33. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1903

9 Schulmeister überwälzte. Auch sonst scheint Küttner früher noch vom Pfarrer unterstützt worden zu sein. „Was dann dem Khitner“, sagt Brunner, „die Jartäg, weil das laidig Babstumb (sic) hie noch in seinen würden gestanden, teglich in die Kuchen getragen hat, gib ich einem Jeden seinem eigenen judicio nach zu bedenckhen“. Mit Verwunderung hören wir, daß sowohl Küttner als Brunner Weingärten zu¬ gewiesen waren; Küttner soll mit dem Erträgnisse derselben und mit anderem, „was er zu hauses notturft nit bedurfft, unter den raisen an ander ort“ einen schwung¬ haften Handel betrieben haben. Im übrigen scheint Brunner auf manche ihm zukommende Einnahme freiwillig verzichtet zu haben. So betont er unter anderem mehrmals, daß er weder Holzgeld noch Quatembergeld), welches sonst allgemein von den Knaben dem Schulmeister gezahlt werde, verlangt habe. Doch nennt er als Einnahmen die Erträgnisse der sogenannten Rekordationen zu Martini und zu Weihnachten. Wahrscheinlich sangen und sammelten da die Knaben von Haus zu Haus und der Erlös gehörte dem Schulmeister und dessen Kollegen. Brunner beklagt sich auch hier über geringe „Milde der Steyrer Bürger; habe doch der Bürgermeister Furtmoser selbst zu Martini „nit mehr als zehen pfennig, natalis Christi aber einen groschen mitgetailet“. Alles zusammen hätten ihm die beiden Rekordationen nicht mehr als zwanzig Gulden getragen, während ein ehrsamer Rat die zu erwartende Summe auf je 24, zusammen 48 Gulden veranschlagt hätte. Eine gewiß nicht unbedeutende Einnahmsquelle für den Schulmeister bot das Halten von „Privat- und Kostknaben, auf welche Brunner nach seiner eigenen Aussage viel Mühe und Arbeit verwendet hat. Doch beklagt er sich, daß das Geld, welches er hiefür gewonnen, zugleich mit seiner Besoldung für seine und der Kollegen Erhaltung hindurchgeloffen, und ihm kein Pfennig übriggeblieben sei. Daher auch sein inständiges Bitten, der Rat wolle die Besoldung der Kollegen in seine eigene Hand nehmen und ihn von dieser Last befreien. War er ja doch förm¬ lich gezwungen, sich der armen fremden Schüler anzunehmen. Stets habe er aus eigenem guten Willen diese Armen in seiner „khuchen“ verpflegt, ohne von der suppen die faisten herabzunemen, wie der Khitner seliger ist beschuldigt worden“. Unter solchen Umständen ist es nicht zu verwundern, daß Brunner in Schulden geriet. In einem Schreiben, welches er kurz vor seinem Tode an den Bürgermeister Sebastian Pisching gerichtet hat, bittet er dringend um ein Darlehen, um seine Gläubiger befriedigen zu können. „Wollte solches“, schreibt er, „waiß Gott, hundert¬ mal lieber umbgehen, wo nicht die unvermeidliche not auff mir lege und ich auch schon verdientes gelts habhafft werden möchte“. Unter letzterem versteht er Schuldforderungen, die er an einen Herrn Dietman von Losenstein, an einen Herrn Bernfues und an einen Dr. Trainer zu stellen hat. Wieso der Mann bei seinem kärglichen Einkommen sich noch zum Geldborgen verstehen konnte, ist freilich schwer verständlich. Elend genug mag es auch um die Kollegen bestellt gewesen sein. Schon die Unterkunft im Schulhause ließ viel zu wünschen übrig. So stellt Brunner am 8. Ok¬ tober 1567 dem Rate vor, daß die Unterkunft des „jetzigen Bassisten“, also wahr¬ scheinlich eines Gehilfen beim Gesang unterrichte, ganz unzulänglich sei. Diesem sei seine Wohnung im Schulgebäude unter der Erde angewiesen, „welches Zimmer, als dem Wasser zu nahen gelegen, gar schwerlich zu erheitzen: so erfordert die noth, das man von laden einen boden lege, welche uncosten ohn ersparung des Brennholtz leichtlich widerumben mag erstattet werden.“ Trotz der traurigen materiellen Lage, in der Brunner sich befand, hat er doch eine gewisse Frische des Geistes nicht verloren. Dies zeigt seine lebhafte Korrespondenz *) Wohl das Schulgeld.

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