und schwärzliche Weide (Salix nigricans Son.) bilden in denselben
stellenweise ein dichtes Buschwerk und zeigen uns an, daß wir uns an der Grenze der montanen und subalpinen Region befinden, was auch das aus den Ritzen der benachbarten Felsen sich erhebende Legführengestrupp bezeugt. Zur Zeit der Schnee¬ schmelze, welche hier oben anfangs Mai eintritt, erheben sich am Rande der winterlichen Schneemassen aus dem braunen Boden die leuchtend weißen oder violett angehauchten Blütentrichter des Frühlingssafrans (Crocus albiflorus Kit.); einzeln oder truppweise stehen sie da, die ersten Boten des Frühlings auf den Bergen. Zu ihnen gesellen sich die Alpenglöckchen (Soldanella alpina L.); sie läuten gleichsam den Frühling auf den Bergen ein. In den Mulden aber liegen die Schneemassen bis Mitte Mai, so daß sich erst um diese Zeit die Flora kräftiger entwickeln kann. Carex montana L. überzieht nun mit ihren feinblättrigen, hellgrünen Horsten die Wiesen, C verna Vill. ist eingestreut, an feuchten Stellen kommen C. Davalliana Sm., C. panica I. und C. flacca Schreb. vor, am Rande der Gebüsche bedeckt C. alba Scop. den Boden. Die blaue Sesterie zieht sich von den benachbarten Felsen und Triften herein und das Ruchgras (Anthoranthum odoratum L) mischt sich unter die Frühblüher. Die Alpenanemone (Anemone alpina L.) erregt durch ihre großen Glockenblüten unsere Aufmerksamkeit, auch A. narcissiflora L. macht sich durch ihre Blütendolden bemerkbar, Primula clatior L. streut ihr Gelb über die Wiese aus, Orchis speciosa hebt auf kräftigen Stengeln ihre rosaroten Blütenähren in die Luft, auch O. Morio L. ist verbreitet; später werden sie von O. maculata L., O. ustulata L., O. globosa, Coeloglossum viride Hartm., Platanthera bifolia Rehb., Anacamptis pyramidalis Rich., Gymnadenia conopea R. Br., G. odo¬ ratissima Rich. und Spirantes spiralis C. Koch abgelöst. Ranunculus aconiti¬ folius L. macht sich durch seinen sparrigen Wuchs breit, Senecio crispatus DG Polygala amara L., P. vulgaris L., Anthyllis vulneraria L. und Gentiana verna L, Galium Cruciata Scop. sind häufig. Auf feuchten, tiefgründigen Stellen findet man Matthiolis Alpenglöckchen (Cortusa Matthioli L.) und die aromatische Bärwurz (Meum Mutellina Gärtn.). Mitte Juli steht die Bergwiese in ihrem vollen Blütenschmucke da. Es blühen: Trifolium montanum L., T. medium L., Lotus corniculatus L., Medicago lupulina L., Lathyrus prantensis L., Vicia sepium L., Veronica Chamaedrys L., V. officinalis L, Alectorolophus maior Rehb, A. minor Wimm. et Grab, A. hirsutus All, Listera ovata L., Stellaria gramina II, Campanula patula II, C. glomerata L., Veratrum album L., Galium asperum Schreb., G. Mollugo L., G. verum L., Thalictrum aquilegi¬ folium L., Carum Carvi L., Pimpinella saxifraga L. und P. magua L., Laserpitium latifolium L., Aquilegia vulgaris L., Stachys officinalis Trev., Hypericum tetrapterum L., Linum catarthicum L., L. viscosum L., Knautia arvensis Coult, K. dipsacifolia Schitz, Tragopogon orientalis L., Senecio Jacobaea L., S. abrotanifolius L., Crepis succisifolia Tausch., C. praemonsa Tausch, C. aurea Cass, Willemetia stipitata Cass. auf feuchten Stellen, Hypo¬ choris maculata L. und H. radicata I., Hieracium aurantiacum L., Arnica montana L., Phyteuma orbiculare L., Lychnis flos Cuculi L., Dianthus Carthusianorum L., Antennaria dioica Gärtn. auf trockenen Stellen. Euphrasia Rostkoviana Hayne, Gentiana Sturmiana Kern, G. ciliata L., Luzula augustifolia Garcke; Gräser: Briza media L, Cynosurus cristatus L., Trisetum flavescons Gaudin, Poa alpina L., Avenastrum Parlatorii Beck, Phleum alpinum L. Moose: Hylocomium squarrossum (L.) Br. eur., H. triquetrum (L.) Br. eur., H. rugosum (Erhr.) de Not., H. splendens (L.) Br. eur., H. Schreberi (Willd.) de Not., Ceratodon purpureus (L.) Brid. Thuidium abietinum Br. eur. Eurynchium striatum Schimp., Polytrichum formosum Hdw., Scleropodium purum (L.) Limpr., Racomitrium canescens Brid., Bryum argenteum L., Brachythecium rivulare L., Camptothecium nitens Schimp.
