33. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1903

10 mit ehemaligen Wittenberger Hochschulfreunden und mit Studenten und Magistern der dortigen Universität. Mehrere solcher Wittenberger Briefe sind noch erhalten; sie sind alle in lateinischer Sprache abgefaßt, oft mit dazwischen eingeschobenen griechischen Worten oder Sätzen. Im Oktober 1571 war Brunner zu Tode krank. Im Archiv findet sich noch ein Brief des Schulmeisters Aler aus Ybbs, der in einem Schreiben, datiert vom 29. Ok¬ tober, von dem Kranken rührenden Abschied nimmt. „Mein lieber Bruder Thoma“ so beginnt das Schreiben, „dein krankheit schmertzt mich fürwar hoch, bin gleich a mortuis diese täg auch aufferstanden, on menschen gedanckhen, allein durch die hilff deß Almechtig barmherzigen Gott, der schickhe es mit dir nach seinem gött¬ lichen gefallen!“ Dieser Brief erreichte aber seine Bestimmung nicht mehr, denn am 28. Oktober war Brunner gestorben. Es wurde ihm eine lateinische Inschrift gesetzt, welche folgendermaßen lautete: Hic Thomas sepultus est Pegaeus, optimus virtuteque insignis vir et in omnibus sapiens. Qui in artibus honestis tenerorum mentes formavit puerorum Et divinum feliciter ipsos docuit sermonem. Instrumentum velut utile egregia dona Dei Elaborans plantavit scholam. Scientiaeque bonae magno ipsas plantas fonte Irrigans crescere fecit feliciter. Sicque ex paucis ut servus lucratus est fidelis cum foenore reddens multa talenta Deo. Apud quem modo ingressus est in gaudium et laetatur ipse In schola coelesti eum filio Dei aeterno.) Wenden wir uns nun der sogenannten „Teutschen“ Schule zu! Zu Anfang des Jahres 1567 gab die lutherische Kirchenleitung zu Steyr mit Genehmigung des Rates eine neue Kirchen- und Schulordnung heraus. In kirchlicher Hinsicht wurde empfohlen, den früher gebräuchlichen Kirchenornat beim Gottesdienste wieder einzuführen, „daß die Jugend und der gemeine Mann durch solche Zeremonien in der Zucht erhalten und zu fleißiger Besuchung, größerer Reverenz und öfteren Gebrauch des heiligen Abendmahls erwecket werde.“2) Es wurde ferner eine neue Ordnung für die „Kinder-Lehr“ aufgestellt, die in der Schulkirche, der heutigen Dominikanerkirche, abgehalten werden sollte. Unterschrieben war diese Ordnung von dem Pfarrer Wolfgang Prenner und den Predigern Basilius Kammerhofer, Johann Mülwalder, Magister Johannes Schreyer und Wolfgang Lampel. Letztere beiden werden als „subministri“ bezeichnet. Diese neue Kirchen- und Schulordnung scheint den Anstoß zu einer Umwälzung n der Deutschen Schule gegeben zu haben. Die beiden „subministri“, Schreyer und Lampel, gingen, wie es scheint, in ihrem Eifer zu scharf vor. Schreyer war der Sohn eines Steyrer Tischlers und hatte mehrere Jahre mittels eines Stadtstipendiums zu Wittenberg studiert. Es wird ihm nachgerühmt, er sei ein tüchtiger Prediger gewesen, habe es verstanden, seine Rede wohl zu disponieren und „denen widerparten das maull zu stopfen“.) Schreyer und Lampel haben offenbar dem alten „teutschen Schulhalter“ Wolfgang Perger, der damals schon mehr als 40 Jahre in Steyr die Jugend unterrichtete, mit ihren Forderungen hart zugesetzt. Zunächst bittet nämlich Perger in einer mit zitternder Hand geschriebenen Supplikation, Bürgermeister und Rat möchten ihn in Ansehung seines hohen Alters bei seiner „bisherigen Doctrin und Unterweisung“ lassen. Er unterrichte die hiesige 1) Original im Stadtarchiv. Preuenhuber S. 285. Im Archiv findet sich auch eine griechische Fassung. 2) Preuenhuber, S. 281. 3) Daniel Moller an den Rat. Stadtarchiv.

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