33. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1903

11 Jugend über 40 Jahre schon im Lesen, Schreiben und „daneben in dem heiligen Gebet Vater unser, den 12 Artikeln unseres christlichen Glaubens, in den zehn Geboten und dem Inhalt des Catechismi“. Zweimal der in Woche muß der Katechismus gelernt werden und die Evangelien „auff alle Feyrtag Daraufhin erhielt Perger vom Rate die beruhigende Versicherung, er werde bei seiner „gewohnten Doctrin und Information der Schüler“ unangefochten bleiben. Doch es sollte anders kommen. Es liegen uns im Stadtarchiv zwei Klageschreiben vor, in welchen Perger und sein Schwager Kolman Leschenprand, „Erbförster an der Forsthub ob der Enns, sich beim Rate über die ungebührliche Behandlung beschweren, die ersterer von Schreyer und Lampel erfahren mußte. Diese beiden hätten ihn mit stolzen harten worten, gleichsam herrschender und gebiet und weiß angetast, fürnemblich Schreyer, dessen ich mich gegen In als meinen gewesenen discipl nit versehen“. Sie hätten stürmisch von ihm verlangt, daß er Sprüche, welche sie „auf ein zedl“ verzeichnet hatten, die Kinder auswendig lernen lassen und dann dieselben zu den kommenden Osterfeiertagen in der Spitalkirche zur Prüfung stellen solle. Auch hätten sie geäußert, daß er die Jugend künftig „auff Ir Condition“, nicht nach seiner „alten Doctrin informieren müsse. Infolge der Aufregung sei Perger sehr krank geworden. Leschenprands Frau habe dann Schreyer in seiner Wohnung aufgesucht, um ihm „freundtlicher weiß Vorstellungen zu machen; aber dieser habe „alda mit harten worten an sy gesetzt und ausdrücklich gesagt, er habe macht und gwalt, solichs mit Ime zu schaffen“. Die geschilderten Ereignisse fallen in den April 1571; es müssen also die Verhandlungen über die Durchführung der neuen Schulordnung ziemlich lange gedauert haben. Zur gleichen Zeit reichte auch der deutsche Schulhalter Christoph Fraidler eine dringende Bittschrift an den Rat ein. Herr Wasilius (der Prediger Basilius Kammerhofer) habe mitgeteilt, „daß er nach Öster den Catechismum im Closter widerumben zu halten vorhabens seye. Dagegen müsse er Einsprache erheben, da es ihm, der sich schon das 35. Jahr trotz „alters und leibsschwachheit mit der strengen Jugent nit wenig abgearbeit und müde gemacht, zu beschwerlich falle, die Kinder dorthin zu führen. Seiner Meinung nach sei es genug, daß die Kinder „alle Mittwochen und Freytag den Catechismum in der schuel recitiern und auffsagen“ und daß sie angehalten werden, alle Sonntage beim Examen in der Klosterkirche wie bisher zu erscheinen. Die Eltern sollen selbst die Kinder dorthin begleiten, denn er selbst könne es nicht leisten und einen Gehilfen könne er sich auch nicht halten, da gegenwärtig die Teuerung zu arg sei. „Zudem so habe ich Jetzo, schreibt er, „in der hochen Teurung wenig schulkinder, darzue den merern thaill nur armer leut kinder, die kaumb ain proth zu kauffen haben und mich jetzo in der schweren zeit (geschweige was sy mir hievor noch schuldig sein) gar nit zu bezahlen haben noch vernügen“. Zu dieser Schilderung stimmt, was Preuenhuber zum Jahre 1570 berichtet. Er sagt: „Es ist eine solche Hungers-Noth gewest, daß die Leuthe Kleyen gemahlen und darunter Sägspähne gebachen.“ Im März 1567 wurde auf Betreiben Kammerhofers für die Deutsche Schule der berühmte Rechenmeister Kaspar Thierfelder gewonnen, von dem uns mehrere Schreiben im Archiv erhalten sind. Sie sind sämtlich mit der größten Sorgfalt und so rein geschrieben, daß sie wie gedruckt aussehen. Thierfelder kam aus Freiberg in Sachsen, wo er infolge der Sterbensläufte, wie er selbst sagt, so viele Schüler verloren hatte, daß er seinen Unterhalt nicht mehr finden konnte. 14 Jahre schon war er im Schuldienst tätig gewesen, seit 8 Jahren unterstützt von seiner Frau, welche die „Maidlein“ unterrichtete. Er bittet deshalb, ihm zwei Stuben anzuweisen, um Knaben und Mädchen gesondert beschäftigen zu können. Auch verlangt er neben seiner Besoldung noch freie Wohnung und Beholzung. Dafür erbietet er sich, die Jugend im Lesen, Schreiben, Arithmetik und Geometrie zu unterweisen.

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