39. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1909

14 Für die anobligaten praktischen Übungen im chemischen Laboratorium bestanden heuer beide Kurse mit je zwei wöchentlichen Unterrichtsstunden. Organisiert war dieser Unterricht nach der Ministerial-Verordnung vom 19. Juli 1894, Z. 1352, mit Wegfall des im letzten Absatz des Punktes 5 angeführten Übongsstoffes für den I. Kurs. Der unobligate Unterricht in der Stenographie wurde nach Gabclsbergers System in zwei Abteilungen mit je zwei wöchentlichen Unterrichtsstunden nach dem mit der Ministerial-Verordnung vom 17. Juli 1873, Z. 4972, festgesetzten Lehrplan erteilt. Der unobligate Gesangsunterricht fand zufolge Genehmigung des k. k. Mini ­ steriums für Kultus und Unterricht vom 21. Oktober 1904, Z. 35.548 (L.-Sch.-R.- Erlaß vom 4. November 1904, Z. 4973), in drei Abteilungen mit je zwei wöchent ­ lichen Unterrichtsstunden statt. Der Anfangerkurs war aus Schülern der I., der Knabenchor aus Schülern der II., III. und IV. Klasse und der Männerchor aus Schülern der Oberklassen gebildet. Der Knabenchor war im II. Semester mit Genehmigung des k. k. Ministeriums f. K. u. ü. vom 21. Jänner 1909, Z. 42.661 ex 1908, in zwei Parallelabteilungeu zerlegt. Neuer Nonnallehrplan der Realschulen. Verordnung des Ministers für Kultus und Unterricht vom 8. April 1909, Z. 14.741. Reiiglonslehre. 1. bis VII. Klasse, wöchentlich je 2 Stunden. Lehr siel und Klassenziele werden von den kirchlichen Oberbehörden (für die Israeliten von den Vorständen der Kultusgemeinden) bestimmt und durch die Landesschul* behörde den Realschulen vorgezeichnet. Deutsche Sprache als Unterrichtssprache. Unterstufe. Lehrziel: Gründliche Übung in richtigem Sprechen, Lesen und Schreiben, Kenntnis des hiezu Notwendigen aus der Sprachlehre; Einführung in anschauliches Erfassen und Genießen poetischer und in klares Verständnis prosaischer Stücke. 1. Klasse, wöchentlich 4 Stunden: Sprachlehre: Einführung in die richtige Lautbildnng; Wiederholung und Auffrischung des bei der Aufnahmsprüfung geforderten grammatischen Wissens sowie Erweiterung desselben nach Maßgabe der Bedürfnisse des fremdsprachlichen Unterrichtes. — Lesen (mindestens 2 Stunden wöchentlich): Richtiges, deutliches Lesen (die ganze Klasse muß den vorlesenden Schnier bloß hörend — nicht mit ­ lesend — verstehen können) leicht verständlicher kleiner erzählender Gedichte, von Märchen, Sagen, Fabeln und Erzählungen. Die Erklärung hat nur so viel zn geben, als zu anschaulichem, frischem Erfassen unbedingt notwendig ist. Freie Wiedergabe und Be ­ sprechung des Gelesenen zur Übung im mündlichen Gebrauche der Unterrichts- spräche. Diesen Sprechübungen, einer Hauptaufgabe des Unterrichtes in der I. und II. Klasse, hat auch Nacherzählen von Vorerzähltem oder Gelesenem sowie gelegentliches Erzählen von Erlebtem zu dienen. Hiebei ist die natürliche, dem Alter des Schülers ent ­ sprechende Ausdrucksweise auch in ihrer mundartlichen Färbung anfangs zu schonen und erst allmählich in die Bahnen der Schriftsprache überzuleiten. — ‘ Auswendiglernen und Vortragen von nicht allzu umfangreichen Gedichten, ausnahmsweise auch kleineren Prosa- stücken. — Schriftliche Arbeiten: Kurze Schulübungen im Nacherzälden und Er ­ zählen nach Bedarf und nach Ermessen des Lehrers. Im Semester etwa 6 Schul- und 3 Hausarbeiten geringeren Umfangs: Nacherzählungen und Erzählungen mit planmäßiger Steigerung der Schwierigkeit. Die schriftlichen Arbeiten dienen zugleich der Recht- Schreibung, für die besondere Diktate nicht zn geben sind. Wiederholung und Anwendung orthographischer Regeln bei der Besprechung der Arbeiten. II. Klasse, wöchentlich 4 Stunden: Sprachlehre: Wiederholung und Erweiterung des bereits erworbenen grammatischen Wissens nach Maßgabe der Bedürfnisse des fremdsprachlichen Unterrichtes. Lesen (mindestens 2 Stunden wöchentlich): Ausdehnung des Lesestoffes auf Darstellungen geschichtlichen oder natnr- nnd erdkundlichen Inhaltes und auf etwas umfangreichere Gedichte. Sprechübungen, Auswendiglernen und Vortragen wie in I. — Schriftliche Arbeiten: Sonst wie in I. nur treten zu Erzählungen noch Umbildungen, leichte Zusammenfassungen und erste Versuche in Beschreibungen.

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