10 Die Formation der Bergtrift. Da in derselben das Blaugras entschieden vorwaltet, könnte man sie auch als Blaugrasheide bezeichnen. Festuca ovina L., F. rubra L., Phleum Michelii All, Melica uniflora Retz, Sieglingia decum¬ bens Bernh., Koeleria cristata L., Deschampsia caespitosa Beauv., Carex sempervirens Vill, C. ornithopoda Willd. sind Charaktergräser. Andere Charakterpflanzen sind: Chamaebuxus alpestris Spach, Polygala amara L., Anthericum ramosum L., Allium senescens L., Satureja Azinos Scheele., S. alpina Scheele., Euphorbia Cyparissias L., Carduus defloratus L., Plantago lanceolata L., P. media L., Silene nutans L., Dianthus Carthusianorum L., Heliosperma¬ alpestre Reichenbach, Veronica serpillifolia L., Ranunculus montanus Willd., Aconitum rostratum Bernh., A. Vulparia Rehb., Erigeron acer L, Campanula rotundifolia L., C. Scheuchzeri Vill., Fragaria collina Ehrh, Buphthalmum salicifolium L, Sanquisorba minor Scop., Agrimonia Eupatoria L., Galium asperum Schreb., G. Austriacum Jacq., G. lucidum All., Centaurea mon¬ tana L., Lilium martagon L., Potentilla erecta Hampe, Gymnadenia albida Rich., G. odoratissima Rich., Bupleurum longifolium L., Astragalus glycy¬ phyllos L., Cirsium Erisithales Scop., C. eriophorum Scop., Teucrium Cha¬ madrys L., Brunella grandiflora L., Cynanchum Vincetoxicum R Br. Gentiana cruciata L., G. asclepiadea L., Verbascum nigrum L., Pedicularis verticillata L., Euphrasia picta Wimm., E. stricta Host., E. Salisburgensis Funk., Vaccinium Vitis idaea L. Sehr verbreitet sind die Flechten: Cladonia rangiferina Hoffm., C. digitata Hoffm. und Cetraria islandica Ach, sowie der Farn: Botrychium Lunaria Sw. Die Flora der Felsenheide setzt sich zusammen aus: Hieracium villosiceps Näg. et Pet., Erysimum silvestre Cr., Rubus saxatilis L., Campanula pusilla Anker, Potentilla Clusiana Jacq., P. caulescens L., Athamanta Cretensis I Möhringia muscosa L., Achille Clavenae L., Androsace lactea L, Gentiana vulgaris Neilr., Hippocrepis comosa L., Leontodon incanus Schrk., Thesium alpinum L., Arabis arenosa Scop, Silene venosa Aschers., S. nutans L., Thymus Chamedrys Fr., Salvia verticillata L., Heliosperma alpestre A. Br, Erica carnea L., Rosa pendulina L, Galium Austriacum Jacq., G. lucidum All, Festuca glauca Lam., Melica ciliata L. Farne: Cystopteris fragilis Bernh., Asplenium viride Huds., A. Ruta muraria L. In den Runsen der steilen Nordwände kommt nicht selten der zierliche, weißblühende und rosaangehauchte, verwilderte Schatten-Steinbrech (Sarifraga umb¬ rosa L.) vor. Am Rücken kommen auch einige sumpfige Stellen mit kleinen Tümpeln vor. Diese Sumpfvegetation setzt sich zusammen aus: Sphagnum acutifolium Ehr., S. cuspidatum Ehrh., S. cymbifolium Ehrh., Aulacomnium palustre Schwer, Hypnum palustre Huds., Eriophorum polystachtum L., Nardus stricta L., Cirsium palustre Scop., Valeriana dioica L., Potentilla erecta Hampe., Crepis paludosa L., Arnica montana L., Luzula angustifolia (arcke, Anthoranthum odoratum L., Briza media L. Die Rund- und Fernsicht, welche man am Schoberstein genießt, ist eine schöne und weitreichende. Nicht nur die nahen Züge der Voralpen übersieht man, sondern auch die Kämme, Grate und Spitzen des Kalkhochgebirges tauchen im Hintergrunde auf. Auf Veranlassung