30. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1900

gemessenen Säuremenge nur 956 cm der Lage. Man muss jetzt auf je 956 cm der Lange noch 44 cm, d. i. 100 — 956, destilliertes Wasser zusetzen, um die Lauge normal zu machen. Mit Hilfe der - Oxalsäure und der Kalilange kann man nach Bedarf die verschiedensten Normalflüssigkeiten anfertigen. Bei den Sättigungsmethoden tritt infolge der Aufeinanderwirkung der Regentien der Sättigungspunkt nie irgendwie charakteristisch hervor. Es ist demnach die Anwendung von Indicatoren nothwendig. Als solche werden zumeist gebraucht: Lackmustinktur, Phenolphtalein und Methylorange. (Lackmus ist der in einigen Flechten vorkommende Farbstoff, der in saurer Lösung roth, in alkalischer blau erscheint. Phenolphtalein und Methylorange sind künstliche Farbstoffe, von denen der erstere in saurer Lösung farblos, in alkalischer roth, der letztere in saurer Lösung roth, in alkalischer dagegen gelb ist. Die Anwendbarkeit dieser Indicatoren ist keine allgemeine, sondern wird dadurch beschränkt, dass dieselben mit manchen Stoffen störende Nebenprocesse eingehen. So ist Phenolphtalein bei Gegenwart von Ammoniak, Methylorange bei der von Oxalsäure nicht anwendbar.) 1. Bestimmung von freier Säure. Soll der Gehalt einer Flüssigkeit an freier Säure bestimmt werden, so misst man eine beliebige Menge der Flüssigkeit genau ab, bringt den Indicator hinzu und setzt so lange Normallange hinzu, bis der Indicator neutrale oder schwach basische Reaction anzeigt. Angenommen, es wären 30 cm der Säureprobe zur Verarbeitung gelangt, und es wären 16 cm Normallauge (gleichgiltig ob Kali-, Natron- oder Bartlange) zur Neutralisation nothwendig gewesen. Die Ueberlegung zeigt, dass 16 cm irgend einer Normallauge 16 cm irgend einer Normalsäure entsprechen; daher enthalten die 30 cm der Säureprobe ebensoviel wirksamen Bestandtheil, nämlich Säure, wie 16 cm Normalsäure. Die gelöste Gewichtsmenge des wirksamen Bestandtheils ist selbstverständlich bei den verschiedenen Säuren auch verschieden. So wurden enthalten: 30 cm 16 0•049 0•784, II,S. Schwefelsäure entsprechend 16 cm Normalsäure Salpetersäure 160.063 „ 1008, HNO, 160.0365 „ = 0•584, III. Salzsäure Wünscht man den Säuregehalt der Flüssigkeit in Gewichtsprocenten ausgedrückt, so wägt man vor dem Titrieren die gemessene Menge ab oder ermittelt das Gewicht derselben mittels der Dichtenbestimmung und rechnet: 100 gefundene Menge in Procentgehalt angewandte Menge in (Praktische Anwendung der Titration zur Bestimmung der Stärke des Essigs. 100 cm Essig werden mit Phenolphtalein versetzt und mit Normallauge titriert. Die Berechnung stelle der Schüler selbst auf.) 2. Bestimmung von freier Base. Dieselbe erfolgt in gleicher Weise wie die von freier Säure. Liegt eine Lauge vor, so misst man wieder eine beliebige Menge genau ab, setzt einen Indicator hinzu und titriert mit Normalsäure. Die Berechnung ist ähnlich wie bei 1. Z. B. erfordern 25 cm einer Lage zur Neutralisation 46 cm; Normalsäure. Die 25 cm der Probeflüssigkeit enthalten somit genau soviel Alkali wie 46 cm Normallange. Handelt es sich um Kalilange, so sind in 25 cm der Probe 46 00562 576 g KOI, handelt es sich dagegen um Natronlage, so sind 46 0•04 = 1849 NOI vorhanden. Die percentuelle Berechnung ergibt sich aus der in 1 aufgestellten Regel.

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