30. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1900

38 2. Organische Farben. a) Darstellung organischer Farbstoffe. a) Fuchsin: In einer trockenen Eprouvette erwärmt man etwas Holz und einige Tropfen käufliches Anilin (d. i. ein Gemisch von Amidobenzol mit den Amidotoluolen) und löst das Product in Alkohol. Der Zusatz von Salzsäure bewirkt dann eine prachtvolle Rothfärbung, herrührend von gebildetem Fuchsin. Die Erklärung der Reaction ist folgende: Hg Cla wirkt oxydierend (man kann daher auch andere Oxydationsmittel, wie Scla, As20, CHINO anwenden) auf das Gemisch der Amide: CHAN CHAN Ce Hs.NH2 + 2 CHANH. CH + 030 + 220 CH. CHN. H Es entsteht also zuerst das Rosanilin, das sich in Alkohol löst und auf Zusatz von Salzsäure unter Austritt eines Moleculs Wasser in Fuchsin übergeht. CHAN CHAN CHAN CON. CH. CHN. CH. CHN H 8) Pikrinsäure: Zu 10 g conc. HNos werden nach und nach 10 g Phenol gebracht. Sowie die stürmische Reaction vorüber ist, setzt man noch 30 g rauchender Salpetersäure zu und erwärmt eine Minute lang zum Sieden. CHOH + 3 HNOS = 320 + CH (2). (Trinitrophenol oder Pikrinsäure). Die gebildete Pikrinsäure wird mit heißem Wasser ausgezogen und durch Krystallisation gereinigt. Löst man Pikrinsäure in einer Lösung von K2 CO, so entsteht das Kaliumpikrat in Form gelber Nadeln, welches ebenso wie Pikrinsäure selbst explosiv ist. b) Färben thierischer Fasern. a) Erzeugung der Farbe auf der Faser: Indigo: Der natürliche Farbstoff Indigo enthält als färbendes Princip Indigotin oder Indigblau, das gegenwärtig schon künstlich hergestellt und in den Handel gebracht wird. Indigo ist in Wasser unlöslich, und die Färberei mit Indigo beruht darauf, dass man das Indigblau durch reducierende Mittel in Indigweiß überführt, das in Wasser löslich ist, mit der Indigweißlösung die zu färbenden Zeuge tränkt und dieselben dann an der Luft trocknet. Der Luftsauerstoff bewirkt die Überführung von Indigweiß in Indigblau. Mit Indigo können sowohl thierische als auch Pflanzen¬ fasern gefärbt werden. Die Umwandlung von Indigblau in Indigweiß geschieht in der Küpe. (Die Küpen können verschiedenartig hergestellt werden. Für Versuchszwecke empfiehlt sich folgendes Verfahren: 3 Theile feingeriebener Indigo werden mit 6 Theilen Calciumhydroxyd und 4 Theilen Eisenvitriol gemengt und in eine wohlverschließbare Flasche gebracht, worauf man heißes Wasser in entsprechender Menge zusetzt. Der Vitriol und das Kalkhydrat wirken aufeinander ein, und das dabei gebildete Eisenoxydulhydrat geht auf Kosten des Sauerstoffs des Indigblaus in Eisenoxydhydrat über. Das Indigblau wird also reduciert, u. z. zu Indigweiß. Man lässt 1 — 2 Tage stehen, so dass sich auch der Niederschlag vollkommen abgesetzt hat, taucht das zu färbende Zeug ein und lässt es an der Luft trocknen.)

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