der Sektion Steyr des D. und O. Alpenvereines hat Herr Maler J. Ditsch in Steyr das hübsche Panorama vom Schoberstein aufgenommen und gezeichnet. Im Osten liegt der Oetscher (1892 m) und Dürrenstein (1877 m), rechts davon im Vordergrunde der Schneeberg von Reichraming (1243 m), dahinter der Zug des Dürrensteigs mit dem Almkogl (1512 m) und der Bodenwies (1540 m), im Hintergrunde der Hochschwab, rechts davon liegen die Spitzen des Ennstaler Zuges: Tamischbachturm (2034 m), Lugauer (2205 m), Zinöl (2190 m), Kleiner
11 Buchstein (1994 m), Großer Buchstein (2224 m) und Hochtor (2372 m; rechts davon sieht man die Haller Mauern. Im Süden liegt das Sengsengebirge mit dem Hohen Nock (1961 m) und dem Hochsengs (1836 m), im Südwesten das Tote Gebirge mit dem Prielstock (2514 m), im Vordergrunde erheben sich die Krems¬ mauer (1599 m) und die Falkenauer (1430 m) und im Westen die Spitze des Traunsteins. Der Hohe Buchberg (1272 m). Wenn man von dem schon erwähnten Pfaffenboden nach rechts oder Norden abzweigt, so gelangt man auf den Hochbuchberg. Der Pfaffenboden, auf welchem der Trattenbach entspringt, liegt etwas höher als die früher genannte Schobersteinterrasse und ist wie diese aus Kössener Schichten und Lias-Fleckenmergeln aufgebaut. Diesen ist der gleichmäßig geböschte, pyramidenförmige Gipfel des Hochbuchberges aufgesetzt, welcher als das westliche Ende eines von Westen nach Osten streichenden Rückens erscheint. Er besteht aus Hauptdolomit, der in 1 bis 1 m mächtigen Schichten abgelagert ist. Nach Westen fällt er steil — unter einem Winkel von 40° — zur Steyr ab, nach Osten allmählich zum Tale des Trattenbaches. Diesem nach Osten sich abdachenden Rücken ist ein Zug steiler Felsmauern aufgesetzt, welche aus Vilser Kalken aufgebaut erscheinen. Im Norden ist das Krückenbrett vorgelagert. Die Vegetationsverhältnisse sind denen des Schobersteins sehr ähnlich. Wenn wir den erwähnten Weg einhalten und vom Pfaffenboden (800 m) oder der Südseite aus die Spitze besteigen, so durchschreiten wir zuerst den Mischwald, in welchem die Buchen vorwalten und gelangen dann auf eine echte Sesleria-Heide, auf welcher im Sesleria-Rasen nur eine kleine Zahl untergeordnet auftretender Stauden und Gräser eingestreut vorkommen, nämlich: Laserpitium latifolium L., Bupleurum longi¬ folium L., Satureja alpina Scheele, Phyteuma orbiculare L, Hypochoeris maculata L., Carduus defloratus L., Cirsium Erisithales Scop., Teucrium Chamaedrys L., Gymnadenia odoratissima Rich., Orchis globosa L., Galium Mollugo L., G. Cruciata L, G. Austriacum acq., Centaurea montana L., Hieracium vulgatum Fr., Melica nutans L., M. uniflora Retz, Koeleria cris¬ tata L., Calamagrestis varia Baumg. Der Gipfel ist mit Buchenwald bewachsen. Wenn man von der Spitze nach Norden absteigt, gelangt man zum sogenannten Sulzboden, einer muldenförmigen Vertiefung im Niveau des Pfaffenbodens, mit welchem er auch den gleichen geologischen Aufbau besitzt. Hier breiten sich nach Westen und Osten hin schöne Bergwiesen aus, welche, bei ähnlicher floristischer Zusammensetzung wie die des Schobersteins, drei Florenelemente mehr aufweisen, die als Charakterpflanzen dieser Wiesen auftreten, nämlich: Trollius Europaeus L., Lilium bulbiferum L. und Nigritella augustifolia