36. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1906
So llßt sich au• dem Gosagt.eu mit Leichtigkeit • rkennen, daß Halm ein Viel- mstrittener ist, wie alle, deren großer Bühnenerfolg mit dem wahren Wert ihrer lichlongen in keinem rechten VerhAltnis zu steh•n scheint. Seine VorAchter wollen 1 ibm nur don spielerischen 'fbeatraliker ,eben, wi• etwa heute Folda und Sudermann ind, seine AnliAnger aber soeben ihn namenUich durch den Hi nw•i• aur sein• wabrhafl ·IAnzende Sprache und Szenenrührung ,.u retten. Die Wahrheit liegt, wie so oft schon, auch hier in d,•r Mitte. Halm g•bort icht so den gani GroOon der deutschen Literatur und daß er gef•i•rt wurde, wibrend :laist nrlRcht wurde, Grillpaner lange nach Anerkennung ringen mußte unrl Hebbels iefgründige Dichterkraft uoeh beute keinen Boden gefonden bat, ist wohl eine un,er- eibliche Sünde des deutschen Volkes gewe•en. Aber andererseits bat er doch eine :eihe von Werken geseball'en, die tiefüres Verständnis für die Bühne bekunden, er at ein paar Gestalten gebildet, die hoch über den Durchschnitt hinausragen; er hatte die Absichten und versank nie in Roheit und Gemoinheit, und so kann man das rrteil über Halm in die Worte z.nsn.mmenfassen: Er war kein KAmpr~r, aber wie s~in leid TbumelikW! ein konstreicber und von dem Werte seiner Kunst überzeugter hrlicber Fechter. m.. Anastasius Grün (1806-1876). Ein K~mpfer in des Wortes bester Bedeutung war der Dritte der drei Österreicher, eren hundertsten Geburtstag wir heuer föstlich begangen haben: Anastasius Grün. Vie von Stifter, kann man auch von Anastssius Grün sagen, daß die Henon aller ,öher schlagen, die sieb in die Pracht seiner Gedanken versenken. U11d doch ist er ,ieder ein gan1. anderer als Stifter. Da finden wir kein liebevolles Sichversenken in ,ie Satur, kei n sinnendes TrAumen, da ist alles Kraft und Zoknnftsdrang. Stifters Veit ist der Wald und die Heide, Halms Welt die Bretter der Schaubühne, Anastasiu• lrüns Welt ist dieses gante Zeitslter, d88 er in Schutt sinken !Aßt, um es neu iu rbanen. Anastasios Grün gehörte einem uralten Ad•lsgeschlecbte an, das ursprünglich "18 Schwaben stammte, sieb dann in Krain niederli eß ond hier eine segensreiche, für lsterreicb bocbbedeutsame Tätigkeit entfaltete. So war auch A ntou Maria Grar loersperg ,·on Jugend aur ein tüchtiger, durchaus klar blickender Mensch. Am .!. April 1806 in Laibach geboren, erhielt er die erste Eriiehung im Vaterbaoso, m Schlosse Tom am Hart ; im 7. Jahre seines Lebens kam er an d88 Theresianom n Wien, von da an die Ingenieurakademie und endlich an die UniversitAten Grai ind Wien. Da eine ausführliche Lebensbeschreibung Auorspergs derzeit noch nicht ·orliegt, so ist vieles ans seiner Jugendzeit dunkel. Er arbeitete schon damals au lrilssers .Philomelo" und der "Tbeateneitong•, ond verbrachte dabei mehrore Jahre eils auf Reisen, teils aur seinem Krainer Stammgut; sowohl im Krainer Landtag als ,ueb später im steiermArkischen spielte er eine hervorragende Rolle ond stsnd in den /erfassongskämvren immer möglichst links; in den llläritagen des J ahres 1848 ging •r nach Wien und überbrachte am 16. Mari des Jahres den Graiern die Yerlassung. Es war ganz selbstverstlodlicb, daß dieser Mann, der so lebhaften Anteil an len tl ll'enUiehen Verhältnissen nahm, wie seit Walter von dor Vogelweide kein deutscher lichter, auch an der Ordoong der großdeutschen Verhältnisse teilnahm, und so wurde •r auch im April des Jahres 1848 in das deutsche Vorparlament und in die deutsche fationalversammlong gewählt. Die deutsche Nationalversammlung, die dem Deu tschen Reiche, zu dem damals 1oeh die deutschen Kronllnder Österreichs geMrten. dio ,rste Verfassung gehen sollte, rnr wohl eines der fesselndsten Schauspiel" Jeotschcr Geschichte. Abg,,,ehen \'Oll
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