30. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1900

31 Oxydation mit Mnoa: Anilin wird mit verd. H2804 im Überschuss versetzt. Bringt man etwas Braunstein hinzu, so wird die Flüssigkeit grün. Oxydation mit Phos: 1 Tropfen Anilin wird mit 10 Tropfen einer circa 30%igen Essigsäure vermischt. Auf Zusatz von Phon färbt sich das Gemisch vor¬ übergehend violettroth, dann braunroth. Oxydation mit Cros: Behandelt man ein Anilinsalz mit einer Chromsäurelösung, so entsteht je nach der Concentration der Anilinsalzlösung ein grüner, blauer oder schwarzer Niederschlag. (Anilinschwarz.) Liegt Anilin nicht im freien Zustande, sondern als Salz vor, so löst man in Wasser und versetzt mit Alkali, wodurch das Anilin frei gemacht wird. Durch Ausschütteln mit Ather kann man das Anilin in demselben lösen; nach Verdampfen des Athers bleibt das Anilin rein zurück. (Für die Darstellung des Anilins aus dem Nitrobenzol empfiehlt sich das folgende Verfahren: In einen Kolben von 1½ Inhalt bringt man 90 g granuliertes Zinn und 50 0 Nitrobenzl und setzt 20 cm conc. Salzsäure hinzu. Schüttelt man um, so erwärmt sich die Mischung und geräth schließlich in lebhaftes Sieden. Sobald dies der Fall ist, kühlt man durch Eintauchen in kaltes Wasser. Man fügt nun neuerdings 20 cm. Säure hinzu und verfährt wie vorher. Man wiederholt dies so oft, dass im ganzen 200 cm Salzsäure zur Anwendung gelangen. Um die Reduction zu vervollständigen, stellt man für eine halbe Stunde auf das geheizte Wasserbad. Das gebildete Anilin ist nun in Form von Anilinchlorid vorhanden. Um es frei zu machen, bringt man eine Lösung von 150 g Nach in 200 cm Wasser hinzu, vermeidet jedoch durch Abkühlen eine beträchtliche Temperatursteigerung. Man destilliert nun mit Wasserdampf, d. h. man leitet aus einer Kochflasche Wasserdampf bis auf den Grund des das Anilin enthaltenden Kolbens, welcher andererseits mit einem Kühler verbunden ist. Obwohl das Anilin erst bei 1820 siedet, geht es fast vollständig mit dem Wasserdampf über. In der Vorlage des Kühlers befinden sich Wasser und Anilin, welches die untere Schichte einnimmt, aber auch zum Theil gelöst ist. Durch Hinzufügen von Kochsalz (20 g auf 100 cm Flüssigkeit) wird das Anilin abgeschieden (ausgesalzen) und dann mit Ather aufgenommen. Behufs vollständiger Trocknung setzt man dem ätherischen Auszug einige Stückchen KOH zu. Dann verdampft man den Ather und unterwirft das verbleibende Anilin der Destillation.) d) Phenole. Unter Phenolen verstehen wir Hydroxylderivate der aromatischen Kohlenwasserstoffe. Alle Phenole geben mit Eisenchlorid gefärbte Flüssigkeiten. Bei der Destillation mit Zinkstaub entstehen die zugehörigen Kohlenwasserstoffe, z. B.: CHOH + Z ZO + CH. Erhitzt man die Verbindungen der Phenole mit Alkalimetallen im Kohlensäurestrom, so wird CO, addiert, und es entstehen die Alkalisalze von Oxysäuren. CHOK + 0, CHOH. COOK. Sehr verdünnte Lösungen von Phenolen (1 Th. Phenol auf 2000 Th. Wasser geben mit einigen Tropfen einer wässerigen Anilinnitratlösung und mit KNO, Nieder¬ schläge von gelbrother bis zinnoberrother Farbe, die aus Azobenzolderivaten bestehen. a) Phenol, Oxybenzol, CHOH. Reines Phenol ist eine langstrahlig krystallinische Masse und farblos; doch zerfließen die Krystalle bald zu einer röthlichen Flüssigkeit. Ein mit Salzsäure getränkter Fichtenspan färbt sich nach dem Befeuchten mit Phenol purpurroth, besonders wenn er dem Sonnenlichte ausgesetzt wird. Die Ursache dieser Reaction ist das im Nadelholze enthaltene Conferin.

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