Richard. Wenn wir den Weg, der über den Sulzboden führt, nach Osten verfolgen, so gelangen wir, die aus Vilser Kalken aufgebauten Felswände zur rechten liegen lassend, in das Trattenbachtal. Die Beisteinmauer (617 m). Wenn wir den Rücken des Schobersteins verlassen und den Rückweg antreten, so gelangen wir durch den die Nordflanke bedeckenden Wald zur SchobersteinTerrasse und zum Klausrieglergute und dann weiter an der Beisteinmauer vorbei in das Trattenbachtal. Die Beisteinmauer ist ebenso wie die Pfaffenmauer aus Vilser Kalken aufgebaut. Die Pflanzenformationen und die sie zusammensetzenden floristischen Elemente sind denen des Schobersteins sehr ähnlich. Nur ist zu bemerken, daß die sanftgeböschte Südseite drei Pflanzenarten von südlichem Gepräge ausweist, welche schon Kerner in
12 seinen „Studien über die Flora der Dilnoialzeit in den östlichen Alpen“ (Wien 1888) erwähnt. Diese sind: 1. Der Buchsbaum (Buxus sempervirens L. f. arborea) in 3—4 m hohen Exemplaren, 2. der Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius L.) und 3. der schon genannte Schatten-Steinbrech (Saifraga umbrosa L.), welche Kerner seiner aquilonaren Flora zuzählt. Weiter kommt hier der Eibenbaum in einer großen Zahl von Bäumen vor, welche 4—5 m hoch sind und am Boden einen Durchmesser von 30 cm erreichen. Die Grosse Dirn (1157 m). Sie stellt einen Gebirgsstock vor; diesen wollen wir von Losenstein oder von Osten her, indem wir der blauen Markierung folgen, besteigen. Wir sehen hier den Wettersteinkalk als eine nach Südosten geneigte Antiklinale und eine über Hauptdolomit und licht- und braunrote Jurakalke (Vilser- und Tithon-Kalke) gelagerte Überschiebung ausgebildet. Den Sockel bildet überall der Hauptdolomit. Der Wetter¬ steinkalk, welcher der Mitteltrias angehört, ist ein lichter, weißlich grauer, Diploporen führender Kalk, der sich zum Brennen sehr gut eignet. Nach Norden fällt der Gebirgsstock steil — unter einem Winkel von 70—800 —zum Hintsteinersattel ab, welcher aus Neokom- und Gosau-Schichten und Kreideflysch aufgebaut ist. Der nördlich davon gelegene Hintstein sowie der am rechten Ennsufer gelegene Schloßberg von Losenstein sind aus Vilserkalken aufgebaut über den Hintsteinersattel (750 m wollen wir zum Wendbach nach Westen hin absteigen. Dieser begrenzt den Stock der Dirn im Westen und grenzt ihn vom Schoberstein ab. Auch die Vegetation der Großen Dirn ist der des Schobersteins sehr ähnlich. Am Fuße liegen die Gehöfte mit Kulturland, dann folgt an den Flanken der Mischwald, der von Weideland unterbrochen wird, der Rücken wird von Wiesen und Triften eingenommen. Auf der Nordwand findet sich als vorgeschobener Posten in einer Höhe von 850 m eine Ansiedelung von Alpenrosen, die von Ausflüglern sehr ausgebeutet wird. Der Schieferstein (1181 m). Der Zug des Schiefersteins wird vom Dirnstock, dessen östliche Fortsetzung er bidet, durch das tief eingeschnittene Durchbruchstal der Enns getrennt. Im Osten erstreckt er sich bis zum Pechgraben, im Norden wird er vom Stiedelsbachgraben und einem zwischen Schieferstein und Krestenberg liegenden Sattel begrenzt, im Süden dacht er sich zur Enns ab, welche bei Reichraming ein Knie bildet, indem sie hier aus einer westlichen in eine nordwestliche Richtung