39. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1909

55 Da faßte auch der Lehrkörper der k. k. Staatsrealschule in Steyr, eingedenk seiner vornehmen Aufgabe, die ihm anvertrauten Schüler nicht nur wissenschaftlich zu belehren, sondern ihr Herz auch zu edler Gesittung und warmer Vaterlandsliebe zu erziehen, den Beschluß, znr bleibenden Erinnerung an das .Jubelfest unseres geliebten Kaisers aus den Spenden edler Gönner der Sehülerlade einen Betrag von 6B(X) K zur Fundierung einer Kaiser Franz Josef-Regiernngsjubiläuma-Stiftung zu verwenden. Die Interessen aus dieser Stiftung werden jährlich an fünf Schüler der fünf obersten Klassen, welche begabt und fleißig sind, denen es aber unter den drückenden Verhältnissen unserer Zeit oit schwer wird, in den Studien ausznharren und sich die dringendsten Be ­ dürfnisse zu verschaffen, verteilt werden. Die Verteilung dieser Stipondienbeträgo wird stets am 2. Dezember zur Erinnerung an das Jubelfest unseres geliebten Kaisers erfolgen, um mit beizutragen, die Liebe zu unserem Vaterlande und seinem angestammten Herrscher ­ haus in den Herzen dankbarer Schüler immer wach zu erhalten und von neuem zu festigen. Hierauf verteilte der Direktor nach dem Beschlusse der Konferenz vom 16. No ­ vember 1908 diese Stipendienbeträge an folgende fünf Schüler: 1. Zierer Franz in der III. Klasse; 2. Lackner Richard in der IV. Klasse; 3. Klein Franz in der V. Klasse; 4. Frisch Franz in der VI. Klasse und 5. Smykal Josef in der VII. Klasse. Nach der Verteilung der Stipendien fuhr der Direktor weiter fort : Hochgeehrte Kollegen! Meine lieben Schüler! Das Jubelfest Seiner Majestät unseres allergnädigsten Kaisers bleibt in der Geschichte unseres teuren Vaterlandes unvergessen; cs wird aber auch, dessen bin ich gewiß, un ­ vergessen bleiben in unseren dankbaren Herzen als ein Denkstein für die heiligen Pflichten, die wir gegen Kaiser und Vaterland zu erfüllen haben, und ich gebe nur einem in Ihrer Brust sich mächtig regenden Gefühle unmittelbar Ausdruck, wenn ich unsere ehrfurchts ­ vollen Glück- und Segenswünsche für den gottbegnadeten, erhabenen Jubilar ausklingen lasse in den von patriotischer Begeisterung getragenen Ruf: Seine Majestät unser allergnädigster Kaiser und Herr und das gesamte allerhöchste Herrscherhaus, Sie leben alle Hoch! Hoch! Hoch! Nach dem brausenden Hoch auf den Kaiser ertönte die Volkshymno, mit welcher die Feier, die den Anwesenden unvergeßlich bleiben wird, einen würdigen Abschluß fand. Am 2. Dezember starb nach kurzem Krankenlager der hochwürdigste Herr Bischof von Linz, Exzellenz Franz Maria Doppelbauer. Der Direktor, der Lehrkörper und die Schüler der Anstalt nahmen an dem am 9. Dezember in der Vorstadtpfarrkircbe stattgefundenen Trauergottesdienste teil. Die zweite Z e n s u r k o n fe r e n z fand am 21. Dezember statt. — Die W e i h- naebtsferien dauerten vom 23. Dezember 1908 bis 3. Jänner 1909. Dor o.-ö. Landesausscbuli verlieb dem Schüler der V. Klasse Josef Brandtner und dem Schüler der VI. Klasse Alois Gammer je ein Kaiser- J ubiläums- Stipendium von 200 K jährlich (o.-ö. L.-A. vom 11. Jänner 1909, Z. 30.034 und 30.303). Die Klassifikations- und Schlußkonferenzen für das 1. Semester fanden am 8. und 11. Februar statt. Die Zeugnisverteilung erfolgte am 13. Februar und die Semesterferien dauerten vom 14. bis 16. Februar. Das H. Semester begann am 17. Februar. Mit Ah. Entschließung vom 10. Februar 1909 wurde der Scktionsehef Josef Ritter von Kan^ra unter Verleihung des Kommandeurkreuzes des St. Stephans- Ordens von der Leitung des Ministeriums für Kultus und Unterricht enthoben und Se. Exzellenz der Geheime Rat Karl Graf von Stürgkh zum Minister für Kultus und Unterricht ernannt. Ende Jänner 1909 trat Professor Anton Do losch al in den zeitlichen Ruhestand. Da jedoch die erledigte Lehrstelle nicht zur Besetzung kam, versah Professor Doleschal ausbilfssweise den Dienst bis zum Schlüsse des Schuljahres (Min.-Erl. v. 7. Dez. 1908, Z. 47.677, und vom 3. März 1909, Z. 5790; L.-S.-R-.E. v. 19. Dez. 1908, Z. 7351, und vom 18. März 1909, Z. 1369). Da der Herr Minister für Kultus und Unterricht gestattete, daß Professor Theodor Hartwig aus Gesundheitsrücksichten ausnahmsweise noch bis zum Schlüsse

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