33. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1903

16 Ihr lieben Freundt GOtt Euch behielt, Von Euch ich Urlaub nimm hiemit Und du mein Steyr behiett dich Gott, Gegn dich Gott, rett dich aus Nott.1) Im Jahre 1600 wurden dann die protestantischen deutschen Schulen abgeschafft; es mußten jetzt auch die deutschen Schulmeister Christoph Ulmann und Basilius Thierfelder Steyr verlassen. Ihre Stellen wurden durch Katholiken besetzt. 2) Zwar kamen noch einmal bessere Zeiten für die Protestanten in Österreich, als nämlich der Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias den Ständen alle Macht in die Hände gab. Am 31. August 1608 wurde zur Überraschung und Freude der prote¬ stantischen Bürger in der Dominikanerkirche wieder der lutherische Gottesdienst eingeführt, bald kamen Prediger und die Lateinschule erstand wieder. Der neue Rektor Agydius Weixelberger stammte aus Regensburg, der Konrektor M. Jakob Tydeus wurde von der protestantischen Stadtschule in Horn nach Steyr berufen. Im Archiv ist noch die Reiserechnung für Tydeus und dessen Familie erhalten. Sie fuhren auf einem Schiffe der Eisenkompanie von Krems bis Mauthausen sechs Tage lang; der Weg von da bis Steyr wurde in einer „Gutsch“ zurückgelegt. Kantor war Georg Taubenrakh aus Eferding. Bald stand das Gymnasium derart in Blüte, daß es mit dem landständischen Gymnasium in Linz wetteifern konnte. 5) Von den Schicksalen dieser wiedererstandenen Lateinschule, ebenso von denen der Deutschen Schulen wissen wir bis nun recht wenig; ebenso ist es fraglich, wann sie ihr Ende gefunden haben. Allem Anscheine nach dürfte dies 1624 geschehen sein, als in Oberösterreich, welches damals an Maximilian von Bayern verpfändet war, die Gegenreformation neuerdings aufgenommen wurde. Am 30. August und am 4. Oktober 1624 wurden Erlässe öffentlich bekannt gemacht, nach welchen alle protestantischen Prediger und Lehrer das Land zu verlassen hatten. Am 9. Oktober kam dann die sogenannte Reformationskommission nach Steyr, an deren Spitze der bayrische Landeshauptmann Graf Herberstorf stand. Bürgermeister war damals Joachim Händl und Stadtrichter der später im Bauernkrieg so berühmt gewordene Wolf Madleder. Wahrscheinlich hat die Kommission die Aufhebung des Gymnasiums, an dem die Bürger mit der größten Hartnäckigkeit fest¬ hielten, erzwungen; denn am 10. November wurde die Dominikanerkirche und wahr¬ scheinlich auch das dazugehörige Klostergebäude, welches so lange als Schulhaus gedient hatte, dem Dominikanerorden wieder übergeben. Während des Bauernkrieges, der den Wohlstand der Stadt aufs tiefste erschüt¬ terte, und weiterhin bis zum Jahre 1632 besaß Steyr keine Mittelschule. Am 4. November dieses Jahres eröffneten die Jesuiten, die im Jahre vorher nach Steyr gekommen waren, ein Gymnasium, welches anfänglich nur zwei Schüler zählte. Nach und nach stieg aber die Schülerzahl über 200, so daß an die Erbauung eines eigenen neuen Schulhauses gedacht werden mußte. Die Jesuiten kauften daher zwei dem Kollegium gegenüberliegende Häuser, ließen dieselben abreißen und eine neue Schule bauen, welche 1681 eröffnet wurde.1) Die allgemeine Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 bereitete dieser Anstalt ein jähes Ende, sehr zum Leidwesen der Steyrer Bürger, welche sich dann fast neunzig Jahre vergeblich um eine Mittelschule bewarben. Es wäre sehr wünschenswert, über das Jesuitengymnasium etwas Näheres zu erfahren, doch fehlen leider alle urkundlichen Nachrichten, da die Jesuiten keinerlei Akten zurückgelassen haben. Preuenhuber, S. 326/27. Preuenhuber, S. 327. 3) Preuenhuber, S. 336. 4) Pritz, S. 303.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2