umbiegt. Wenn wir den Schieferstein von Reichraming oder von Süden her besteigen, können wir seinen geologischen Aufbau beobachten. Gleich ob halb der Brücke am Arzberg stehen blaugraue, außen gelb anwitternde Kalke und dünnschieferige bläuliche Mergel, die Opponitzer Kalke, an, welche das Hangende des sich auskeilenden Wettersteines bilden. Darüber folgt der Hauptdolomit, der zwischen den Bauernhäusern Brenn und Deißler gut aufgeschlossen erscheint. Darauf folgen die Hierlatzkalke, welche dem Lias angehören. Es sind dies rötliche, manchmal weiß geaderte Kalke, welche in ihren Schichten steil aufgerichtet, auch saiger gestellt erscheinen, so daß sie einen schmalen, manchmal nur 1 m breiten Grad bilden. Sie erscheinen sehr zerklüftet; die Klüfte mögen weit in die Tiefe reichen, da man hineingeworfene Steine durch ihr Aufschlagen lange fallen hört. Deshalb ist auch der Schieferstein wie die meisten Kalkberge wasserarm. Wie sehr „der Zahn der Zeit“ an den Hierlatzkalken genagt hat, kann man aus einigen Pfeilern und pilzartigen Stöcken, welche an der Einmündungsstelle des Losensteiner Weges stehen, ermessen; denn sie wurden durch die Verwitterung aus dem Gestein herausmodelliert, während die übrige Masse der Denudation erlegen ist. Auch der in der Sage berühmte Steinerne Jäger, ein lotrecht
13 - nach Norden abstürzender und teilweise überhängender Felsblock, welchen Herr Prof. Goldbacher in seinem Gedichte „Dá stoand Jag“ verherrlicht hat, ist aus Hierlatzkalken aufgebaut. Die Steilheit der Wände und die scharfe Gratbildung verleihen dem Schiefersteine den Charakter eines Hochgebirges. Die Vegetations-Verhältnisse. Der Südhang ist am Fuße, soweit es die Böschung zuläßt, mit Kulturen bedeckt. Wo stufenförmige Absätze vorkommen, die den Ackerbau noch ermöglichen, sind kleine Gehöfte entstanden, die bis 800 m reichen. Bis zu dieser Höhe gedeihen auf der Südseite alle Feldfrüchte und Obstarten. Über der Kulturregion liegen auf dieser Seite Weiden und Triften. Die Flora gleicht in den unteren Teilen des Hanges der früher beschriebenen. Nur kommen hier in der Weiden- und Trift-Formation zwei Pflanzenarten vor, welche dort fehlen, nämlich: Orchis pallens L. und Ophrys myodes L.; die erste durch ihre Farbe und ihren Duft, die letztere durch ihre Gestalt auffallend. Der Kirschbaum reicht auf der Südseite bis 900 m, Weißbuche, Berghorn, Haselstrauch, Weißdorn, Berberitze und wolliger Schneeball bis 1000 m hinauf. Über der Formation der Weiden und Triften folgt die Fels- und Geröllformation, welche hier sehr schön ausgebildet ist, weshalb ich diese etwas eingehender beschreiben will. Die Arten dieser Formation sind mit xerophytischen Merkmalen ausgestattet und in ökologischer Beziehung diesem trockenen Standorte gut angepaßt. Durch ihre großen und schön gefärbten Blüten schmücken sie sehr die Felsen. Die Formation setzt sich zusammen aus: Sesteria coerulea Host., Festuca glauca Lam., F. rubra L., Koeleria cristata L, Melica ciliata L., Anthoranthum odo¬ ratum L, Calamagrostis varia Baumg., Euphorbia Cyparissias L., Hippo¬ crepis comosa L., Sedum album L, S. maximum L., Erica carnea L, Aster alpinus L., A Bellidiastrum Scop, Erysimum silvere Cr., Thesium alpi¬ num L., Gypsophila repens L., Globularia cordifolia