30. Jahresbericht der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr, 1900

30 dem Wasserbade mit Chlorcalcium so lange, bis die anfangs milchartige Flüssigkeit klar geworden ist. Die letzte Reinigung geschieht durch Destillation und Auffangen des bei 206—207° C übergehenden Antheils. Bei richtiger Arbeit beträgt die Ausbeute 60—709 theoretisch 7889). Mit Pikrinsäure vereinigt sich Benzol zu einer in gelben Nadeln krystallisierenden Verbindung. Zur Ausführung der Reaction löst man Pikrinsäure in Benzol und verdampft die Lösung. Es hinterbleibt dann die entstandene Verbindung in gelben Krystallnadeln. b) Nitrobenzol CHNO. Nitrobenzol ist eine hellgelbe, ölige Flüssigkeit, riecht durchdringend nach bitteren Mandeln, schmeckt erst süß, dann scharf und ist giftig. Nascierender Wasserstoff führt in saurer Lösung in Amidobenzol über. Für Versuchszwecke lässt sich Sn und Hol gut anwenden. CHN, + 3, CHN, + 2,0. In alkalischer Lösung erfolgt Reduction zu Azoverbindungen. Man löst Nitrobenzol in Alkohol und lässt eine Lauge in der Wärme einwirken. Die Lösung wird infolge der entstandenen Azoverbindung roth. 20.H. NO, + 4 H. C.H.N.N. C.H. + 4,0. (Azobenzol) Nitrobenzol lässt sich noch weiter nitrieren. Beim Kochen mit Salpeter¬ schwefelsäure entsteht Dinitrobenzol CH, (NO,), das sich beim Verdünnen mit Wasser als Ol abscheidet. Dieses Ol erstarrt in der Kälte krystallinisch. c) Anilin (Amidobenzol, Phenlamin) CHNH2. Das Anilin ist im frischen Zustande farblos, wird aber bald gelblich, selbst braun, ist in Wasser wenig löslich, dagegen leicht mit Alkohol, Ather und Chloroform mischbar. Es ist eine starke Base und liefert mit Säuren feste Salze, von denen das Chlorid und das Sulfat leicht löslich sind. Kalilange und Natronlange fällen das Anilin aus seinen Salzen aus. Dagegen verdrängt das Anilin das Ammoniak aus seinen Verbindungen. Anilin fällt wie Ammoniak aus Eisen-, Aluminium- und Zinksalzen die Hydroxyde. Lässt man Kalium- oder Natriumnitrit auf eine wässerige Lösung eines Anilinsalzes einwirken, so entsteht unter Stickstoffentwicklung Phenol. CHN, HCKNO, KCH,0+N, + CHOH. Bromwasser gibt in Lösungen von Anilin oder dessen Salzen einen röthlich¬ weißen Niederschlag von Tribromanilin. (Gleichung) Anilin zeigt die allen Aminen zukommende Isocyanid-Reaction. (Siehe Chloroform) Das Anilin gibt durch Oxydation rothe, blaue oder violette Farbstoffe. Oxydation durch Chlorkalk: Eine verdünnte wässerige Anilinlösung wird mit einer filtrierten Chorkalklösung versetzt. Es tritt hiebei eine violette Färbung auf, die die minimalsten Mengen von Anilin zu erkennen gestattet. In einigermaßen concentrierten Anilinlösungen setzt sich ein schmutzigvioletter Niederschlag ab. Oxydation durch K, Cr., und H, SO.: In eine kleine Schale bringt man 5 Tropfen conc. H.S0, und 1 Tropfen Anilin; es entsteht festes Anilinsulfat. Setzt man nun 4 Tropfen einer Lösung von Kaliumbichromat zu, so färbt sich das Gemisch erst roth, dann prachtvoll blau.

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