33. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1903

14 gar schrecklich wurf mit grossen Knall daß sich erhub ein groß Getön im gantzen Waldt solt ihr verstehn, noch schadt es nit den Vögeln klein, so drunter hatten gnüstet ein. ich glaub fürwahr das sicherlich, aus GOttes Schickung sunderlich, so gwesen sey, daß durch sein Gnad gantz vätterlich beschützet hat, daß keinem nichts auch nicht ein Haar gekrümmt ist aus der Schuler Schaar: sonst wären ihrer ein grosser Hauff bey sechzig Seelen geflogen auff, so in der Schul wohnten all, übereylt vom bösen Fall, als nun erschollen das Geschrey, daß die Schul umbgfallen sey da war ein Schrecken überall von diesem unversehnen Fall. Zusammen kam der ganze Rath zu sehen diese traurig That, daneben sie befürchten sehr, daß etwan einer oder mehr der Schuler wären da verdorben und jämmerlich im Wasser gestorben ..... Hier bricht in Preuenhubers Überlieferung die Reimerei ab. Erst am 21. November 1575 konnte der Rat die neuaufgebaute Schule wieder der Benützung übergeben. Dies geschah mit großer Feierlichkeit im Beisein des Rektors Mauritius, seiner Kollegen und zahlreicher Studierender. Der Rektor hielt seine „Schöne oration“ und es wurde der Tag der Wiedereröffnung der Schule als Festund Gedächtnistag fortan gefeiert. In der Wertschätzung der Bürger scheint die Lateinschule damals hochgestanden zu haben. Die Inschriften auf den Grabdenkmälern der hervorragenden Bürgerfamilien jener Zeit sind ausschließlich in lateinischer Sprache, meist in Form von Hexametern oder Distichen abgefaßt. Auch der 1569 neuangelegte Friedhof nächst dem Tabor und das 1573 nach der großen Überschwemmung wiederaufgerichtete Neutor tragen lateinische Aufschriften. Freilich, gar rein und fließend sind diese Verse meist nicht, insbesondere wenn sie die in jener Zeit so beliebten Chronostichen in sich aufnehmen mußten. Wolf Händl und Hans Adam Pfefferl, die miteinander verschwägert waren und beide das Bürgermeisteramt bekleidet hatten, schenkten einander silberne Pokale, welche lateinische Inschriften trugen. Es ist bezeichnend für die auch in Bürgerkreisen herrschende Sucht, die Namen zu latinisieren, daß die beiden in den an die Vergäng¬ lichkeit des irdischen Genusses mahnenden Inschriften einander als „Gallus“ und „Pipero anreden. Im Jahre 1576 starb zu Regensburg Kaiser Maximilian II. und mit ihm ver¬ loren die Protestanten in Österreich ihren mächtigsten Gönner. Sein Sohn, Kaiser Rudolf II., war ihnen viel weniger gnädig gesinnt und nahm insbesondere an ihrem selbstbewußten Wesen Anstoß. Bald begann sich die Regierung des neuen Herrscher¬ um die Angelegenheiten der Stadt Steyr in auffallender Weise zu bekümmern. Die Steyrer hatten mit großen Kosten durch den damals hochberühmten Baumeister und Ingenieur Hans Gasteiger aus Tirol die Enns von Hieflau an bis zur Mündung für die Schiffahrt herrichten lassen und dadurch ihren Eisenhandel sehr gefördert. Im Jahre 1583 mußten auf kaiserlichen Befehl sich alle Eisenhändler zu Steyr zur sogenannten Kompanie oder Eisengesellschaft vereinigen, trotz des Widerstrebens und Unwillens einzelner Kaufleute, die um ihre verlorene Selbständigkeit trauerten. 1) Preuenhuber, S. 315.

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