L., Heliosperma alpestre Al. Braun., Saxifraga Aizoon Jacq., Teucrium montanum L., T. Camoe¬ drys L., Satureja Acinos Scheele, S. alpina Scheele, Hieracium villosiceps Näg. et Pet., H. Schmidtii Tausch, H. Pilosella L., Cirsium eriophorum Scop., Thymus Chamaedrys Fr., Digitalis ambigua Murr., Galium Austriacum Jacq., G. anisophyllum Vill, Potentilla Clusiana Jacq, P. caulescens L., Achillea Clavenae L., Rosa pendulina L, Silene nutans L., S. venosa Aschers.. Rubus saxatilis L., Arabis arenosa Scop., A. alpina L., Artemisia Absinthium L., Athamanta Cretensis L., Physalis Alkekengi L., Cynanchum Vincetoricum R. Br., Lithospermum officinale L., Cynoglossum officinale L.; Erigeron acer L., Androsace lactea L, Anthericum ramosum L., Buphthalmum salicifolium L, Dianthus Carthusianorum L., Helianthemum glabrum Koch., Verbascum thapsiforme Schrad., Stachys Germanica L., Echium vulgare L., Campanula rotundifolia L. C. Scheuchzeri Vill., C. pusilla Inke., Helleboros niger L. An schattigen Stellen gegenüber dem Steinernen Jäger: Ranunculus alpestris L. und R. montanus Willd., Valeriana tripteris L. und V. montana L.; auf dem Steinernen Jäger und dem gegenüberliegenden Felsblock: Draba aizoides L., Saxi¬ fraga Burseriana L. und Valeriana saxatilis L. Aus den mit Erde und Moder erfüllten Klüften der Felsen wachsen Sorbus Aria Cr. und Lonicera alpigena L. hervor. Die Anpassung der genannten Felserophyten an die trockenen StandortsVerhältnisse bestehen in einer erleichterten Wasseraufnahme und einer entsprechenden Regulierung der Transpiration in der kritischen trockenen Zeit. Fast alle haben gut ausgebildete Wurzeln; die einen tiefgehende Pfahlwurzeln, um den Wasservorrat der Spalten auszunützen, die anderen ein reich verästeltes Wurzelwerk, um das in geringer Menge im Boden vorhandene Wasser, das infolge der Bedeckung des Erdreiches mit Steinen besser zurückgehalten wird, aufzusaugen.
14 Schutzmittel gegen zu starke Transpiration sind: 1. Oberflächen-Verkleinerung der transpirierenden Organe durch Ausbildung kleiner, selbst borstenartiger Blattspreiten: Anthericum ram., Erica car., Euphorbia Cyp., Gypsophila re, The¬ sium al., Lithospermum off, Cynoglossum off., Teucrium Ch, Thymus Ch., Galium Aus- und anis, Campanula Sch., Satureia Ac. und alp., Festuca gl. und rub. 2. Ein trockenes Haarkleid: Sorbus Ar, Artemisia Ab., Cirsium erio, Achille Cl., Viburnum Lantana L., Verbascum thaps., Teucrium mon, Arabis alp., Hieracium villo. und Pilo. 3. Derbe, dicke Cuticula: Helleborus nig. 4. Faltung der Blätter in der Längsrichtung: Sesleria coe., Festuca gl. u. rub. 5. Einrollung der Blätter: Erica ca., Thymus Ch., Silene nu., Anthoranthum od. 6. Ausbildung von Blattrosetten, welche dem Boden anliegen und ihn feucht erhalten: Androsac la., Campanula rot., Verbascum thap, Digitalis amb., Draba aiz., Arabis ar., Aster Bell., Hieracium Pil. u. Schm. 7 Ausbildung eines wasserspeichernden Blattgewebes (Saftpflanzen oder Succulenten): Sedum al. u. max. 8. Erhaltung der älteren Blätter und Blatteste, z. B. bei den Tunica-Gräsern, deren unteren Blatteile nach dem Absterben der oberen noch erhalten bleiben und durch ihre Kapillarität wasserspeichernd wirken: Sesteria coe. 9. Bildung von ätherischen Olen, welche leicht