39. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1909

— 9 einströmen, weiche inwendig mit feuerfestem Material ausgekleidet sind. Dabei wird die Geschwindigkeit der Gase soweit verringert, dall die Oxydation vollendet werden kann. Nicht geringerer Fleiß und Scharfsinn wie bei der Konstruktion der Ofeiianlage wurde beim Ausbau des Absorptions-Apparates aufgewendet. Die zuletzt gebaute Absorptionsanlage besteht aus zwei Reihen steinerner Türme mit einem Inhalt von 2X2X10 Wi 8 ; jede Reihe zerfällt wieder in zwei Granittürme und zwei Sandstein ­ türme, welche mit Quarz gefüllt sind. Ueber die Beschickung rieselt H2O, beziehungs ­ weise die gebildete Säure, welche nun in einem fünften mit Ziegelstückcn gefüllten Turm gelangt, wo sich als Absorptionsmittel Kalkmilch befindet. Die Absorption erfolgt nach dem sogenannten Gegenstromprinzip in der Weise, daß im ersten Turm stets die stärkste Säure ist, während im vierten die schwächste sich bildet. Die Säure kreist solange in den Türmen, bis sie im ersten Turm eine Konzentration von 50 % erlangt hat Die Absorptionsanlage ist derart konstruiert, daß oberhalb eines jeden Turmes sich ein Säurebehälter und unterhalb ein Montejus befindet, ans welchem die Säure mittels Luftdruck nach oben gepreßt und neuerdings dem Turm zugeführt wird. Eine eigene Vorrichtung an den Tünnen sorgt für möglichst gleichförmige Berieselung. Von großem Interesse ist es nun, festzustellen, in welcher Weise die Umsetzung des gebildeten Stickstoffdioxyds mit Wasser erfolgt und welche Produkte nach der Absorption schließlich resultieren. Die Reaktionen sind sehr wahrscheinlich folgende : 1. 2 N O2 -|-H2O = HNOs-f-HNO2 und 2. 3 HNO 2 = HNO i -+-2 NO4-H2O Nach 1 bildet sich neben Salpetersäure salpetrige Säure, die sich nach 2 in Salpetersäure und Stickoxyd zersetzt. Im ersten Turin findet sich die konzentrierteste und von salpetriger Säure nahezu freie Salpetersäure vor. Das Stickoxyd wandert von Turm zu Turm, oxydiert sieh zu Stickstoffdioxyd, das nach der Gleichung 1 mit Wasser in Salpetersäure und salpetrige Säure zerfällt. Die Menge der salpetrigen Säure nimmt also in jedem folgenden Turme zu, bis schließlich die im letzten Turm vorhandene Kalkmilch mit der salpetrigen Säure nahezu reines Kalziuuniitrit bildet. In sehr scharfsinniger Weise verfahren nun Birkeland und Eyde, um das Produkt des Kalkmilchturmes, ein Gemisch von Kalziumnitrit mit wenig Nitrat, in letzteres überzuführen. Sie erhitzen das Gemenge in eigenen Gefäßen, wodurch folgende Reaktion eintritt: Ca (NO«>4-2 HNOs = Ca (N 0>)2-p H2 0 -j-N 0 -p N O2 Es bildet sich also neben Kalziumnitrat ein Gemisch nitroser Gase, welches entweder für sich weiter verarbeitet oder dem Absorptionsystcni zugeführt werden kann. Durch Einleiten in Natronlauge kann inan die Gase direkt auf Nalriumnitrit ver ­ arbeiten. Die Lösung des entstandenen Kalziumnitrats wird zum Schluß mit der noch aus den Türmen kommenden Säure in Granitkufen gefüllt und mit reinem Kalkstein abgesättigt, bis schließlich neutrales Kalziumnitrat erhalten wird. Schließlich wird die Lösung bis zu einer Konzentration von 75 — 80% mittels des aus der Hitze der Öfen erzeugten Dampfes eingekocht und die Masse noch heiß in eiserne Blech- trommeln gefüllt, welche gut verschlossen in den Handel kommen. Wirtschaftliches. Die wichtigste Frage, die Grundbedingung für die Entwicklung der neuen Industrie, ist die Rentabilität und es erscheint mir von Wichtigkeit, auch einiires über die wirtschaftliche Seite des Unternehmens zu sagen.

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