verdunsten; dabei kommt es zu einer Temperaturherabsetzung und damit auch zu einer Verminderung der Transpiration: Satureia az. u. alp., Thymus Ch., Athamanta Cr. 10. Ausscheidung von kohlensaurem Kalk, welcher bei manchen Saxifragen in Form von Schüppchen die wasserausscheidenden Grübchen bedeckt: Saifraga Aiz. Moose der Felsformation: Tortula muralis (L.) Hdw., Barbula unquicu¬ lata (Huds.) Hedw., Orthothecium rufescens (Dicks.) Br. Sch. und G, Gym¬ nostomum calcareum Bry. germ., G. rupestre Schleich, Rhynchostegrum murale Br. Sch. und G., Anomodon attenuatus (Schreb) Hüben, Plagiopus Oederi Limpr, Weisia viridula (L.) Hdw., Encalipta contorta Lindb., E. vulgaris Hoffm,, Homalothecium sericeum Br. et Sch., H. Philippeanum Br. et. Sch, Brachythecium salebrosum (L.) Br. eur., B. glareosum Br. eur., Amblystegium serpens (L.) Br. eur., Grimmia orbicularis Bruch., G. pulvinata Smith, Distichium capillaceum (S.) Br. eur, Orthotrichum anomalum Hedw., Tortella tortuosa Limpr., Racomitrium lanuginosum Brid., Thamnium alopecurum Br. et Sch. Flechten: Placodium elegans DC., Physcia caesia Fr., Acarospora glancocarpa Kbr. Verrucaria fusca Krmph., Thelidium galbanum Kbr. Lecidia geniophila Schaer, Rhizocarpon calcareum Th. Fr., Rh. geographicum DC., Rh. petraeum Khr, Thalloidema Tonianum Mass., Th. candidum Mass., Psora testacea Hoffm., P. lurida DC., Biatora incrustans Mass., B. rupestris Mass., Hymenelia coerulea Mass, Rhinodina Bischofti Mass., Collolechia caesia Mass. Der Rückweg nach Losenstein führt uns auf der Nordseite durch Mischwald, welcher auf dieser Seite bis an den Kamm heranreicht. Bis zu einer Höhe von 650 m reichen die Bergwiesen und erst am Fuße breiten sich auf der Nordseite die Kulturformationen mit den menschlichen Siedelungen aus. In geologischer Beziehung ist der Stiedelsbachgraben deshalb interessant, weil hier die Kreideschichten ausgebildet sind, nämlich die Unterkreide oder das Neokom mit hellen, Aptychus Didayi Coq. führenden Aptychenkalken im Liegenden und grauen Mergelschiefern mit Sandsteinbänken im Hangenden. Dieser Neokomzug streicht über den Krestenbergsattel in den Pechgraben. Die Oberkreide ist in Form der Gosauschichten als graue Mergel mit nur kleiner Gosaufauna ausgebildet. Geologisch sehr interessant ist der den Schieferstein im Osten abschließende Pechgraben an der Grenze der Flyschzone. Der geologische Aufbau desselben ist folgender: Im Liegenden sind Grestener Schichten mit groben Arkosen, schwarz-
15 grauen und ockergelben, braun verwitternden Sandsteinen und schwarzgrauen Schiefer¬ tonen mit Landpflanzenabdrücken und Kohlenflötzen ausgebildet, welche dieselben als Strandbildung und fernahe Absätze erkennen lassen. Darüber folgen grünlichgraue, rostig verwitternde Liasflecken- und Neokom-Mergel, hierauf graue Gosaumergel und Sandsteine mit zahlreichen Petrefakten. Im Norden grenzen diese Schichten an den Flysch und werden von demselben teilweise auch bedeckt. Die Grenze zwischen Flysch- und Kalkzone zieht sich von der Steyr her durch die Forstau in den Bäckengraben, Paukengraben, dann über die Kämme des Platten-, Schaden- und Glasenberges gegen Neustift, Großau und Waidhofen. Der Fuß jener Kette besteht aus Neokommergeln, während die mittleren Abhänge aus dünnplattigen, dunklen Sandsteinen und Mergelschiefern der Inoceramenschichten gebildet werden und die Kammhöhe aus dickbankigen, gelben Greiffensteiner Sandsteinen zusammengesetzt wird. Während die Grenze des Flysches gegen die Kalkalpen in der Regel durch steile Schichtstellung, Überkippung oder anderweitige Störungen bezeichnet wird, sehen wir ihn hier dem älteren Gebirge ruhig aufgelagert. Mitten aus Grestener Schichten und Neokommergel erhebt sich in der Weitung des Pechgrabens, vom östlichen Ufer des Baches sanft ansteigend, ein etwa 150 m langer und gegen 40 m hoher, größtenteils mit Wald bedeckter Hügel, der aus Granit zusammengesetzt ist und an seiner Oberfläche in zahlreiche Blöcke zerklüftet erscheint, wie man es auch bei den Granitbergen des Böhmerwaldes nicht selten beobachten kann. Der größte von diesen Blöcken, etwa 25 m hoch, trägt auf seiner Vorderseite in Riesenlettern die Inschrift: „Dem Andenken an Leopold von Buch geweiht nach dem Beschlüsse am 20. September 1856 in der 32. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien unter Mitwirkung zahlreicher Freunde der Naturwissenschaften in Deutschland, Belgien, Frankreich, England und Italien“. Dieser Granit ist ein grobköniger Biotitgranit mit großen Feldspatkristallen. Auch Porphyr-Granit mit großen, roten Feldspatkristallen findet man im Pechgraben. Man hielt diese Granitblöcke für erratisch; allein schon Fr. v. Hochstetter hat im Jahre 1869 (in Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt v. Fr. Toula, Wien 1905) die Ansicht ausgesprochen, daß der oberflächlich in Blockmassen zerfallende Granit des Buchdenkmals einer anstehenden, aus den Grestener Schichten aufragenden Granitkuppe angehört, wie gegenwärtig allgemein angenommen wird. G. Geyer nimmt daher diese im Pechgraben aus dem Liasuntergrunde aufragende Granitkuppe als einen Teil einer vom böhmischen Massiv ausstrahlenden, in meridionaler Richtung sich erstreckenden Untergrundrippe an, welche schon bei der Ablagerung der mesozoischen Sedimente für das Streichen der Uferbildungen maßgebend wurde und in den späteren Faltungsphasen stets wieder als stauendes Hindernis wirkte, so daß auch die weiter nach innen gelegenen Ketten und Falten im Gebiete eine nach Süden gerichtete Umbiegung in ihrem west-stlichen Streichen erfuhren. Der Schneeberg bei Reichraming. Auch der dem Schieferstein am linken Ufer der Enns gegenüberliegende Schnee¬ berg wird von Steyr aus nicht selten von Touristen besucht. Wenn man dem Wege von Reichraming längs des Reichramingbaches nach Süden folgt, dann nach rechts auf den Schneeberg (1243 m) abzweigt und über die Kalbsau und den Mösersattel nach Losenstein zurückkehrt, so kann man schöne Beobachtungen über den geologischen Aufbau dieses Berges machen. Mächtige Massen von Diluvialschotter hat der Bach abgelagert, auch Moränenreste findet man auf seinem rechten Ufer, welche nach Geyer von einem Seitenarm des Ennsgletschers herrühren, der den Sattel der Mooshöhe (849 m) zwischen Laussa und Weißwasser überschritten haben mochte. Graue Gosaumergel und Sandsteine lagern am rechten Ufer, am linken auch Neokommergel und Hauptdolomit, welcher den Sockel des Schneeberges aufbaut. Über den Haupt-
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